Sechs Wochen vor der Kommunalwahl hat sich der Stadtrat gestern Abend für den Neubau eines Kombi-Bades aus Schwimmhalle und Freibad für die Einwohner in Pieschen und der Neustadt ausgesprochen. Die Städtische Bäder GmbH soll den Neubau in ihre Investitionspläne ab 2o25 einordnen. Auch für den Dresdner Osten ist eine Schwimmhalle im Stadtbezirk Blasewitz geplant.
Das Bäderkonzept ist Bestandteil der Sportstrategie Dresden bis 2030, die gestern einstimmig vom Stadtrat verabschiedet wurde. Sie enthält ein umfangreiches Maßnahmepaket zu Neubau, Erhalt und Sanierung der Sportstätten im Stadtgebiet.
Welche Konsequenzen die Entscheidung für einen Schwimmhallen-Neubau für die Bewerber um die Sachsenbad-Sanierung hat, ist derzeit noch nicht klar. Zu den drei Bewerberkonzepten, die der Stadtverwaltung vorliegen, ist bisher wenig durchgesickert. Nach Informationen von Pieschen Aktuell soll einer der Bewerber mit Konkurrenz durch einen Schwimmhallen-Neubau im Umfeld gerechnet haben. Wenigstens einer der Bewerber soll in seinem Konzept bei der Betreibung des sanierten Sachsenbades nicht mit städtischen Zuschüssen kalkulieren. Baubürgermeister Raoul-Schmidt-Lamontain (Grüne) will im Mai die Lenkungsgruppe Sachsenbad über die drei Bieterkonzepte informieren. „Zwei der drei Angebote entsprechen der in der Konzeptausschreibung genannten Vorzugslösung eines Gesundheitsbades“. sagte er. In dem Gremium sitzen etwa 15 Vertreter der Stadtratsfraktionen und aus der Stadtverwaltung. Bis dahin wird sich auch herausstellen, wie die drei Bieter mit der für sie neuen Bäderperspektive in Pieschen umgehen.
Keine Mehrheit für Antrag der Linke-Fraktion
In der Debatte über die Sportstrategie hatte Martin Schulte-Wissermann für die Linke-Fraktion gestern Abend im Stadtrat dafür plädiert, die Zukunft des Sachsenbades mit in das Papier aufzunehmen. „Wenn man ein neues Schwimmbad in die Nähe des Sachsenbades setzen will, muss erst geklärt sein, was aus dem Sachsenbad wird“, erklärte er. Nur so habe die Abfolge einen Sinn, begründete er den entsprechenden Antrag seiner Fraktion und warnte: „Entweder macht man jetzt einen kleinen Schritt für das Sachsenbad, oder man klappt den Deckel zu“. Der Antrag wurde mit 21 zu 46 Stimmen bei 2 Enthaltungen abgelehnt. Zustimmung (mit einer Enthaltung) fand ein Antrag der Bürgerfraktion, ab 2025 auch einen Bäderstandort im Osten, vorzugsweise im Stadtbezirk Blasewitz, in die Investitionsplanung aufzunehmen.
Sanierungsstau bei Sportstätten
Anke Wagner, sportpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, sprach von einem „grandiosen Tag“. Es sei richtig gewesen, Sportstätten und Bäder gemeinsam in der Strategie bis 2030 zu betrachten. Ein Wermutstropfen sei der Umstand, dass mit der verabschiedeten Strategie der erhebliche Sanierungsstau bei den Sportanlagen von rund 300 Millionen Euro nur langsam abgebaut werde. Torsten Schulze (Grüne) verwies in der Debatte noch einmal auf die drastische Unterversorgung von Schwimmfläche pro Einwohner in Pieschen und in der Neustadt. Die von den Linken gewollte Verknüpfung von Sachsenbad und neuer Schwimmhalle bezeichnete er als nicht sinnvoll. „Wir wollen den Sport dahin bringen, wo die Menschen wohnen“, sagte er. Thomas Blümel betonte für die Bürgerfraktion, dass mit der Vorlage zum ersten Mal ein Papier existieren, das „den Namen Strategie für die Sportentwicklung verdient“. Für die FDP erklärte Fraktionsvorsitzender Holger Zastrow, dass die Realisierung des Ersatzneubaus der Schwimmhalle in Klotzsche und die Sanierung des Sachsenbades „absolute Priorität“ haben.
