Die Bürgerversammlung im „Goldenen Lamm“, zu der der Hufewiesen-Verein am Sonnabend eingeladen hat, war gut besucht. Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) zeigte sich begeistert vom Engagement des Vereins und ermutigte die Anwesenden, sich aktiv einzubringen, um gemeinsam ein Nutzungskonzept zu erstellen, wie das geplante öffentliche Bürgergrün aussehen soll.
In einem Podiumsgespräch unterhielt sich Anja Osiander vom Hufewiesen-Verein mit drei Nachbarn über deren Ideen, wie die Hufewiesen künftig genutzt werden könnten.
Hufewiesen als grünes Stadtteilzentrum
So präsentierte Michael Hecht, einer der Schulgründer der Kulturwerkschule Dresden seine Vorschläge unter dem Titel „Die Hufewiesen als grünes Stadtteilzentrum“. Die Schule soll ihren Standort in der Leipziger Straße 232 240, ganz in der Nähe der Hufewiesen haben. Diese könnten Kulturlandschaft und Freiraum sein, einfach zugänglich, einerseits aus naturbelassenen Ökoinseln bestehend, wo aber auch Landwirtschaft und Gartenbau betrieben werde. Die einzelnen Hufen könnten durch Gestaltung entsprechender Pfade, die Anpflanzung von Hecken oder Obstbäumen hervorgehoben werden. Als Stadtteilzentrum könnten die Hufewiesen sowohl für Bildung, Kultur und Bewegung genutzt werden. Hecht sieht die Hufewiesen als „mitbestimmtes Bürgergrün“ und meint damit: „Die Bürger bestimmen in regelmäßigen Abständen über die Gestaltung mit. Immer wieder. Diese aktive Mitbestimmung bezieht sich auf zwei Hufen. Die Große Hufe, bestimmt und gestaltet von über 18-Jährigen, die Kleine Hufe, bestimmt und gestaltet von Kindern und Jugendlichen. Die übrigen Hufen bleiben „wild“. Die künftige Kulturwerkschule würde sehr gerne als Lernaufgaben Pflegeaufgaben in dem Areal übernehmen.
Hufewiesen: Zurück zu unseren Wurzeln mit ein wenig Moderne
Katrin Schneider, Anwohnerin und Technikerin für Garten- und Landschaftsbau, stellte ihre Ideen und Visionen unter den Titel „Zurück zu unseren Wurzeln mit ein wenig Moderne“. Darin sieht sie „die Hufewiesen als ein Park der Begegnungen von und für Generationen, zur Wiederbelebung alter Traditionen des ländlichen Bereiches, für Pflanzen, Menschen, Tiere und Trachen, zur Erholung und für den Sport, der uns aufzeigt, was ohne viel menschliches Zutun aus der Natur entstehen kann.“
Eine Streuobstwiese könnte neu gestaltet werden, um Obstsorten bekannt zu machen und um die Bewirtschaftung mit und ohne Technik zu zeigen. Sie stellt sich vor, ländliche Traditionen, wie das Hexenfeuer, Sommerfest und Erntedankfest auf den Hufewiesen wiederzubeleben. Auch die Schaffung einer autarken Begegnungsstätte (mit Solarenergie oder Biokläranlage betrieben), als offener Treff oder ein Repair-Café kann sie sich auf den Hufewiesen gut vorstellen. „Ich wünsche mir für die Zukunft der Hufewiesen Trachau eine grüne Fläche, in der die Menschen einander respektieren und achten, und der Mensch selbst die Natur wieder zu schätzen weiß. Wo jeder seinen Müll und die Hinterlassenschaften seines Haustieres beräumt, damit alle ruhigen Gewissens die Grünfläche nutzen können. Kleinere Veranstaltungen in denen nicht der Kommerz, sondern das Geben und Nehmen im Vordergrund steht. Ein bisschen mehr WIR und weniger ICH“, fasste Katrin Schneider ihre Präsentation zusammen.
Landschaftsbild bewahren und Freizeit für die ganze Familie
Linda Stüwe, „Urtrachauerin“, hat die Hufewiesen noch als Kind zum Spielen genutzt. Sie ist selbst Mutter und möchte, dass ihre Tochter viel draußen ist. „Die heutigen Kinder haben viel weniger Naturerfahrungen als wir es damals noch hatten“, so ihre Beobachtung. Ihr ist es unter anderem wichtig das Landschaftsbild zu bewahren, Freizeitmöglichkeiten für die ganze Familie zu schaffen, junge Menschen zu fördern, aber auch die Gesundheit durch Bewegung und Sport in der Natur. In ihrer Vision könnte auf den Hufewiesen unter anderem ein Ponyhof entstehen mit dem Ziel durch das Arbeitstier Pferd/Pony das Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln, das Pferd aber auch als natürlichen Landschaftspfleger zu nutzen. Platz für Landartkunstobjekte, für einen Abenteuerwaldsportpark und ein Naturerlebnispfad hat sie in ihrer Vision ebenfalls vorgesehen.
