Alt werden in der gewohnten Umgebung – diese Idee hat Christine Swaboda beschäftigt. Ein Buch des Soziologen und Psychiaters Klaus Dörner hat dann den Anstoß dafür gegeben, sich genau dafür zu engagieren. „Der Gedanke, dass Hilfsbedürftige dort, wo sie zu Hause sind, von halbprofessionellen Stadtteil-Pflegegruppen versorgt werden und dazu beizutragen, alten Menschen einen Lebensabend ohne Vereinsamung zu ermöglichen, hat mich überzeugt“, sagt sie. Unser Motiv, ergänzt Ehemann Peter Swaboda, war, nicht nur Menschen zu finden, die Hilfe brauchen, sondern Menschen aus allen Altersgruppen zu finden, die sich in einem Verein engagieren wollen. Daraus, so Heidrun Kirsten, ist der Name des Vereins entstanden: Generationengemeinschaft Nord. Auch Maria Forker, wie Christine Swaboda pensionierte Ärztin, fühlte sich von der Idee angesprochen. Bei den Swabodas im Wohnzimmer wurde im Oktober 2015 der Verein gegründet.
Anfragen zur Hilfe sind vielfältig
Die professionellen Pflegedienste würden nach einem strengen Regime arbeiten, meist im Laufschritt, sagt Maria Forker. Zeit, um sich mit ihren Kunden ein Fotoalbum anzuschauen oder alte Bilder zu sortieren, sei da nicht vorgesehen. „Aber genau danach fragen viele alte Leute“, beschreibt sie ihre Erfahrungen der letzten zwei Jahre. Wie zum Beispiel die 94-jährige Seniorin, die sich freut, wenn sie jemanden zum Reden hat.
„Wir helfen da, wo gerade Not am Mann ist“, ergänzt Heidrun Kirsten, die Schatzmeisterin im Verein, und erinnert an die junge Mutter mit ihrem Schreikind. Sie habe das Baby ständig vor dem Bauch getragen und konnte viele Dinge im Haushalt so nicht erledigen. „Da haben wir bei der Reinigung der Wohnung geholfen und ihr auch immer wieder Mut zugesprochen.“ Wir springen auch ein, wenn die Haushaltshilfe mal für zwei Wochen im Urlaub ist. Wir helfen, wenn jemand aus dem Krankenhaus kommt oder Unterstützung beim Arztbesuch benötigt. „Das ist vor allem für ältere Menschen wichtig, die den Ausführungen des Arztes nicht mehr so schnell folgen können und einiges auch einfach wieder vergessen“, meint Maria Forker. Sie sitze mit dabei und könne später dafür sorgen, dass zum Beispiel die Medikamente ordnungsgemäß genommen werden. Wenn die Anforderungen an die Unterstützung umfangreicher werden, müsse ein Pflegedienst übernehmen, sagt Christine Swaboda. Bei Bedarf würden Vereinsmitglieder an den Gesprächen mit dem medizinischen Dienst teilnehmen und bei der Erledigung des Papierkrams helfen.
Fünf Euro pro Stunde und 1 Euro in die Vereinskasse
Von Anfang an war klar, dass der Verein seine Leistungen nicht kostenlos zur Verfügung stellt. Sechs Euro pro Stunde sei vertretbar, sagt Schatzmeisterin Kirsten. Fünf Euro für den Betreuer, ein Euro für die Vereinskasse. Die Vereinsmitglieder zahlen einen Jahresbeitrag von 30 Euro. Allein die Haftpflichtversicherung für den Verein koste 223 Euro im Jahr. Sie sei notwendig, damit die Helferinnen und Helfer bei ihrer Arbeit abgesichert sind. Hinzu komme die Raummiete für die wöchentliche Vereinssprechstunde, Kosten für Flyer und Büromaterial. Laptop und Drucker wurden mit Fördergeldern bezahlt.
Die Liste der konkreten Hilfeleistungen ist lang und vielfältig. Einer stark sehbehinderten Rentnerin wird beim Einkaufen geholfen – Toaster, Hausschuhe, neue Gardinenstange. Die wird dann auch angebracht, sagt Peter Swaboda. Auch das Wechseln einer Glühbirne ist manchmal wichtig. Ebenso, wie die regelmäßige Überprüfung des Kühlschrankes und das Aussortieren von abgelaufenen Lebensmitteln. Einige Vereinsmitglieder haben inzwischen eine Anerkennung als Nachbarschaftshelfer. Sie können zum Beispiel als Verhinderungspfleger eingesetzt werden, wenn zum Beispiel die betreuende Ehefrau ihren Mann einmal stundenweise verlassen muss.
So sorgen die Vereinsmitglieder mit vielfältigen Unterstützungsleistungen dafür, dass bedürftige Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Mehr als 400 Stunden werden in diesem Jahr zusammenkommen. „Wir sind ausgelastet“, sagt Christine Swaboda. Sollte die Nachfrage steigen, seien sie dringend auf neue und aktive Vereinsmitglieder angewiesen.
Umzug in die Trachenberger Straße 6
Vielleicht hilft der Umzug zum Ende des Jahres, den Verein und seine Arbeit bekannter zu machen. Weil die Wohnungsgenossenschaft Trachau Nord die bisher genutzten Räume an einen neuen Nutzer vermietet hat, habe man sich ein anderes Stammquartier suchen müssen. „Ab Januar werden wir darum im Begegnungs- und Beratungszentrum der Volkssolidarität in der Trachenberger Straße unseren Sitz haben“, kündigt die Vereinsvorsitzende an. Deren Leiter Steffen Müller freut sich auf die Zusammenarbeit. Die Aktivitäten des Vereins passen gut zum Netzwerk der Nachbarschaftshilfe, in dem sich auch die Volkssolidarität engagiert, sagt er und glaubt, dass nicht nur neue Kontakte zu Hilfebedürftigen, sondern auch zu Helfenden entstehen können.
Generationengemeinschaft Dresden Nord e.V. im Internet
Kontakt per Mail: kontakt@generationengemeinschaft-dresden-nord.de
Kontakt per Telefon: 01575 8906537
4 Kommentare zu “Verein Generationengemeinschaft Dresden Nord bietet Hilfe im Alltag und sucht Verstärkung”
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Diesen Gedanken hatten wir auch und haben mit dem Leiter der Seniorenbegegnungsstätte Trachenberger Str. darüber gesprochen. Er wollte überlegen, wo die Bücher in „seinen“ Räumen Platz finden könnten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich würde gerne helfen. Ich hatte einige Praktikas in Hauswirtschaft und Altenpflege..
MfG Sylvia Fischer.
Liebe Frau Fischer, dann kommen Sie doch am besten mal donnerstags zwischen 10 und 12 in der ELSA vorbei, wir würden uns freuen! Sonst können Sie natürlich auch anrufen oder über die Website eine Nachricht schicken.