Wie Stadträte aus Pieschen reagieren
Als Standort für ein neues Kombibad wird die Harkortstraße favorisiert. Alternativ käme auch ein Areal neben dem Alten Schlachthof in Frage. In beiden Fällen ist die Stadt nicht der Grundstückseigentümer. Pieschens CDU-Stadtrat Veit Böhm hat die Hoffnung, dass sich die Diskussion um den Badstandort weiter entwickelt. Der Sportverein Motor Mickten habe ein Konzept für einen Sport- und Freizeitkomplex vorgelegt, zu dem auch ein Schwimmbad gehöre, sagt er. Es wäre lohnenswert, diese Ideen bei der weiteren Planung mit einzubeziehen. Die Entscheidung für einen Schwimmhallen-Neubau bezeichnete Böhm als „einen sehr sehr guten Tag für alle Pieschener“.
Kati Bischoffberger, Stadträtin für die Grünen, sieht die Stadtratsentscheidung in einem etwas anderen Licht, auch wenn sie der Sportstrategie insgesamt zugestimmt hat. Sie habe für den Antrag der Linke-Fraktion votiert. „Ich bedaure, dass der Antrag für das Sachsenbad keine Mehrheit gefunden hat“, sagte sie. Es sei unverständlich, dass der Stadtrat drei neue Schwimmhallen beschließt und das Sachsenbad dabei nicht berücksichtigt werde. „Die Sachsenbadinititive und die vielen Befürworter*innen für das Sachsenbad werden nicht aufgeben“, betonten sie und fügte hinzu. „Wir werden uns weiter für eine Sanierung unserer ‚Alten Lady von Pieschen‘ einsetzen.“
Als „tolles Signal für den Sport in Pieschen und der Neustadt“ bezeichnete Stefan Engel, Vorsitzender der SPD Pieschen und Stadtbezirksbeirat, die Entscheidung für ein Kombibad. Stadtverwaltung und Stadtrat sollten nun zügig Schritte unternehmen, damit entsprechende Flächen für ein neues Kombibad auch tatsächlich zur Verfügung stehen. „Für das Areal an der Harkortstraße wäre aus meiner Sicht die Aufstellung eines Bebauungsplans sinnvoll. Damit würde die Stadt ein klares Signal an den Flächeneigentümer aussenden und auch die unterschiedlichen Nutzungsinteressen ordnen“, erklärte Engel und befürwortete die Idee, Motor Mickten in die weiteren Planungen mit einzubeziehen.
Ein Kommentar zu “Stadtrat: Neues Kombibad für Pieschen und Neustadt – Informationen zu Sachsenbad-Sanierung im Mai”
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Unfassbar! Dresdens Sportsstrategie 2030 ohne das Sachsenbad
Am 11. April 2019 beschloss der Stadtrat die Sportstrategie 2030 und damit auch ein Bäderkonzept. Super! Der eklatante Mangel an Wasserfläche ist also tatsächlich schon in der Politik angekommen. Die maroden Schwimmhallen in Prohlis und Klotzsche werden ersetzt und zwei neue Bäder sollen jetzt dahin, wo es schon heute kein Wasser weit und breit gibt: In den Dresdner Nord-Westen und nach Striesen.
Diese Bäder sollen aber erst nach 2025 in die Investitionspläne der städtischen Bäder GmbH eingeordnet werden. Finanziell einordnen nach 2025 heißt, dass wohl noch mindestens 10 Jahre vergehen, bis sie die Bädersituation in Dresden real verbessern. Grundstücke in städtischen Besitz: Fehlanzeige!
Während Pläne für die Zukunft beschlossen werden, verfällt – ganz real – das Sachsenbad! Seit 23 Jahren ist es geschlossen. Tausende Dresdner Bürgerinnen haben erst 2017 in einer Petition die sofortige Sanierung des Sachsenbades als Gesundheitsbad gefordert. Das Ergebnis: Es kommt im Bäderkonzept nicht einmal vor!
Mit der Erneuerung des Sachsenbades könnte sofort begonnen werden. In zwei, drei Jahren könnte wieder Leben in die verwaisten Räume einziehen. Vergleichsweise kurzfristig kann damit die im Dresdner Norden besonders prekäre Bädersituation verbessert werden. Aber: Das Sachenbad soll verkauft werden! Angebote liegen angeblich schon auf dem Tisch.
Der Stadtrat beschließt eine neue Schwimmhalle und verkauft die Schwimmhalle, die die Stadt genau da besitzt, wo eine gebraucht wird!?
Kluges Handeln sieht anders aus – und verantwortungsvolles auch: Das Sachsenbad ist und bleibt ein bedeutendes Denkmal der Moderne, es steht für soziales politisches Handeln der Stadt in den 1920er Jahren.
Wie jedes Denkmal ist das Bad selbst Zeitzeuge der Geschichte. Im Jahr des weltweit begangenen Bauhausjubiläums ist es an der Zeit, dass sich die politisch Verantwortlichen dieser Stadt– endlich – ihrer Verantwortung für das Sachsenbad stellen.
Sachsenbad bleibt! Sanierung JETZT!
Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad!“