Dienstagvormittag 9.30 Uhr. Weiche bunte Matten liegen in einem Kursraum des Kinder- und Jugendhauses „Emmers“ auf dem Boden verteilt. Während Stefan Höring, Diplom-Psychologe und Mitarbeiter der Beratungsstelle in Pieschen (BiP), noch ein paar Spielzeugkisten in den Raum bringt, kommen schon die ersten Gäste im Papa-Café an. Die Väter ziehen ihren Sprösslingen die warmen Jacken aus. Einige der größtenteils noch unter Einjährigen bleiben zunächst an der sicheren Hand des Papas, andere robben bereits auf den Matten herum und erobern die ersten Kuscheltiere oder Rasseln.
Lieder zur Begrüßung und zum Abschied
Nach und nach setzen sich Väter und Kinder im Kreis auf die Matten und Stefan Höring eröffnet das Papa-Café mit einem Begrüßungslied. Das Besondere daran: Die Namen aller anwesenden Kinder und dazugehörigen Väter werden nacheinander mit einbezogen. Mit Gitarrenbegleitung folgen weitere Kinderlieder und Fingerreime. Nach dieser Aufwärmrunde haben die Väter Gelegenheit, sich bei einer Tasse Kaffee, die es ab 10 Uhr im Café des Kinder- und Jugendhauses gibt, zu unterhalten: über Fragen von Schlaf- oder Essgewohnheiten ihres Nachwuchses und alle anderen Dinge, die das Vatersein so mit sich bringen können.
Die Kinder erkunden inzwischen die zahlreichen Spielmöglichkeiten, spielen selbständig, kommen nach und nach miteinander in Kontakt oder spielen auch gemeinsam mit ihren Vätern. Fast ein „Muss“ ist der Aufbau einer Holzeisenbahn. Es ist schön zu beobachten, wie dann auch die jungen Väter wieder zu Kindern werden.
Zwei Papas fanden am Dienstag erstmals den Weg ins Papa-Café. Einer kommt mit seiner acht Monate alten Tochter vorbei. „Uns ist es wichtig, dass unser Kind mit anderen Kindern in Kontakt kommt. Abwechselnd mit meiner Frau besuchen wir verschiedene Krabbelgruppen im Stadtgebiet“, erzählt er. „In den meisten Gruppen sind überwiegend Mütter mit ihren Kindern. Da ist es auch mal nett, weitere Papas zu treffen. Es ist schön, dass es diese Angebot hier gibt.“
„Wir haben von diesem Angebot während des Begrüßungsbesuches der Stadt Dresden zur Geburt unseres Sohnes erfahren“, erzählt der andere „neue“ Papa. Er kommt mit seinem dreieinhalb Monate alten Sohn vorbei und genießt es, sich mit anderen Vätern unterhalten zu können. Wenn sein Sprössling ein paar Monate älter ist und dann aktiv mitspielen kann, werde er sicher regelmäßiger vorbeikommen, kündigt er schon einmal an.
Mit einem Abschlusslied lässt Stefan Höring gegen 11 Uhr den Vater-Kind-Treff ausklingen und ist schon auf das nächste Treffen gespannt.
Fünf Jahre Papa-Café in Dresden
Seit reichlich fünf Jahren gibt es das Papa-Café in Pieschen. Dieses kostenlose Angebot richtet sich an Väter mit Kindern im Alter von Null bis drei Jahre. Die Idee stammt von Stefan Höring. „Als ich 2011 mit unserem ersten Kind sieben Monate in Elternzeit war, habe ich auch Krabbelgruppen besucht und war zu fast 95 Prozent der einzige Papa in diesen Gruppen“, erinnert sich der zweifache Vater. „Ich habe mich oft als Exot gefühlt. Die Mamas haben häufig über das Stillen gesprochen oder auch in der Krabbelgruppe gestillt. Diese Mütter umgab eine bestimmte Aura, sodass ich mich im Umgang mit ihnen manchmal unsicher fühlte.
So entstand die Idee einer Krabbelgruppe mit anderen Papas. Erste Gespräche führte er mit dem Männernetzwerk Dresden. Zu diesem Zeitpunkt konnte er sich noch nicht vorstellen, eine eigene Gruppe aufzubauen. 2013 kam ihm dieser Gedanke wieder in den Sinn und er entwickelte die Idee, eine solche Gruppe über die Beratungsstelle in Pieschen anzubieten.
Stefan Höring recherchierte und stellte schnell fest, dass es zum damaligen Zeitpunkt in ganz Deutschland kaum derartige Angebote für Papas gab. Er nahm Kontakt mit dem Väterzentrum Berlin e.V auf und erhielt wertvolle Tipps. Nach viel Zuspruch der Beratungsstelle und deren Träger OUTLAW gGmbH und Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Dresden e.V. sowie einigen Werbeaktionen für dieses neue Angebot startete das Papa-Café Anfang 2014. „Der Zulauf war recht zügig da“, so Stefan Höring, der sich seit einem reichlichen Jahr mit Sozialarbeiter Tobias Bohnet wöchentlich in der Leitung des Cafés abwechselt. Die Teilnehmerzahlen schwanken, bis zu zwölf Väter waren es schon mal. Im Durchschnitt finden dienstags fünf Väter den Weg ins Emmers. Einige kommen nun bereits mit ihrem zweiten Kind und nutzen das Angebot fast jede Woche, andere kommen in großen Abständen immer mal wieder vorbei.
Schutzraum und Hilfe bei Isolation und Überforderung
„Unser Angebot unterstützt Väter, mit anderen Vätern im gleichen Lebensabschnitt Gespräche zu führen. Es kommen Alleinerziehende, Papas in Elternzeit, in Teilzeit oder im Schichtdienst. Fast alle eint, dass sie aktiv die Vaterrolle für ihre Kinder suchen. Das Papa-Café bietet einen Schutzraum auch gegen die Gefahr der eventuellen Isolation oder Überforderung von Vätern, zur Vernetzung und zum Ausbauen von Selbsthilfekompetenzen“, fasst Stefan Höring das Angebot des Papa-Cafés zusammen.
Sozialarbeiter Tobias Bohnet, inzwischen dreifacher Vater, ergänzt aus seinen eigenen Erfahrungen. „Wir erleben in der Arbeit Männer, die gerne ihre Rolle als Väter annehmen wollen. Häufig fehlen jedoch Vorbilder und der Austausch von Mann zu Mann zum Thema Vatersein und Familie“. Für werdende Väter oder auch junge Papas könnten daher zwei Vaterabende interessant sein, die das Männernetzwerk Dresden gemeinsam mit dem Verein „Gut ins Leben e.V.“ im HebammenHaus (Louisenstraße 75) am 7. und 14. Oktober veranstaltet. Es geht um Fragen, was Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Elternzeit mit den Vätern zu tun haben und um das Thema Vaterschaft und Mann-Sein.
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