Die Stadtbezirksbeiräte in der Neustadt und in Pieschen haben das Bäderkonzept der Stadt bis 2030 scharf kritisiert. Mit großer Mehrheit forderten die Pieschener den Neubau eines Kombibades für die beiden Stadtbezirke. Bereits am Montag hatten die Neustädter Stadtbezirksbeiräte eine Überarbeitung des Bäderkonzepts und die Prüfung von Bäderstandorten für die beiden Stadtteile beschlossen. „Es ist eine Zumutung, was uns hier geboten wird. In der Vorlage wird kein Ausweg aus der Misere aufgezeigt“, eröffnete Christian Helms (Grüne) gestern Abend die Debatte im Bürgersaal des Pieschener Rathauses.
Stadtverwaltung: Neue Schwimmhalle für Klotzsche
Zuvor referierte Gunnar Krisch, Fachreferent Sport beim zuständigen Bürgermeister Peter Lames (SPD), die wichtigsten Eckpunkte der „Sportstrategie der Landeshauptstadt Dresden bis 2030“. Dabei hatte er klargemacht, dass es keine Pläne gebe, für die mehr als 100.000 Einwohner in Pieschen und der Neustadt ein neues Hallenbad zu bauen. Statt dessen steht in der Vorlage, dass die „geplante Schwimmhalle in Dresden-Nord, als Ersatzstandort für die Schwimmhalle in Klotzsche, auch die Stadtteile Neustadt und Pieschen mitversorgen soll“. Als Standort für den Neubau ist das Enso-Gelände mit dem ehemaligen Gas- und Wasserwerk an der Königsbrücker Landstraße 100 geplant. Sechs 25-Meter-Bahnen, ein Lehrschwimmbecken und ein Reha-Becken sollen hier entstehen. Der Neubau diene als Ersatz für das 1935 errichtete und unter Denkmalschutz stehende Bad in Klotzsche. Dieser Standort im Gewerbegebiet am Flughafen werde für die Sportnutzung aufgegeben. Darüber hatten Sportbürgermeister Peter Lames und Matthias Waurick, Geschäftsführer der Bäder GmbH, im Juni 2018 auf einer Sondersitzung des Ortsbeirates Klotzsche informiert. Statt des Sportplatzes, der dort nicht mehr benötigt würde, soll innerhalb der nächsten fünf Jahre der Sportplatz in der Neuländer Straße reaktiviert werden.
Pieschen und Neustadt unterversorgt
„Es ist schade, dass Pieschen so schlecht in der Planung wegkommt“, schloss sich Thomas Sawatzki (Grüne) der Kritik seines Parteikollegen an. Auch Christoph Böhm (CDU) sah große Reserven in dem Strategiepapier. Mit Blick die Unterversorgung mit Schwimmangeboten betonte er, dass neben einem Neubau auch die Sanierung des Sachsenbades zur Verbesserung des Angebotes beitragen soll. „Pieschen braucht beide Standorte“, so Böhm. Maurice Devantier (Linke) hielt diese Forderung für überzogen. Für zwei Standorte würden die Finanzen auf keinen Fall reichen, so sein Einwand.
Weil die Ergebnisse der Konzeptausschreibung für das Sachsenbad bisher nicht bekannt sind, konnten dessen Zukunft auch keine Rolle in der weiteren Debatte spielen. Klar ist nur, dass das Sachsenbad im Bäderkonzept der Stadt keine Rolle spielt.
„Kein Stadtbereich in Dresden ist so unterversorgt mit Schwimmfläche pro Einwohner wie die beiden Stadtteile Pieschen und Neustadt“, kritisierte Stefan Engel (SPD). Er hatte eine Ergänzungsantrag vorbereitet, mit dem eine „eigenständige Maßnahme zur mittelfristigen Neuerrichtung eines Kombi-Bades für den Teilraum 1 (Stadtbezirke Neustadt und Pieschen, z.B. am Standort Harkortstraße)“ in das Bäderkonzept aufzunehmen ist. Außerdem sollte in der Verwaltungsvorlage der Satz gestrichen werden, dass die „geplante Schwimmhalle in Dresden-Nord, als Ersatzstandort für die Schwimmhalle in Klotzsche, auch die Stadtteile Neustadt und Pieschen“ mitversorgt. Es sei nicht hinnehmbar, so Engel etwas polemisch, das eine Schwimmhalle im Norden von Klotzsche, kurz vor Weixdorf, als Alternative für die Einwohner in Pieschen und der Neustadt angeboten werde. Bereits vor zwei Jahren hatte die SPD-Stadtratsfraktion einen Vorstoß für den Standort Harkortstraße unternommen.
Mit 16 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen sandten die Stadtbezirksbeiräte ein klares Votum für einen Schwimmhallen-Standort in Pieschen / Neustadt an die Stadtverwaltung. Ob der Standort Harkortstraße dafür in Frage kommt, ist offen. Das Areal gehört der Deutschen Bahn. Allerdings sieht das Strategiepapier sehr wohl eine sportliche Nutzung in diesem Areal. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll eine Konzept für die „Nutzung des Flächenpotenzials im Bereich Harkortstraße für eine Sportstätte bzw. Bewegungsraum“ erarbeitet werden. Innerhalb der nächsten fünf Jahre ist die Schaffung von Bauplanungsrecht und Vorbereitung der Investitionen vorgesehen. Bis 2030, so die Pläne, sollen hier neue Sportanlagen fertig sein. Wenn es nach dem Willen der Stadtbezirksbeiräte geht, dann mit einer Schwimmhalle.
Kleine Anmerkung zum Artikel:
Mein Einwand gegen den Vorstoß der SPD zur Schwimmhalle an der Harkortstraße ist, dass wir damit die Hoffnung auf die Sanierung des Sachsenbades quasi aufgeben. Wenn es in der Stadt Dresden bisher keine politischen Mehrheiten für die Finanzierung EINES Bades in Pieschen gab, ist es dann realistisch zu glauben, dass es welche nun für ZWEI Bäder geben wird? Wenn man nun ein anderes Bad als das Sachsenbad in die Diskussion bringt, sollte man ehrlicherweise dem Wähler nicht auch die Wiedereröffnung des Sachsenbades versprechen. Das hat aber der Ortsbeirat Pieschen mit großer Mehrheit bisher immer unterstützt.
Ich halte an diesem Vorhaben – Wiedereröffnung des Sachsenbades als Schwimmhalle – fest und kann daher nicht einen Vorschlag für ein anderes Bad unterstützen.
Maurice Devantier
Was auch immer dort passiert, seit Jahren schon könnte über dieses Gelände eine schnelle Radweglösung bestehen. Warum nicht auch mal provisorisch. Im Sommer eröffnet um die Ecke ein Schulstandort für mehr als 1000 Schüler. Die Radsicherheit im Quartier ist mau. Hier ist Potential und das für wenig Geld!
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Herr Devantier, wenn ich es etwas drastisch formulieren darf: Sie nehmen einen ganzen Stadtteil in Geiselhaft um mit dem Sachsenbad an einem Prestigeprojekt festzuhalten. Es braucht in Pieschen dringend Schwimmhallen, das zeigen die zu letzt präsentierten Zahlen. Den Bewohnern bringt es es nichts, wenn wegen einer Wette auf die ferne Zukunft des Sachsenbades aktuelle Neubauoptionen nicht verfolgt werden. Zumal auch mit Sachsenbad + Neubau der Stadtteil Pieschen immer noch nicht „überversorgt“ mit Schwimmangeboten wäre.