Der Beitrag über die ersten aus Trachau stammenden Fotoraketen war 1960 in der Zeitschrift „Dresdner Monats-Blätter“ abgedruckt. Darin behauptet der 1898 in der Vorortgemeinde Trachau geborene Walter Herout, dass daselbst „…die ersten primitiven Versuche unternommen wurden, um mit Hilfe von Raketen fotografische Aufnahmen aus großen Höhen zu erhalten.“

Die Reihe der „Dresdner Monats-Blätter“, eine Zeitschrift des „Heimatwerk Dresden“, erschien in der BRD von 1950 bis 1990. Foto: Archiv K. Brendler
Richtig im Beitrag ist, dass der Mechaniker und Installateur für elektrische und telegraphische Anlagen Alfred Maul aus Dresden-Striesen mit Fotoraketen experimentierte. In einer Dokumentation des 1994 gegründeten „Geschichtsverein Truppenübungsplatz Königsbrück“ wird zu ihm unter anderm Folgendes ausgeführt: „Sein Herzblut galt der Entwicklung und Umsetzung einer Rakete, welche die Fähigkeit mit sich brachte, die Erdoberfläche zu fotografieren. […] Bereits im Jahre 1900 konnte er erste, privat finanzierte, praktische Versuche mit selbst gebauten Raketenkörpern auf Feldern (nicht in Trachau, sondern in Weinböhla /KB) vornehmen.“ Und richtig ist auch, dass er 1903 seinen „Raketenapparat zum Photographieren bestimmter Geländeabschnitt“ patentieren ließ.

Alfred Maul, geboren am 27. November 1870 im thüringischen Pößneck, starb am 27. August 1942 in Dresden. Foto: Archiv K. Brendler
Im Buch „Angewandte Photographie in Wissenschaft und Technik“ (Berlin Deutsche Verlagsgesellschaft, 1911) ist der fotografische Apparat wie folgt beschrieben: „Er wird durch eine Rakete in etwa sieben Sekunden in die gewünschte Höhe getrieben. Die Auslösung des Verschlusses erfolgt durch einen pneumatisch-elektrischen Kontakt. Die ganze Länge des Apparates ist sechs Meter, das Gewicht 25 Kilogramm, die erzielten Bilder haben das Format 180×180 Millimeter. Zum Abschießen der Rakete dient eine etwa 400 Kilogramm schwere Lafette, die auch mit einer Zielvorrichtung versehen ist.“

Am 22. August 1906 wird die Fotorakete auf dem Schießplatz Glauschnitz (bei Königsbrück) anwesenden Militärbeobachtern vorgeführt. Foto: Archiv K. Brendler
Da offensichtlich an eine militärische Nutzung der neuen Aufnahmetechnik gedacht war, entwickelte Alfred Maul seine Fotorakete ständig weiter. Zwei Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges war sie in der Lage, eine Nutzlast von 41 Kilogramm auf eine Höhe von rund 800 Metern zu befördern und aus dieser Höhe Aufnahmen zu machen. Alfred Mauls Raketen erlangten allerdings keine unmittelbare militärische Bedeutung. Dennoch war „…er aber der erste, der die Idee der Raketenphotographie in die Praxis umsetzte.“, schreibt Frank-F. Rietz in „Luft- und Raumfahrt“ 1/1996. Und weiter: „Alfred Maul leitete gewissermaßen die Fernerkundung mit Hilfe von Höhenraketen ein und ist somit der Pionier der Raketenphotographie.“

Adreßbuch für Dresden und seine Vororte, 1912 (beendet 26.11.1911) / Industriestraße Nr.23 (Vorstadt Trachau). Foto: Archiv K. Brendler
Der vom Autor gewählte Titel des Beitrages in den 1960er„Monats-Blättern“ ist irreführend, denn die Fotoraketen stammen nicht aus Trachau. Alfred Maul wohnte dort erst seit 1908, zunächst auf der Böttgerstraße und bis 1914 auf der Industriestraße Nr.23. Danach verzog er in die Seevorstadt Dresdens, wo er im Hause Annenstraße Nr. 52 weitgehend vergessen auch starb.

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