Während eine Reihe Kaditzer Straßen und Plätze die Namen von Dichtern, in Übigau die von bildenden Künstlern und in Trachau die von Naturwissenschaftlern tragen, sind es oft Musiker, nach denen Micktener Straßen und Plätze benannt sind. Der Dreyßigplatz im Dresdner Stadtteil Mickten erhielt im Dezember 1927 den Namen des Königlich-Sächsischen Hoforganisten Johann Anton Dreyßig.

Das Grabmal auf dem Inneren Katholischen Friedhof besteht aus einem hohen, die Büste des Johann Anton Dreyßig tragenden Sandsteinsockel, dessen Inschriften nicht mehr lesbar sind. Foto: K. Brendler
Er gründete am 5. März 1807 mit der „Dreyssigschen Singakademie“ den noch bis in die 1930er Jahre bestehenden ersten gemischten Laienchor Dresdens. Die Statuten für den Chor, der zum ersten Mal am 9. November 1812 öffentlich in der Dreikönigskirche auftrat, entwarf Christian Gottfried Körner (1756-1831). Der Vater des „Freiheitsdichters“ Theodor Körner war in der Zeit von 1783 bis 1815 eine der wichtigsten Persönlichkeiten des geistig-kulturellen Lebens in Dresden.
Johann Anton Dreyßig, am 13. Januar 1774 in Oberleutersdorf (Oberlausitz) geboren, seit 1809 Mitglied der Loge „Zum goldenen Apfel“, starb am 28. Januar 1815. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem 1724 geweihten und heute zu den Kulturdenkmalen der Dresdner Friedrichstadt gehörenden ersten katholischen Friedhof der Stadt.
Der lange Zeit als Hofkapellmeister in Dresden wirkende Komponist Carl Maria von Weber (1786-1826) schrieb 1812: „Zur Freude aller wahren Verehrer der Kunst gedeiht eine Musikanstalt täglich mehr, die die schönste Ausbeute für die Folge verspricht, und deren sich außer Berlin wenige Städte rühmen haben mögen, ich meine die vom Hoforganisten Dreyßig errichtete Singakademie.“

Mit dem Betriebsschluss der Lößnitzbahn im Sommer 1930 und der gleichzeitigen Inbetriebnahme der Gleisschleife „Dreyßigplatz“ mussten die Fahrgäste am Straßenbahnhof Mickten nicht mehr umsteigen. Foto (um 1935): Archiv K. Brendler
Im nördlichen Bereich des Dreyßigplatzes befindet sich eine Straßenbahn-Gleisschleife, deren Geschichte im ersten Viertel des letzten Jahrhunderts ihren Anfang nimmt. Die „Dresdner Volkszeitung“ schrieb am 19. Januar 1926 unter der Titelzeile „Verkehrsknoten Mickten“ u.a. dazu Folgendes:
„Die Endhaltestelle der von Mickten in Richtung Radebeul verkehrenden Lößnitzbahn liegt auf dem Gelände des 1897 fertiggestellten Micktener Straßenbahnhofes, die der städtischen Linien, welche den Anschluss von und nach der Stadt vermitteln, auf der Leipziger Straße. […] Durch die ungewöhnliche Zunahme des Kraftwagenverkehrs auf der Leipziger Straße, ist der sich vor dem Straßenbahnhof abwickelnde Übergang von der staatlichen zur städtischen Linie und umgekehrt außerordentlich erschwert. […] Einer Änderung dieser Verhältnisse ist nur durch die Verlegung der Endhaltestellen beider Linien in die Lommatzscher Straße möglich. Gleichzeitig sollte ein Umfahrungsgleis in die Lützowstraße (seit 1946 Franz-Lehmann-Straße – KB) hergestellt werden. Im Staatshaushaltsplan 1926 sind für die Vorarbeiten 100.000 Mark vorgesehen.“
Vier Jahre später, am 15. Juli 1930, wurde das „Umfahrungsgleis“, die noch heute bestehende Gleisschleife übergeben.

Denkmal auf dem Dreyßigplatz mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gebliebenen Mitglieder des „Dresdner Sportvereins Brandenburg“. Foto: K. Brendler
Das im Innenteil der Gleisschleife um 1920 errichtete Denkmal erinnert zugleich an ehemalige Fußballvereine im Nordwesten Dresdens und an deren Sportplätze, auf denen sie ihre Spiele austrugen. So befand sich nördlich des heutigen Dreyßigplatzes der Sportplatz des oben genannten „Dresdner Sportvereins Brandenburg“. Er erstreckte sich bis zur Wüllnerstraße, wurde im Osten von der Leipziger Straße und im Westen von der heutigen Franz-Lehmann-Straße begrenzt.
Auf diesem Areal baute in den Jahren 1925-1927 die „Wohnungsbaugenossenschaft für Handwerk, Handel und Gewerbe in Dresden und Umgebung GmbH“ nach Entwürfen des Architekten Carl Otto Reinhardt (1880 -1960) einen fünfgeschossigen Wohnblock.

Die Mannschaft des „FC Brandenburg“ (Foto um 1910) wurde in der Spielzeit 1923/24 als „Dresdner Sportverein Brandenburg“ Meister der Gauliga Ostsachsen. Foto: Archiv K. Brendler
Der 1901 als „FC Bayern“ gegründete, wenig später in „FC Brandenburg“ umbenannte und nach Vereinigung mit dem“ FC Meteor Dresden“ ab 1920 unter dem Namen „Dresdner Sportverein Brandenburg“ firmierende Fußballverein musste dem Wohnungsbauvorhaben weichen.

Der „Kopf“ der von 1933 bis 1941 monatlich einmal erscheinenden Vereinsmitteilungen der „Dresdner Sportfreunde 01“. Quelle: Archiv Brendler
Fortan trug er seine Spiele auf einem Sportplatz oberhalb des ehemaligen Schützenhofes in Dresden-Trachau aus. Heute befindet sich hier ein überschulisches Ausbildungszentrum des „Berufsförderungswerkes Bau Sachsen“.
Im Jahre 1933 vereinigten sich der „Dresdner Sportverein Brandenburg“, der 1908 gegründete „Verein für Rasensport Dresden“ und der „Sportverein Ring-Greiling 02“ zum Verein „Sportfreunde Dresden 01“. Spielstätte wurde der Platz an der Bärnsdorfer Straße in der Leipziger Vorstadt.

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Das Denkmal im Innenteil der Gleisschleife wurde nicht um 1920, sondern erst um 1930 errichtet..