Gestern Abend startete der Beteiligungsprozesses zum Hochwasserschutz Leipziger Vorstadt. Im Rathaus Pieschen ging es zunächst um die Vermittlung von Grundlagenwissen zum Thema Hochwasservorsorge. Die verschiedenen Planungsvarianten werden am Sonnabend präsentiert. Der Bürgersaal im Rathaus war gut besucht.
Die Anwesenden erfuhren in jeweils 15-minütigen Referaten Wissenswertes zu den Grundlagen des baulich-technischen Hochwasserschutzes aus Sicht der Landestalsperrenverwaltung. Dirk Carstensen, Professor am Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der Technischen Hochschule Nürnberg, gab Informationen zur Hochwasserentstehung und stellte die Art und Weise der Hochwassermodellierung vor. Bernd Gutt, unter anderem Mitglied des Dresdner Grundwasserforschungszentrum e.V. (www.dgfz.de), gab einen interessanten Einblick in den Zusammenhang von Hochwasser und Grundwasseranstieg und welche Möglichkeiten der Regulierung des Grundwassers in der Praxis Anwendung finden.
Er wies außerdem darauf hin, dass bereits heute auf der Dresden-Homepage eine interaktive Karte verfügbar ist, die anhand von zurzeit 86 Messstellen in Dresden tagesaktuell den Grundwasserstand zeigt. Für die Zukunft ist geplant, auch Grundwasser-Flurabstandskarten im Internet zur Verfügung zu stellen.
- Jens Seifert, Umweltamt: Beteiligungsprozess zum Gebietshochwasserschutz Leipziger Vorstadt (4 MB)
- Birgit Lange, Talsperrenverwaltung: Bautechnischer Hochwasserschutz in Sachsen (2,7 MB)
- Dr.Ing. Bernd Gutt: Hochwasser und Grundwasser – Gefährdungen und Vorsorge (4,7 MB)
- Prof. Dr. Dirk Carstensen, TU Dresden: Elbe-Hochwasser in Dresden – Ausbreitung und Auswirkungen (8,8 MB)
- Mattes Hoffmann, Rehwaldt Landschaftsarchitekten: Hochwasserschutz im öffentlichen Raum (3,5 MB)
- Uwe Bartl, Martin Hensel, Sebastian Hennig: Voruntersuchungen zum Gebietshochwasserschutz Leipziger Vorstadt in Dresden (3 MB, präsentiert am 16.11.)
- alle Informationen zum Hochwasserschutz Leipziger Vorstadt auf dresden.de
Mattes Hoffmann vom Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten erläuterte einerseits anhand verschiedener Beispiele Ursachen von Hochwassergefahren, wie zunehmende Flächenversiegelung und Begradigung von Flüssen, andererseits stellte er eindrucksvoll dar, auf welche Art und Weise in den letzten Jahren kleinere Gewässer wie der Kaitzbach oder der Gompitzer Bach naturnah umgestaltet und ihnen damit wieder mehr Raum geben wurde, aber gleichzeitig auch ein Naherholungswert entstand. In seinem Referat gab er am Ende einen kurzen Einblick, wie verschieden, Hochwasserschutzmauern gestaltet werden können. Das wird sicher in der künftigen Bürgerbeteiligung in der Leipziger Vorstadt noch eine Rolle spielen.
Zuhören hatten Fragen
Gut war, dass Raum für Fragen blieb. Ein Zuhörer aus Kaditz, der in einer Wohnsiedlung an der Serkowitzer Straße wohnt, wollte wissen welche Auswirkungen die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen in der Leipziger Vorstadt für seine Wohnsiedlung haben werden. Birgit Lange von der Landestalsperrrenverwaltung betonte, dass bei derartigen Planungen stets der Nachweis erbracht werden müsse, dass den anliegenden Gebieten aus diesen Maßnahmen keine Nachteile entstehen und sie nicht schlechter gestellt sind als vorher.
Ein anderer Zuhörer äußerte sich skeptisch zur Tauglichkeit des Hochwassermodells und fragte, ob es eine Garantie gebe, dass es am Ende auch genauso eintritt. Sowohl Professor Carstensen als auch Jens Seifert vom Umweltamt betonten, dass in diesem Modell die zurzeit vorhandenen Kenntnisse so gut wie möglich eingebracht wurden. „Niemand kann eine Garantie geben, dass das Modell auch künftige Ereignisse abbildet“, sagte Jens Seifert und fügte hinzu. „Aber es ist garantiert, dass darin das beste heute verfügbare Wissen steckt.“
Zeitplan für die Bürgerbeteiligung
Nach der Vermittlung von Fachwissen geht es am kommenden Sonnabend, 16. November, ab 10 Uhr in der Oberschule Dresden-Pieschen (Robert-Matzke-Str. 14) weiter mit der Vorstellung der konkreten Planungsvarianten. Ideen und Wünsche der Anwohner können dann – so die Hoffnung der Organisatoren – fachlich versierter eingebracht werden. An die Diskussion schließt sich um 13 Uhr eine Besichtigung des betroffenen Gebietes an. Treffpunkt ist um 13 Uhr an der Molenbrücke, Haltestelle Altpieschen.
Nächster bereits feststehender Termin für Bürgerbeteiligung ist der 18. Januar. Im Gymnasium Pieschen, Erfurter Str. 17, wird es von 10 bis 13 Uhr einen Workshop zu den Konfliktpunkten im Zusammenhang mit der Trassenführung und Gestaltung der Hochwasserschutzanlagen geben. Alle Interessierten sind herzlich zur Beteiligung eingeladen.
Am 30. Januar präsentiert die Stadtverwaltung die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und den weiteren Fahrplan. Die Veranstaltung finet um 18 Uhr im Bürgersaal des Rathauses statt. Im 2. Quartal 2020 werden die Ergebnisse dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt.
Hinweise zu allen Veranstaltungen gibt es auch im Veranstaltungskalender für den Stadtbezirk Pieschen.
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