Kulturwerkschule Leipziger Str container

Kulturwerkschule: Landesamt für Schule und Bildung untersagt auch Start der Oberschule

Bittere Nachricht für 25 Kinder, deren Eltern und das Gründerteam der Kulturwerkschule in Pieschen. Das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) hat den Start der Oberschule nicht genehmigt. Anfang Juni war bereits der Grundschule eine Genehmigung verwehrt worden. „Dies ist für uns alle sehr traurig“, heißt es in einem Brief des Kulturwerkschule-Teams an die Eltern. „Wir werden in Widerspruch gehen“, sagte Michael Hecht, einer der vier Schulgründer, im Gespräch. Wegen der Bearbeitungszeit des Widerspruchs sei allerdings ein Start der Oberschule in diesem Schuljahr nicht mehr möglich.

Kulturwerkschule Gründer 2106

Das Gründer-Team der Kulturwerkschule in Pieschen im Juni 2017: Michael Hecht, Katharina Weinhold, Claudia Meusel und Georg Flade (v.l.n.r.). Quelle: kulturwerkschule

Das LaSuB habe für die Ablehnung drei Gründe angeführt. Die Lehrkraft für die Fächer Mathematik, Technik, Computer, Biologie verfüge mit ihrer Lehrbefähigung in den Fächern Physik und Elektrotechnik über eine „zweifelhafte Qualifikation für die Unterrichtserteilung in den Fächern Mathematik und Informatik an der Oberschule“, und sei gänzlich ungeeignet für Biologie. Darüber habe man jedoch, so Hecht, zuvor mit dem LaSuB gesprochen. Außerdem sei beanstandet worden, dass die Lehrkraft nicht dauerhaft zur Verfügung stehe. „Der Lehrer ist in Bayern verbeamtet und für das nächste Schuljahr beurlaubt, um bei uns anfangen zu können“, so Schulleiter Hecht. „Sobald unsere Schule genehmigt ist, wird er seine Verbeamtung in Bayern aufgeben und langfristig für uns zu Verfügung stehen. Diesen Schritt kann ich von ihm aber schlecht vor einer Genehmigung unserer Schule abverlangen.“

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Eine weitere Beanstandung habe die Honorarlehrer betroffen. Lehrkräfte, die mit einem Honorarvertrag in Fächern mit geringem Stundendeputat unterrichten wollten und zugleich an einer öffentlichen Schule arbeiten, würden keine Genehmigung für eine Nebentätigkeit vom dafür zuständigen LaSuB erhalten. Als drittes habe die Behörde beanstandet, dass eine Ethikvertretungslehrkraft nur „für den Fall der Fälle“ angestellt werden solle. Obwohl sich alle Eltern und Kinder der künftigen fünften Klasse für eine Teilnahme am Religionsunterricht entschieden hatten, so Hecht, habe das LaSuB das fehlende Angebot für den Ethikunterricht beanstandet.

„Es wird sehr deutlich, dass das LaSuB derzeit keine Schulen in freier Trägerschaft genehmigen möchte“, sagte Hecht und sicherte den Eltern und Sympathisanten der Kulturwerkschule zu, dass man weiter für die Eröffnung der Schulen kämpfen werde. Ex-Innenminister Markus Ulbig, CDU-Direktkandidat im Pieschener Wahlkreis 7, hatte die Schulgründer in Gesprächen bei der Schulaufsichtsbehörde unterstützt. „Ich finde das Konzept gut und bin überzeugt, dass das eine gute Ergänzung für das Schulangebot im Stadtteil ist“, hatte er im Gespräch mit dem Onlinejournal Pieschen Aktuell erklärt. Dafür lohne es sich auch, zu kämpfen, machte er den Schulgründern Mut.

„Es ist ärgerlich und enttäuschend“, reagierte Pieschens Grünen-Stadträtin Kati Bischoffberger. „Warum ist es nicht möglich, eine derartig engagierte Initiative, wie die Gründung der Kulturwerkschule konstruktiv zu unterstützen? Die Schulgründer*innen haben ein innovatives und für eine zukunftsorientierte Gesellschaft richtungsweisendes Konzept“, betont sie und erklärt, dass die Unterstützung der Kulturwerkschule aufgrund ihres Konzeptes „für mich eine Herzensangelegenheit ist“. Vielfalt, so Bischoffberger, tue auch in der Schullandschaft gut.

„Die Blockade des Landesamtes geht eindeutig zu weit“, kritisiert SPD-Ortsbeirat Stefan Engel. „Das vielfältige Engagement der Lehrer und Eltern falle nun einer unverständlichen Verwaltungspraxis zum Opfer“. Er habe die Initiatoren der Schulgründung als „sehr engagierte und kompromissbereite Menschen kennengelernt“, fügte Engel hinzu. „Es wäre sehr schade, wenn dieses Potenzial für Pieschen nicht genutzt wird.“

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