Der jahrelange Konflikt um die Zukunft der Trachauer Hufewiesen ist gelöst. Der Grundstückseigentümer Adler Real Estate wird einen großen Teil seines rund 11 Hektar großen Grundstücks der Stadt Dresden überlassen. Die Stadt will dort eine öffentliche Grünanlage entwickeln. Auf einer Fläche von 2,4 Hektar darf der Berliner Immobilienentwickler im Gegenzug seine Bauvorhaben umsetzen. Auf einem Areal von 1,6 Hektar können Wohnungen gebaut werden. Weitere 0,8 Hektar sind für nicht störendes Gewerbe vorgesehen. Das können zum Beispiel Büros oder Einzelhandelseinrichtungen sein. Die bebaubare Fläche erstreckt hinter den Häusern entlang der Leipziger Straße zwischen der Pettenkoferstraße und Am Trachauer Bahnhof und wird durch die drei Stichstraßen Hildesheimer Straße, Veteranenstraße und Jubiläumsstraße erschlossen.
Der Stadtrats-Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften hat eine entsprechende Änderung des im Mai 2017 beschlossenen Bebauungsplanes für die Hufewiesen am Mittwoch in erster Lesung gebilligt. Bis zum Satzungsbeschluss, der das Baurecht herstellt, werden noch ein bis zwei Jahre vergehen, meinten Experten heute.
Bevor Sven-Christian Frank, Vorstand der Adler Real Estate und Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) heute die gefundene Kompromisslösung verkünden konnten, hatten Vertreter der Eigentümer, des Stadtplanungsamtes und der Stadtratsfraktionen von Linke, Grünen und SPD mehrere Monate verhandelt. „Es schmerzt auf allen Seiten ein bisschen, aber wir haben einen guten und tragbaren Kompromiss gefunden“, sagte Schmidt-Lamontain. „Wir haben viele Gespräche insbesondere mit der Bürgerinitiative geführt, damit alle Interessen bei der künftigen Entwicklung der Hufewiesen berücksichtigt werden“, erklärte der Immobilienexperte Frank. „Dabei haben wir viel erreicht: Die Stadt und ihre Bürger erhalten ein Naherholungsgebiet, und wir dürfen auf unserem Grundstück neue und dringend benötigte Wohnungen errichten.“ Adler Real Estate verfügt nach eigenen Angaben bundesweit über ein Portfolio von rund 50.000 Wohnungen, „die Mietern mit mittlerem bis niedrigem Einkommen ein bezahlbares Zuhause bieten“. 25 Prozent der auf den Hufewiesen geplanten Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden.
Vorbereitet wurde die Kompromisslösung durch den intensiven Kontakt zwischen Thomas Bergander und dem Verein Hufewiesen. Bergander hatte mit seiner Firma Taurecon Consulting GmbH im Auftrag der Berliner Grundstückseigentümer eine Lösung für die festgefahrene Situation entwickelt. Der Hufewiesen-Verein, deren Sprecherin Anja Osiander bei der Pressekonferenz mit im Podium saß, hatte hartnäckig und überzeugend die Einmaligkeit der Hufewiesen und des angrenzenden historischen Angers von Alttrachau gegenwärtig gemacht. „Als wir vor anderthalb Jahren unsere Gesprächen begonnen haben, lagen wir weit auseinander“, erinnerte sich Bergander. Inzwischen habe man viel Verständnis füreinander entwickelt. „Es hat sehr viel Spaß gemacht und es wird ein tolles Quartier entstehen“, zeigte er sich sicher.
