Der gute Stoff ist es, den Johann Ruttloff in seinem Ein-Mann-Betrieb zu robustem, maßgefertigten Beinkleid verarbeitet. Starr und fest fasst sich der blaue Denim aus Japan an. Der Stapel Jeans, der auf einem der Arbeitstische auf den Versand wartet, strahlt einen Charme zwischen Chic und Praktikabilität aus. Form und Funktion – Johann Ruttloff betrachtet sich als Kunsthandwerker. An diesem Wochenende gibt er Einblicke in sein Atelier an der Leipziger Straße 33.

Die Marke Ruttloff wurde 2010 gegründet
Der klangvolle Name lässt vermuten, Johann führe die Jeans-Näherei in dritter Generation. Die zahlreichen Nähmaschinen, er habe ein Dutzend Mitarbeiter. Beides ist nicht der Fall. Vor zehn Jahren stellte Johann seinen Betrieb auf die Beine, der anfangs nicht mehr war als ein einzelnes Projekt. Johann bewältigt den Betrieb ganz allein. „Nachtschichten mache ich aber nicht mehr“, sagt er lächelnd. Das war am Anfang häufig der Fall, als er sich, angespornt von Formen und Schnittmustern, zu neuen Höchstleistungen antrieb. Wenn Aufträge zu Kollektionen eingehen, näht er schon mal 20 bis 25 Jeans pro Woche. Ansonsten liegt sein Schnitt bei einer Maßanfertigung pro Tag.
Die Kunden reisen aus Hamburg und Frankfurt an, um Maß nehmen zu lassen. Ein Abnehmer kommt aus Seattle. Johann Ruttloffs Geschäft funktioniert ohne Werbung, Messepräsentationen oder Wettbewerbe. Der Jeans-Meister investiert Zeit und Energie lieber in die Fertigung. Die Qualität seiner Hosen spricht sich herum – und sorgt für Absatz. Im wahrsten Sinne des Wortes werden Ruttloff-Jeans in die Welt getragen.

Die sichtbare Naht am Hosenaufschlag ist ein Zeichen für Qualität
Johann Ruttloff brachte sich sein Handwerk selbst bei. Er startete mit einer kleinen Plastik-Haushaltsnähmaschine als absoluter Didakt mit dem Ziel, sich eine eigene Jeanshose zu nähen. Das meisterte er mit so viel Bravour, dass es bald Nachfragen aus dem Freundeskreis gab. „Aus heutiger Sicht sahen die natürlich schrecklich aus“, urteilt er. Egal, Johann hing an der Nadel. Der Beginn seiner Selbstständigkeit fiel mit der Möglichkeit zusammen, im berühmten dritten Anlauf ein Studium an der Burg Giebichenstein aufzunehmen. Johann war es schließlich, der der Universität eine Absage erteilte. Er musste sich aufgrund des Zeitaufwandes für einen Weg entscheiden und wählte seinen Beruf als Näher. „Wir einigten uns im Einverständnis“, sagt er lächelnd.
Eine Werkstatt fand er auf dem Drewag-Gelände auf der Lößnitzstraße 7. Seine erste ernstzunehmende Maschine war dann eine Textima, eine Industriemaschine, zu der mittlerweile etliche dazugekommen sind. Johanns „Maschinenpark“ besteht aus Modellen älteren Semesters, nach und nach zusammen gekauft und in Schuss gehalten von Johann selbst. „Ich sehe mich auch als Mechaniker“, erklärt er. Die Werkzeuge sind ein Bestandteil Johanns Philosophie, mit seinen Hosen eine Mixtur aus industrieller Strapazierfähigkeit und individueller Optik zu schaffen.

Johann Ruttloffs erste Industriemaschine war eine der Marke Textima
Das größere Startproblem lag in der Verfügbarkeit von Stoff. „Denim wird normalerweise in Mengen von 10 000 Meter von Händlern verkauft“, sagt Johann. Auf einer Messe kam er mit einem japanischen Anbieter ins Gespräch, der bereit war, ihm kleinere Chargen zur Verfügung zu stellen. Japanischer Denim gilt als der beste der Welt. Dieses Jahr steht Johanns zweite Japanreise an, um die Händler zu besuchen und darüber hinaus das Land besser kennenzulernen.
Eine nicht unerhebliche Veränderung stellte der Umzug von der Lößnitzstraße 7 in die Räume der Leipziger Straße 33 dar. Johann arbeitet hier in direkter Nachbarschaft zu der ebenfalls ortsgewechselten Nikkifaktur. „Es herrscht noch ein bisschen Chaos“, sagt er. Nichtsdestotrotz lädt Johann Ruttloff zu den Tagen des Kunsthandwerks in sein Atelier ein. Am Freitag wird es einen Vortrag zum Unternehmen und zur japanischen Denimkultur zu erleben geben. Am Sonnabend muss das Atelier geschlossen bleiben – es öffnet Sonntag noch einmal seine Pforten.
Johann Ruttloff
Leipziger Straße 33 – Hinterhaus
01097 Dresden
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