Das Rathaus Pieschen soll barrierefrei werden. Zudem ist einer Erneuerung der Heizkörper, der Sanitäranlagen und der Brandschutzanlagen geplant. Neue Hardware ist für den Aufbau einer modernen Verwaltung samt papierlosem Büro vorgesehen. 2.7 Millionen Euro will die Stadt hier investieren. Die entsprechende Vorlage ist gestern Abend im Stadtbezirksbeirat einstimmig bestätigt worden.
Dennoch sorgte die Beratung für Irritationen. „Die Räume, die jetzt vom Theater genutzt werden, sind für das Bürgerbüro vorgesehen“, sagte Eberhard Sieß, Abteilungsleiter im Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung der Stadt, bei der Präsentation der Vorlage. In der Vorlage selbst ist nicht erwähnt, dass der ehemalige Ratskeller an die Betreiber des August Theaters vermietet ist. Auch die Grundrisse des Erdgeschosses sprechen eine andere Sprache. Statt Zuschauersaal und Bühne ist dort das Bürgerbüro eingezeichnet. Die Theaterbetreiber seien in die Planung involviert gewesen, so Sieß.
Das sehen Randi und Grigorij Kästner-Kubsch etwas anders. Im vergangenen Jahr, so erzählt der Puppenspieler, seien ohne Anmeldung Mitarbeiter der Stadt oder von beauftragten Firmen gekommen, um die Räume zu besichtigen und zu vermessen. „Auf unsere Nachfrage bei unserem Vermieter – es ist das Amt für Hochbau und Immobilienwirtschaft – wusste man dort von nichts“, sagt er. Dann hätten sie auch niemanden mehr eingelassen. Ob und wie sie von den geplanten Bauarbeiten betroffen sein werden, wissen sie nicht. Noch größer jedoch ist die Verwunderung über die Aussage, dass die Räume künftig aus Bürgerbüro genutzt werden sollen.
Christian Wintrich, Leiter des Stadtbezirksamtes, gibt Entwarnung. „Am Bestand des Theater wird nicht gerüttelt“, betonte er heute noch einmal. Bei der Planung der Rathaus-Sanierung seien aber alle Räumlichkeiten erfasst worden. Dies sei auch richtig so, weil niemand genau sagen könne, wie lange das Theater bestehe.
„Wir haben nicht vor, aufzuhören“, stellen Randi und Grigorij Kästner-Kubsch klar. Ganz im Gegenteil. „Wir werden weiterarbeiten, solange wir können“. Um den Bestand des Theaters langfristig zu sichern, habe man jetzt den Förderverein „Puppen- und Pantomimentheater im August Theater“ gegründet. Geplant sei, bei der Stadt eine institutionelle Förderung zu beantragen. Dies hätten die Kulturverantwortlichen der Stadt nach der Präsentation der Theaterkonzeption empfohlen.
Im vierten Quartal, so rechnet Wintrich, könnten die Bauarbeiten im Ostflügel des Rathauses beginnen. Dort werde künftig ein Fahrstuhl alle Etagen erschließen. Wenn noch einige Türen erweitert werden, seien bis auf wenige Räume im Dachgeschoss alle Büros barrierefrei erreichbar. Der Leiter des Stadtbezirksamtes zeigte sich sicher, dass die Theaterbetreiber in die weitere Planung einbezogen und rechtzeitig über die Baumaßnahmen informiert werden, die das Theater betreffen.
Das Rathaus Pieschen ist 1890/91 erbaut und im Zeitraum 1990 bis 1994 grundhaft saniert worden. Es ist Sitz des Stadtbezirksamtes. Im Bürgersaal im Obergeschoss tagt regelmäßig der Stadtbezirksbeirat.