„Das ist ein historischer Tag“, betonte Anja Osiander. Sechs Jahre habe der Verein für eine solche Lösung geworben und sich immer für eine städtebauliche Lösung eingesetzt. „Ich würde mir wünschen, dass die Immobilienbranche mehr solche offen denkenden Menschen hätte“, machte sie deutlich, dass es bei der Suche nach Kompromissen auch um die handelnden Personen geht. Gleichzeitig betonte Osiander, dass noch nicht entschieden sei, was nun aus dem öffentlichen Grün würde. „Die Kuh ist noch auf dem Eis“, sagte sie. Der Verein will sich dafür einsetzen, dass die Gestaltung der Hufewiesen unter breiter Einbeziehung der Anwohner und Nachbarschaft erfolge. Einen Auftakt dafür soll die Bürgerversammlung am 24. März bieten.
Martin Schulte-Wissermann von der Piratenpartei ist Mitglied der Linke-Fraktion und einer der Stadträte aus der rot-grün-roten Stadtratsmehrheit, die die Änderungen an der Vorlage zum Bebauungsplan für die Hufewiesen mit den Eigentümern verhandelt haben. „So kann man Kommunalpolitik machen“, freute er sich. Ein selbstbewusster Stadtrat, eine konstruktive, nicht auf Krawall gebürstete, Bürgerinitiative und flexible Investoren hätten den gefundenen Kompromiss ermöglicht. „Ich freue mich wahnsinnig über die Lösung“, sagte Grünen-Stadträtin Kati Bischoffberger und hob den langen Atem und das Engagement des Hufewiesen-Vereins hervor. Als „bemerkenswert“, bezeichnete Vincent Drews (SPD) die Lösung und betonte die Rolle der Hufewiesen als Gegengewicht zum lange bekannten Grünflächendefizit in Trachau und Pieschen.
Adler Real Estate will nun zügig die weiteren Arbeiten am Bebauungsplan vorantreiben. Mit dem Dresdner Stadtplaner Klaus Bielenberg und dem Architekten Peter Kulka habe man bereits Partner verpflichtet. „Für uns ist das ein Pilotprojekt“, betonte Adler-Vorstand Frank. Es sei der Einstieg in das Developmentgeschäft und solle kein Einzelprojekt sein.
5 Kommentare zu “Kompromiss zur Zukunft der Hufewiesen gefunden: Wohnen, Gewerbe und viel Grün”
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noch ein paar solche Kompromisse und der Rest der Wiese ist auch weg.
Das ist ja das Schöne wenn man sowas dauerhaft erhalten will – immer mal wieder ein Stück weg ist kein Erhalten.
-„Im östlichen Teil an der Gaußstraße sind Mietwohnungen – 25 Prozent davon zu sozial verträglichen Mieten – und Gewerbeflächen geplant.“ (Sarah Hermann /SZ am 09.03.18)
-„Die bebaubare Fläche erstreckt hinter den Häusern entlang der Leipziger Straße zwischen der Pettenkoferstraße und Am Trachauer Bahnhof und wird durch die drei Stichstraßen Hildesheimer Straße, Veteranenstraße und Jubiläumsstraße erschlossen.“ (Winfried Schenk /Pieschen Aktuell am 08.03.18) – ICH BIN FÜR SCHENK!
Autsch! Danke für den Hinweis! Ich bin auch für Schenk. Als Beteiligte an den Verhandlungen kann ich bestätigen, daß Schenk den Inhalt des Kompromisses richtig wiedergibt, die Sächsische Zeitung ihn dagegen grob entstellt.
Die „bebaubare Fläche“ war im 15./16.Jahrhundert Ackerland des bis 1607 bestehenden und den Domherren des Bistums Meißen gehörenden Trachauer Vorwerks. Noch in den 1930er Jahren wurde es von den „alten Trachauern“ die FORBRIGEN genannt. Sollte dort dereinst ein Wohngebiet nebst nicht störendem Gewerbe entstehen, einer der Straßennamen oder
das gesamte Areal könnte „Auf den Forbrigen“ heißen!
[…] besten Bericht in den Medien dazu findet man auf dem Portal „Pieschen aktuell“ von Winfried Schenk. Herr Schenk hat sich auch die Mühe gemacht, die Einigung entlang der Flurstücksgrenzen im […]