Eines der letzten jahrzehntelang leerstehenden Gebäude in Pieschen wird saniert: das Eckhaus an der Leipziger Straße 150/Robert-Matzke-Straße. Hier befand sich früher die Pfauen-Apotheke. Seit Ende März stehen die Gerüste, haben die Bauarbeiter mit dem Entkernen des Hauses begonnen. Entstehen sollen wieder zwei Ladeneinheiten im Erdgeschoss, jeweils rund 50 Quadratmeter groß, sowie neun Mietwohnungen mit je drei bis vier Zimmern in den darüber liegenden Etagen. Voraussichtlich im Frühjahr 2020 sollen die ersten Wohnungen bezogen werden können, hofft der Eigentümer.
Gekauft hat das Gründerzeit-Haus ein Privatmann aus Schleswig-Holstein. „Seit vielen Jahren bin ich immer wieder aus unterschiedlichen Anlässen in Dresden. Dadurch ist mir die Stadt sehr ans Herz gewachsen“, so das Nordlicht gegenüber dem Onlinejournal Pieschen Aktuell. „Durch Kauf und Sanierung des Hauses in der Leipziger Straße habe ich dann noch einen Grund, regelmäßig nach Dresden zu kommen.“
Balkon-Rekonstruktion: Historische Fotos gesucht
Das 1897/98 errichtete Gebäude soll in seiner äußeren Form auf der Straßenseite möglichst wenig verändert werden, so die Absprache des Eigentümers mit der Denkmalschutzbehörde. Dabei sollen auch die vor langer Zeit abgeschlagenen Sandsteinbalkone rekonstruiert werden. Allerdings gibt es bislang wenig Anhaltspunkte, wie die Balkone genau ausgesehen haben. Deshalb bittet der Bauherr die Leser von Pieschen Aktuell um Hilfe: Besitzen Sie alte Fotos, auf denen die ursprünglichen Balkone als Muster für die Nachbauten erkennbar sind? Wissen Sie, wann und aus welchem Grund die Balkone „verschwunden“ sind?
Im Dachgeschoss will der Eigentümer einige zusätzliche Gauben einbauen lassen, um für mehr Licht zu sorgen. „Die rückwärtige Fassade wird gedämmt und mit zusätzlichen Balkonen versehen.“ Im Haus wird ein Aufzug eingebaut, alle Versorgungsleitungen erneuert und die Wohnungsgrundrisse verändert, sodass attraktive Wohnungen mit Altbau-Charme entstehen.
Drogen und Nährmittel bleiben
Auch die historischen Werbeinschriften an der Erdgeschoss-Fassade sollen möglichst erhalten werden. „Leider wurden sie vor einiger Zeit durch Graffiti überdeckt, so daß wir nur hoffen können, die Farbschichten auseinander zu bekommen“, schildert der Bauherr das Problem.
Höchste Zeit für eine Grundsanierung
Durch die fast 25 Jahre Leerstand habe das Haus stark gelitten, so der Eigentümer. Es gebe Wasserschäden, zudem seien an mehreren Stellen die Decken durchgebrochen. „Es wurde jetzt höchste Zeit, daß etwas passiert, denn der Zustand des Hauses verschlechterte sich zusehends.“
Dass das Gebäude heute so heruntergekommen ist, hängt auch mit der Eigentümer-Historie zusammen: Das Haus hatte nach der Wende verschiedene Besitzer, war wohl mehrfach in (Zwangs-)Versteigerung, berichtet Angela Hubert, Ehefrau des Apothekers Jürgen Hubert, der die Pfauen-Apotheke von 1994 bis 2008 betrieb. Nachdem die Geschäftsinhaber damals wiederholt Ärger hatten, weil der Vermieter trotz Versprechungen das Gebäude nicht sanierte oder wenigstens halbwegs in Schuss hielt, zogen sie mit ihrer Apotheke im Frühjahr 1995 an den heutigen Standort ins Elbcenter. Sie verließen das Haus fast als „letzte Mohikaner“. Die Wohnungsmieter waren bereits einer nach dem anderen ausgezogen, auch der Nutzer der zweiten Ladeneinheit, Heilpraktiker Dr. Horst Malsch, hatte seine Praxis schon auf die gegenüberliegende Straßenseite in die Hausnummer 117 verlegt.
90 Jahre lang Standort der Pfauen-Apotheke
Dabei gehörte die Apotheke sozusagen zum Inventar des Hauses Leipziger Straße 150: Gute 90 Jahre lang (!) wurden im Erdgeschoss Arzneimittel verkauft. Das Dresdner Adressbuch von 1902 verzeichnet erstmals die „Moltke-Apotheke“ an der Ecke Leipziger/Moltke-Straße, der heutigen Robert-Matzke-Straße. Apotheker Dr. Heinrich Kappes hatte das Haus etwa drei Jahre nach dem Bau erworben und war mit seinem Geschäft eingezogen. Er selbst wohnte im ersten Obergeschoss. 1904/05 änderte sich die Hausnummer in die bis heute gültige 150.
Seit 1934 hatte die Kinderärztin Dr. Katharina Sieber-Pilling ihre Praxis im ersten Obergeschoss. Sie arbeitete auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges viele Jahre weiter. Das Gebäude war also bereits ein kleines Ärztehaus oder Gesundheitszentrum. Bleibt abzuwarten, welche Geschäfte das Eckhaus künftig beherbergen wird.
Können Sie sich erinnern, wann die Balkone des Eckhauses abgeschlagen wurden? Haben Sie vielleicht noch alte Fotos? Schreiben Sie uns eine E-Mail an redaktion@meindd.de oder rufen Sie uns an: 0172 8746230. Vielen Dank!
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