Seit einer Woche kann man in der Leipziger Straße 54 bei der Erste Hilfe Schule Dresden lernen, wie man Leben rettet. Karsten Olzmann bietet hier Erste Hilfe Kurse für Fahrschüler, Fortbildungen für Pflegepersonal und Eltern-Kind Kurse an. In dem Ladengeschäft war bis vor Kurzem noch die Segway Vermietung. Weil der dazu gehörige und auf Zeit angemietete Funpark der künftigen Hafencity gewichen ist, hat das Geschäft im Herzogin Garten ein neues Quartier gefunden.
Das helle Ladengeschäft erinnert wenig an die üblichen Schulungsräume, die sich oft in großen Bürokomplexen oder Gewerbegebieten befinden. „Ich möchte die Menschen direkt ansprechen und die Erste-Hilfe-Angebote möglichst öffentlich gestalten“, erklärt Karsten Olzmann. Darum könne man bei ihm auch ins Schaufenster gucken. In seinen Kursen setzt er auf viele praktische Übungen. Neben den gewöhnlichen Herz-Druck-Massagen an den Phantompuppen bietet er deshalb auch das Üben der Heimlichmethode mit Hilfe einer speziellen Weste an. Mit ihr kann man den festen Druck der Faust auf das Zwerchfell simulieren. Das ist neben dem kräftigen Schlag zwischen die Schulterblätter eine wichtige Methode, um im Notfall den Erstickungstod zu verhindern.
Olzmann zeigt in seinen Kursen auch den richtigen Umgang mit sogenannten Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED). Er möchte den Teilnehmern die Angst vor der medizinischen Technik nehmen und demonstriert, dass eine Stimme im Gerät dessen Anwendung Schritt für Schritt erläutert. 260 Defibrillatoren seien im Dresdner Stadtgebiet verteilt, sagt er. Fahrschüler können bei ihm neben dem Erste Hilfe Nachweis auch gleich einen Sehtest absolvieren und die nötigen Passfotos machen lassen.
Auch den Kleinsten vermittelt Karsten Olzmann schon, wie bedeutend Erste Hilfe sein kann. Vorreiter bei diesem Thema seien die Skandinavier. Sie zeigen den Kindern schon lange, wie sie im Ernstfall helfen können. Die gemeinnützige Pflasterpass GmbH in Berlin hat ein entsprechendes Schulungskonzept für 4- bis 8-jährige Kinder entwickelt. Ein Igelchen ist die Hauptfigur in den kindgerecht aufbereiteten Geschichten rings ums Helfen. Am Ende des Kurses bekommen die Kleinen einen Pflasterpass, wie beim Schwimmabzeichen in Bronze, Silber oder Gold. „Viele Kinder glauben, dass sie den Krankenwagen gar nicht rufen dürfen“, hat Olzmann festgestellt. Sie denken, das sei nur Erwachsenen erlaubt.
Seit Jahresbeginn hat Olzmann mehr als 50 Pflasterpasskurse in Kindertagesstätten und Grundschulen durchgeführt. Das war einer der Bausteine in die Selbständigkeit. Der gelernte Schwimmmeister und Tauchlehrer hat die letzten zehn Jahre in einer Apotheke als Assistent der Geschäftsführung gearbeitet und sich um Marketing und Organisation gekümmert. „Aber der Bürojob ist auf Dauer nichts für mich“, sagt er. In vielen Gesprächen sei dann die Idee der Erste-Hilfe-Schule gewachsen. Erste Kursangebote wurden realisiert. Das Ladengeschäft ist nun der Weg in die Öffentlichkeit. Einrichtung und Dekoration zeugen vom handwerklichen Geschick des Besitzers. Die Grafiken sind nach Vorlagen selbst gestaltet und auf Rahmen gezogen, die Igel-Geschichten erzählt er mit einem selbstgebauten Kamishibai, einem japanischen Erzähltheater. Das Ladengeschäft hat einen Seminarbereich für Erwachsene. Rings um die Matte mit verschiedenen Phantompuppen stehen Sessel. Der Torso eines menschlichen Oberkörpers und andere Schulungsmaterialien samt einer Videowand ergänzen die Einrichtung. Deutlich gemütlicher geht es im Kinderbereich zu. Für die Kleinen gibt es Kissen auf dem Boden, an den Wänden wird großflächig die Geschichte des kleinen Igels erzählt. „Ich habe deutschlandweit den ersten Pflasterpassladen“, sagt Olzmann stolz.
Das Ladenlokal sollte unbedingt in Pieschen sein. „Ich wohne hier und kenne den Stadtteil gut“, sagt Olzmann, der auch das Stadtteilfest Sankt Pieschen im Anfangsjahr mit organisiert hat. Die Pläne für die nächsten Monate stehen fest. Jetzt muss die Erste-Hilfe-Schule bekannt gemacht werden. Neben den klassischen Kursen denkt Olzmann auch an Angebote zu Kindergeburtstagen – mit und ohne Essen und Trinken. Außerdem will er sich um eine Zulassung für die Schulung der betrieblichen Ersten Hilfe und von Betriebssanitätern bemühen. Etwas ausgefallener ist die Idee der Notfallkurse für Hundebesitzer. „Ich hatte selbst viele Jahre einen Golden Retriever und werde nicht vergessen, wie es war, als er sich die Pfote mit einer Glasscherbe schwer verletzt hat“, erzählt er und betont. „Auch für Hundebesitzer ist es wichtig zu wissen, was in einem Notfall zu tun ist.“ Bis zum Jahresende soll das Angebot stehen.
Anmerkung der Redaktion: Die Autorin Dorothea Brackelmann (15) hat im Rahmen eines Praktikums beim Onlinejournal Pieschen Aktuell diesen Beitrag recherchiert und geschrieben.
2 thoughts on “Karsten Olzmann eröffnet Erste Hilfe Schule Dresden – deutschlandweit erster Pflasterpassladen”
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Liebe Dorothea,
wirklich gut geschriebener Artikel, wirkt sehr professionell. Ich hätte nicht vermutet, dass er von einer 15-Jährigen verfasst wurde. Weiter so!!! ??
Und die Kurse hören sich sehr interessant an, viel Erfolg für Herrn Olzmann.
Vielen Dank für Ihren Besuch und den sehr schönen Artikel. Er ist echt toll geschrieben.