Am 31.0ktober 1517 schlug Martin Luther (1483-1546), damals Professor der Theologie an der Wittenberger Universität, seine 95 Thesen mit der Absicht an die damals noch hölzerne Tür der Schlosskirche zu Wittenberg, um zur Disputation über den Zustand der Kirche aufzufordern. Damit begann die Reformation! Der jährliche Reformationstag, im Jahre 1667 vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. (1613-1680) auf den 31. Oktober festgelegt, erinnert an dieses Ereignis.
Im Jahre 1521 auf dem Reichstag zu Worms unter Reichsacht gestellt, wurde Martin Luther durch seinen Landesherrn Friedrich III. (1463-1525) auf der Wartburg in Sicherheit gebracht. Hier fertigte er die Übersetzung des „Neuen Testament“ an, die noch im September 1522 erschien. Anzumerken ist, dass Friedrich III. durch sein „stilles Wirken im Hintergrund“ für die Ausbreitung der Reformation sorgte.
Im Zusammenhang mit den Ehrungen des „großen Reformators“ findet sich im 1542 angelegten „Gerichtsbuch des Dorfs Trachaw (4) im ampt Dresden“ eine Eintragung, die der damalige Gemeindevorstand Carl Gottlieb Rump (1844-1920) am 10. November 1883 vorgenommen hatte. An diesem Tag gedachte die Gemeinde Trachau des 400. Geburtstages von Martin Luther. „Auf der Mitte des Dorfes“, so schrieb Rump, „wurde eine Eiche gepflanzt.“ Sie war das Geschenk des seit langem in Trachau ansässigen Gutsbesitzers Herrmann August Stephan. Um sie zu stützen, hatte der Gemeindeälteste Johann Heinrich Trobisch zwei starke Pfähle gespendet.
Drei Klassen mit Mädchen und Jungen der ersten Trachauer Schule marschierten an der Spitze des am Schulgebäude beginnenden Festumzuges. „Die drei Klassen wurden vom ersten Lehrer Carl Friedrich Israel, vom zweiten Lehrer Gustav Adolph Jung und vom Hilfslehrer Georg Contius angeführt.“Reden wurden gehalten, Reigen getanzt und Lieder gesungen. Auf fast zwei Seiten des Gemeindebuches hat Carl Gottlieb Rump den „Festtag für die ganze Gemeinde“ beschrieben.
Wir wissen heute, dass Carl Friedrich Israel von 1876 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1908 zuerst Lehrer und dann Direktor der Trachauer Schulen war, dass Gustav Adolph Jung, ausgebildet am Friedrichstädter Seminar, nach Ostern 1884 ständiger Lehrer der Gemeinde Hainsberg (bei Freital) wurde. Wir wissen auch, dass Georg Contius, Schulamtskandidat und Neffe des Kaditzer Pastors Karl Bernhard Henrici, im Jahre 1886 nach Leipzig verzog. Wir wissen aber nicht, wo 1883 die „Mitte des Dorfes“ war, denn damals nahmen zwei Teiche den Großteil des Dorfangers ein.
Im Herbst des Jahres 1899 hatte die Gemeinde Trachau mit der Umgestaltung des Dorfangers sowie mit dem Bau eines eigenen Wasserwerkes begonnen. Brunnen- und Maschinenhaus (Pumpstation) entstanden in Nähe des Schützenhofes, Standort heute Aachener Straße Nr. 31, der Hochbehälter dagegen zwischen der Autobahn und der ehemaligen Gaststätte „Glasewalds Ruhe“. Die offizielle Eröffnungsfeier fand am Freitag, dem 3. August 1900 in Anwesenheit des Amtshauptmannes von Craushaar im Maschinenhaus statt.
Ob die Trachauer Luthereiche heute noch auf dem Anger steht, kann nicht mit Gewissheit behauptet werden. Klar ist, dass sich die Mitte des Dorfes und der Baumbestand seit 1883 sehr verändert haben. Vom Habitus her könnte es aber durchaus eine der auf dem Anger noch stehenden zwei Eichen sein. Das kann aber nur vermutet werden. Eine entsprechende Beschilderung gibt es an diesem Baum nicht. Und auch ältere Anwohner können sich an eine solche nicht erinnern.
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