„Fliegen ist mein Lebenstraum“. Mit 15 Jahren hat Peter Haschenz 1964 seinen ersten Alleinflug mit dem Segelflugzeug „Baby 2 B“ an der Elbe absolviert. Damals gab es auf der großen Wiese gegenüber den Elbschlössern noch einen Segelflugplatz. Heute verdanken wir Peter Haschenz zahllose Luftaufnahmen von Dresden, das aus der Höhe fotografierte Hochwasser 2013 oder eine Dokumentation des Schwarzpappel-Bewuchses entlang der Elbe und der Mulde sowie etliche Aufnahmen, mit denen die Stadtentwicklung aus der Höhe von etwa 600 Metern in den letzten fast zwanzig Jahren gestochen scharf festgehalten ist. In die Seitenscheiben seines Ultraleichtflugzeuges hat der heute 69-Jährige extra Fotofenster eingebaut. Wenn er die Kamera mit beiden Händen hält, klemmt der Steuerknüppel zwischen den Knien, das Seitenruder bedient er mit dem Fuß. „Dann kann es schon mal abrupte Bewegungen geben. Aber daran habe ich mich längst gewöhnt“, sagt er.
Viele Dresdner und Einwohner im Ortsamt Pieschen kennen Peter Haschenz nicht erst, seit er Luftaufnahmen macht. Er wohnt seit langem in Übigau und gehörte in den siebziger Jahren zu den Aktiven in der Offenen Jugendarbeit in der Trachenberger Weinbergskirche. „Ich spielte damals in einer Rockband. Weil wir meist selbst geschriebene Titel sangen, kamen wir nicht so gut an“, erinnert er sich. Über eine Freundin sei dann der Kontakt zu Pfarrer Frieder Burkhardt zustande gekommen. „Dort war mein Part die Musik. Pfarrer Burkhardt hat viele Texte selbst geschrieben, wir haben sie vertont oder zu schon bekannten Melodien gesungen“, erzählt Haschenz. Zu den offenen Abenden oder den unkonventionellen Jugendgottesdiensten seien damals nicht nur Mitglieder anderer Jungen Gemeinden, sondern auch viele atheistische Jugendliche gekommen. Es sei bekannt gewesen, dass die Pfarrer der Gemeinde und die Veranstaltungen von der Staatsicherheit überwacht wurden, meinte Haschenz.
Das Engagement in der offenen Jugendarbeit führte ihn zum Neuen Forum. Nach den ersten freien Wahlen nominierte ihn die Bürgerbewegung als Jugendamtsleiter. Der Stadtrat bestätigte ihn. Das sei eine sehr aufregende, aber auch aufreibende Zeit gewesen. „Die Gesundheit hat gelitten, ich habe das Amt nach fünf Jahren abgegeben und war dann im Umweltamt“, erklärt Haschenz. In der Kirchgemeinde ist er bis heute als Mitglied im Ortsausschuss und in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv.
Über die Zeit der offenen Jugendarbeit in der Weinbergskirche hat Vivienne Amm am Romain-Rolland-Gymnasium 2017 eine Facharbeit geschrieben. Viele Informationen stammen aus Interviews mit Peter Haschenz.
>> Weite in der Enge, Offene Jugendarbeit in der Weinbergskirche zwischen 1970 – 1976, von Vivienne Amm
Mit der Wende 1989 war für ihn der Weg in die Lüfte wieder frei. Seinen Wunsch, Pilot zu werden, hatte die NVA zunichte gemacht. Wegen einer angeblichen Verkrümmung der Wirbelsäule sei er „nicht schleudersitztauglich“, so der Befund. Statt sich wieder dem Segelflug zu widmen, entdeckte Haschenz die Ultraleichtflieger. „Ich machte eine entsprechende Ausbildung und legte 1992 die Prüfung ab“, beschreibt er den Neuanfang. „Seit dem fliege ich intensiv“. Zunächst mit gemieteten Flugzeugen, 1998 fanden sich zwei weitere Enthusiasten, die mit ihm gemeinsam einen Bausatz für ein Ultraleichtflugzeug erwarben. Insgesamt mussten wir rund 65.000 Mark zusammenlegen, um den „Storch 582“ mit allem Zubehör zu kaufen. „Zusammengebaut habe ich den Flieger im wesentlichen allein. Das war ideal, weil ich so wusste, wem ich vertrauen kann“, sagt der studierte Automatisierungstechniker mit viel Berufserfahrung als Entwicklungsingenieur. Aber auch mit der Gewissheit, dass er das kann. „Ich hab zu DDR-Zeiten einen Wartburg Tourist neu aufgebaut“.
Seit er Rentner ist, verbringt er noch mehr Zeit in der Luft. „Ich bin schon fast überall hingeflogen in Deutschland, manchmal mit meiner Frau“. Neulich sei einer seiner Söhne mit ihm an die Ostsee geflogen. Gern übernimmt er auch Rundflüge als Geburtstagsgeschenk. Wenn professionelle Luftaufnahmen gefragt sind, dann nehme er den Auftraggeber mit, fotografiere aber meist selbst. „Neben einem sehr lichtstarken Objektiv braucht es schon einige handwerkliche Erfahrungen, damit die Bilder scharf werden“, erklärt er. Nur wenigen Fluggästen gelängen auf Anhieb gut Luftaufnahmen. Mit seinem Weitwinkel könne er in einer Höhe von 600 Metern eine Areal zwischen Elbkante und Straßenbahnhof Trachenberge sowie zwischen Moritzburger Straße und Straßenbahnhof Mickten erfassen, antwortet er auf die Frage nach der größtmöglichen Reichweite. Auf seinem Laptop werden die Fotos nach dem Fliegen systematisch geordnet. Auch das erfordert Geduld und Präzision. Aber, so sagt Peter Haschenz. „Es ist das, was mir Spaß macht.“
4 Kommentare zu “Luftaufnahmen von Peter Haschenz aus Übigau: Fliegen ist mein Lebenstraum”
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Schöner Artikel, Danke!
Der in diesem trefflichen Beitrag porträtierte Peter Haschenz ist seit fünf Jahren Mitglied der 2002 ins Leben gerufenen Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest und ständiger Aussteller auf den jährlich stattfindenden Märkten für Dresdner Geschichte und Geschichten.
Nicht zu vergessen die wunderbaren Fotokalender, die aus den vielen beeindruckenden Bildern schon entstanden sind. Eine schönes unvergessliches Produkt hat er aus seinen Luftbildaufnahmen gezaubert. Vielen Dank von Auix.
Ich hatte auch schon das Vergnügen mit Peter Haschenz zu fliegen und war beeindruckt vom professionellen Zusammenspiel von Fotografieren und Flugzeugsteuerung.