Seit seiner Kindheit liebt Heinz Veit das Malen. Jetzt hat der Pieschener seine erste Ausstellung – im Alter von 94 Jahren. Heute wurde sie in der Seniorenberatungsstelle in Dresden-Klotzsche eröffnet. Wir haben ihn am Vorabend der Vernissage zum Gespräch in Pieschen getroffen, wo er seit 1976 in der Großenhainer Straße wohnt.
Das Alter ist nur eine Zahl. Heinz Veit ist der beste Beweis dafür. Er sitzt im griechischen Restaurant Alexandros, rotbackig und gut gelaunt, und erzählt von seinem Werdegang als autodidaktischer Maler. In den Augen wohnt noch kindliches Staunen, das Gesicht zieren mehr Lach- als Sorgenfalten und von Allüren keine Spur.
Heinz Veit liebt die Natur. Er wandert gern allein. Früher ging es in die Sächsische Schweiz oder nach Freital, heute läuft er 10 Kilometer durch die Stadt. Hier entlang und da entlang, Heinz Veit lässt sich treiben. Macht Pausen, schaut Menschen und Bäume. Im Frühjahr liebt er Streifzüge durch die Dresdner Heide. Dann amüsiert er sich über die schnatternden Wandergruppen, ihren Trubel. Und versenkt sich in seine stillen Betrachtungen: Die Bienen auf den Buschwindröschen.
Die Natur war und ist es, die Heinz Veit zu seinen Bildern inspiriert. Der Galerist und Initiator der Ausstellung, Lutz Jacobasch, ordnet Heinz Veits Werke der naiven Malerei zu. Kirchen vor Bergkulisse, Wälder, Wiesen – Idylle. Heinz Veit ist als Initial eine Reise ins Rilagebirge 1962 erinnerlich geblieben. Mit „den Bergsteigerjungs“ nach Bulgarien – man war eine heitere Truppe. Der junge Heinz staunte über die Imposanz der Landschaft. Wieder nach Hause zurück gekehrt, gestalteten die Freunde Fotoalben. Heinz sagte sich: „Versuchst du’s mal mit Malen.“
Heinz Veit ist Ur-Dresdner. Er zog als Fünfjähriger mit den Eltern von der Altstadt in die Neustadt. Dort wohnte er auf der Förstereistraße, in der Nähe der alten Rembrandt-Farben-Fabrik, wie er erzählt. Seine ersten eigenen Tempera-Farben bekam er von hier. Was denn die Mitarbeiter mit den halb ausgedrückten Tuben machten, fragte er. „Na, wegwerfen!“, bekam er zur Antwort. Heinz bat um die wertvollen Reste und bekam einen Schuhkarton voll geschenkt. Damit begann er seine ersten ernsthaften Malversuche.
Heinz Veit bemalte Hartfaserplatten und brachte die beliebten Abreißkalender daran an. Allein davon malte er eigenen Schätzungen zufolge an die 100 Stück. Aus alten Bettlaken schnitt er Leinwände für seine Ölbilder. Über Beziehungen kam er als Nicht-Student an Pinsel und Zeichenkarton im Fachgeschäft von L. August Hagen auf der Hansastraße – er „würschtelte sich durch.“ Seine Naturbilder zieren Privatwohnungen und Restaurants. Auch für Vassili Tsetsilas, den Besitzer des Alexandros in Pieschen, malte er Bilder.
Es gab nur zwei Perioden in seinem Leben, in denen er den Pinsel ruhen ließ: Die Jahre des Krieges und der Gefangenschaft zwischen 1945 und 1948 und die Krankheit seiner Frau vor einigen Jahren. Auch hat die Frequenz ein wenig nachgelassen, die Musenküsse werden seltener. An manchem Tag ist es Heinz Veit lieber nach spazieren als nach malen. Aufgegeben hat er seine Leidenschaft jedoch nie. Seltene Küsse sind die süßesten.
Die Motive für Heinz Veits Bilder stammen von Fotografien, von Postkarten und aus Reisekatalogen. Die Motivation kommt aus seinem Inneren: Das Schöne erkennen, das halbvolle Glas sehen, sich an der Schöpfung erfreuen. Heinz Veit ist von seinem Wesen her ein Wanderbursche: Er pfeift ein Lied und sieht die Welt von Bergeshöh’n. Die vielen Jahre seines Lebens haben ihn nicht hart gemacht, sondern milde.
Ob er aufgeregt sei im Hinblick auf die Ausstellung? I wo! Dann muss es die Vorfreude sein, die sein Gesicht überglänzt. „Wer weiß, wer da alles kommt?“
Ausstellung in der Seniorenberatung Dresden-Klotzsche
WAS: Malerei von Heinz Veit
WANN: Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr
WO: in der Seniorenberatung Dresden-Klotzsche, Königsbrücker Landstraße 6a
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