Thema: Sachsenbad

Sachsenbad Bürgerinitiative

Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“: Denkmal für Besichtigung öffnen – Vorzug für Schwimmbad-Konzept

Zum 90-jährigen Jubiläum der Eröffnung des Sachsenbades und 25 Jahre nach dessen Schließung will die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ eine Besichtigung des Denkmals ermöglichen. Die notwendigen Sicherungsmaßnahmen sollte die Stadt finanzieren. Zudem bereitet die Bürgerinitiative eine Ausstellung unter dem Arbeitstitel „Zeitzeugen Sachsenbad“ vor. „Wir wollen mit verschiedenen Aktionen erreichen, dass das Sachsenbad im öffentlichen Bewusstsein präsent bleibt. Ein Schwerpunkt ist dabei die Vorbereitung des Tages des öffentlichen Denkmals am 8. September“, erklärt Dorothea Becker, Architektin und eine der Gründerinnen der Bürgerinitiative. Bereits im vergangenen Sommer hatten die BI-Mitglieder Zeitzeugen eingeladen, um deren Erlebnisse und Erinnerungen zum Sachsenbad in Bild und Text festzuhalten.

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Ein bisschen wie beim Klassentreffen. Viele Sachsenbad-Zeitzeugen kannten sich von früher. Foto: W. Schenk

40 Geschichten werden nun für eine Ausstellung aufbereitet. Mit der Aktion „Erzähl mir was“ soll das Sachsenbad am Tag des offenen Denkmals zu einem Ort des Miteinanders werden, so die Pläne der Bürgerinitiative. In kleinen Gruppen werden ausgewählte Zeitzeugen ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die nächsten Generationen weitergeben. Das generationenübergreifende Interesse sei bereits bei der Zeitzeugen-Aktion 2018 deutlich geworden, als Kinder oder Enkel ihre Eltern und Großeltern zum Treffen begleitet hatten und aufmerksame Zuhörer waren, erzählen Dorothea Becker und Christine Swaboda, die das Treffen mit organisiert hatten.

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Aufmerksam verfolgen die Mitglieder der Bürgerinitiative die Aktivitäten rings um den geplanten Verkauf des Sachsenbades an einen privaten Investor. Eines stört sie dabei besonders, so erzählen sie. Bei der Bewerbung um die Kulturhauptstadt spiele das Sachsenbad keine Rolle. Dabei ist es „Teil eines Ensembles mit einem Sportplatz, einer Volksbibliothek, Wohnhäusern mit Gemeinschaftsräumen und einer durchgrünten Kleingartenanlage“, betont Christian Helms, Architekt und Mitglied der Bürgerinitiative. Die gesamte Anlage sei ein herausragendes Beispiel des sozialen Wohnungsbaus aus den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Er zitiert den Bäderfachmann Georg Bennecke, der vor einhundert Jahren gesagt hatte: „Der Bau von Volksbädern erspart den Bau von Krankenhäusern.“

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Seit 1994 ist das Sachsenbad in der Wurzener Straße in Pieschen geschlossen. Foto: Dorothea Becker

Wenn am 4. und 5. Juli im Dresdner Stadtrat über die Kulturhauptstadtbewerbung diskutiert wird, stehe nicht nur der Ankauf der Robotron-Kantine für 2,1 Millionen Euro durch die Stadt auf der Tagesordnung. Bestandteil des Konzeptes sei auch, dass bis 2025 über 244 Millionen Euro in Bauprojekte investiert werde, welche die Kulturhauptstadtbewerbung unterstützen. Das Sachsenbad in Pieschen, das seit 25 Jahren verfällt, komme hier nicht vor.

Seit 2006 engagieren sich die Mitglieder der Bürgerinitiative für die Wiedereröffnung des Sachsenbades. Das von der Bürgerinitiative entwickelte Konzept eines Gesundheitsbades ist wesentlicher Bestandteil der Konzeptausschreibung, mit der die Stadt derzeit nach einem privaten Investor für das Bad sucht. „Es ist darum für uns besonders irritierend, dass unsere Meinung bei der Bewertung der drei vorliegenden Bewerbungen nicht erwünscht ist“, kommentiert Architektin Dorothea Becker die entsprechende Ablehnung durch Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne).

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So könnte das Sachsenbad nach der Sanierung aussehen. Visualisierung: Frank Helms

„Wir bleiben bei unserer Forderung nach gleichen Bedingungen für die Pieschener“, betont Becker. Jeder, der sich seriös mit dem Thema öffentliche Schwimmbäder befasse, „weiß, dass diese ohne Zuschüsse nicht zu finanzieren sind“. Das hätten die drei Bewerbungen auch gezeigt. Soweit bekannt, würden zwei Bewerber ohne Schwimmbad und demzufolge auch ohne städtische Zuschüsse planen. Ein Bewerber aus Dresden wolle dagegen das Sachsenbad samt öffentliches Schwimmbad erhalten und kalkuliere folgerichtig mit entsprechenden Zuschüssen. „Das ist völlig plausibel. Und alle Beteiligten wissen das“, betont Becker. Es sei darum unverständlich, wenn die Stadt ein Sanierungskonzept samt öffentliches Schwimmen ohne Zuschüsse verlange. Oder gar diesen Bieter aus dem weiteren Verfahren ausschließt.

BI-Mitglied Helms ergänzt. „Es ist völlig legitim, für den Dresdner Norden ein eigenes Schwimmbad zu fordern. Um den deutschlandweit angestrebten Wert von 80 bis 100 Einwohnern pro Quadratmeter Wasserfläche für die Stadtbezirke Neustadt und Pieschen zu erreichen, ist zusätzlich zum Nordbad und zum Sachsenbad noch mindestens eine Schwimmhalle von der Größe in Bühlau erforderlich“. Erst dann, so Helms, würde eine Relation von 105 Einwohner pro Quadratmeter Wasserfläche erreicht. Dies zeige deutlich, dass es in Pieschen an Schwimmflächen fehle. „Wer will hier schon eine Luxus-Wellnessoase“, fragt Becker.

Die größte Befürchtung der Sachsenbad-Initiative bringt Helms so auf den Punkt. „Wir sehen die Gefahr, dass der Stadtrat am Ende irgendwas beschließt, nur damit die Stadt das Sachsenbad endlich los wird. Das scheint gegenwärtig die Tendenz zu sein“.

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