Das ist eine Geschichte über den Werdegang eines Bürgeranliegens. In einer Sprechstunde bei Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) ist der Wunsch geäußert worden, die Zinggstraße in Übigau zur Elbe hin durchgängig öffentlich nutzbar zu machen. Derzeit endet sie als Sackgasse zwischen einem Wohnhaus und einem ehemaligen Kulturhaus an einem Zaun. Ein Schild am Ende der Straße verweist auf Privatgrund.
Das rote Gebäude rechterhand ist das Atelier des Bildenden Künstlers Eberhard Bosslet. „Ich habe das Gebäude vor einigen Jahren in ‚Uferhalle am Schloss‘ umgetauft“, sagt er. „Ehemaliges Kulturhaus“ klinge auf Dauer nicht besonders schön. Eine ältere Dame hätte sich wohl für die Öffnung des Weges eingesetzt, meinte er am Telefon. Es gehe hier nicht um eine der berüchtigten Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Das beim Oberbürgermeister vorgetragene Ansinnen landete mit einem Auszug über die betroffenen Flurstücke bei Ortsamtsleiter Christian Wintrich im Pieschener Rathaus mit der Bitte um Stellungnahme. Auf der Ortsbeiratssitzung am 5. Juni informierte Wintrich die Ortsbeiräte über das Problem und sagte: „Ich möchte mich gern von Ihnen beraten lassen, bevor ich dem Oberbürgermeister antworte“. Die Diskussion war nicht lang, der Tenor jedoch einhellig. Gern würde man den Zugang zur Elbe geöffnet sehen. Allerdings müsse das in Übereinstimmung mit dem Pächter geschehen. Außerdem wäre es gut, wenn man mehr über die Gründe für die Verpachtung und den Zustand der irgendwann einmal öffentlichen Treppe wüsste.
Eine Nachfrage von Pieschen Aktuell bei der Stadtverwaltung ergab, dass das begehrte Stück Zinggstraße nicht öffentlich gewidmet ist. „Scheinbar hat ein früherer Eigentümer die Fläche an die Stadt abgegeben zum Zwecke des Straßenbaus, der dann aber nur unvollständig vollzogen wurde. Demnach wäre der restliche Teil nie öffentlich gewesen“, heißt es in der Antwort aus dem Rathaus. Eine Verpachtung habe darum auch kein Problem dargestellt. Es gebe einen unbefristeten Pachtvertrag und „keine Veranlassung, diesen zu kündigen“.
Wer auf dem Treidelpfad zwischen dem Wirtshaus Lindenschänke und dem kleinen Gewerbepark an der Werftstraße entlangläuft, passiert eine 650 Meter lange Mauer, das Schloss Übigau und den historischen Übigauer Uferkran aus dem Jahr 1891. Vorher kommt er an einer Tür in der Mauer vorbei. Oben steht, fast auf der Mauer, ein Wohnhaus. Der jetzige Mieter hat bereits vor Jahren, nachdem mehrfach Feuer gelegt worden war, das große Loch in der Mauer mit Sandsteinen und einer Tür verschlossen. Dahinter befindet sich nur Schutt, von einer Treppe ist nichts zu sehen.
Hat die Stadt ein Interesse daran, hier wieder einen öffentlichen Durchgang einzurichten? Die Antwort ist eindeutig: „Nein, derzeit nicht, etwa 100 Meter nördlich besteht ein öffentlicher Zugang zur Elbe.“ Gemeint ist Altübigau. Auch in südlicher Richtung kommt man, nicht ganz so komfortabel, ans Wasser. Möglich, aber nicht sicher ist, dass die neuen Eigentümer von Schloss Übigau einen öffentlichen Zugang zur Elbe schaffen – dort gibt es eine breite, aber reparaturbedürftige, Treppe zum Ufer. Über diese konnte man früher auch die Anlegestelle der Fähre zwischen Übigau und dem Ostragehege erreichen. Diese stellte 1930 allerdings ihren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen ein.
Aus jetziger Sicht scheinen die Chancen für eine Öffnung der Zinggstraße bis zum Elbufer eher gering. Im Ortsbeirat Pieschen wartet man nun darauf, welche Antwort der Oberbürgermeister auf die Anfrage in seiner Bürgersprechstunde gibt.
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