Diese drei Visionen sollten andere Nachbarn dazu ermuntern weitere Ideen für die Erarbeitung eines Nutzungskonzepts einzubringen, so der Wunsch von Anja Osiander, Sprecherin des Hufewiesen-Verein. Kurzfristige Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung gebe es auch in der Zukunft, zum Beispiel bei der Vorbereitung des Trachenfestes (26. Mai).
Außerdem wurden die Hufewiesen vom Kulturhauptstadtbüro Dresden als einer von 25 Orten des Miteinanders ausgewählt, an denen am 26. August kulturelle Veranstaltungen stattfinden sollen. Dafür werden noch bis zum 30. April Projektideen gesucht. Die Projektideen sollen neben künstlerischen Formaten und dem interaktiven Charakter auch die Einbeziehung lokaler Akteure im Viertel berücksichtigen. Neben der Projektbeschreibung muss auch ein ausgeglichener Kosten- und Finanzierungsplan beigelegt werden. Projekte können mit bis zu 1.000 Euro gefördert werden.
Stadtplaner Herrmann Sträb: Alle einbeziehen
In einem Abschlussvortrag gab Architekt und Stadtplaner Herrmann Sträb unter dem Titel „Wie kann eine nachhaltige Beteiligung der Bürger bei der Gestaltung der Hufewiesen als „Bürgergrün“ gelingen?“ entsprechende Hinweise aus seinen eigenen langjährigen praktischen Erfahrungen. Er empfahl unter anderem eine Arbeitsgruppe zu bilden, in der neben Eigentümer, Politik, Fachverwaltung und den interessierten Bürgern auch gezielt wichtige Nutzergruppen, wie Senioren, Kindergärten und Schulen mit eingebunden werden. Zuvor sollten unter anderem die Themenstellung präzisiert und Handlungsspielräume für das Nutzungskonzept abgeklärt werden.
Interessenskonflikte, die bei der Erarbeitung des Nutzungskonzepts möglichst zu lösen sind, werden nicht ausbleiben. Während große Einigkeit darüber herrschte, dass die Fläche, die für das Bürgergrün zur Verfügung steht, überwiegend naturnah belassen sein soll, gab es in der Diskussion am Sonnabend zur Frage, ob Hunde auch künftig ohne Leine frei über die Hufewiesen toben dürfen unterschiedliche Vorstellungen. Die Hundebesitzer möchten für ihre Tiere gern weiterhin diesen Auslauf. Andere Nutzer der Hufewiesen äußerten daraufhin den Wunsch nach einem rücksichtsvolles Miteinander insbesondere für kleine Kinder und Nutzern der Hufewiesen, die Angst vor Hunden haben.
Langer Weg vom Kompromiss bis zur Umsetzung
Am 8. März hatten der Grundstückseigentümer Adler Real Estate, das Stadtplanungsamt, mehrere Stadträte und der Verein Hufewiesen einen Kompromiss für die künftige Nutzung der Hufewiesen präsentiert. Der Eigentümer wird der Stadt etwa sieben Hektar der Hufewiesen überlassen. Auf der verbleibenden Fläche will der Immobilienentwickler aus Berlin auf 1,6 Hektar Wohnungen bauen und auf 0,8 Hektar Kleingewerbe ansiedeln. 0,6 Hektar seien als Grünfläche geplant. 25 Prozent der Wohnungen sollen gefördert sein, betonte Thomas Bergander, der für die Adler Real Estate das Projekt vor Ort betreut.
Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan liegt dem Stadtentwicklungsausschuss zum Beschluss vor und wird voraussichtlich am 10. April im Ortsbeirat Pieschen diskutiert. Nach einem entsprechenden Satzungsbeschluss könnten die Grundstücke an die Stadt übertragen werden.
Auch wenn der erzielte Kompromiss ein wichtiger Meilenstein zur Umsetzung des Bürgergrüns auf den Hufewiesen sei, werde es noch ein bis anderthalb Jahre dauern, ehe das zu entwickelnde Nutzungskonzept umgesetzt werden könne, betonten Thomas Bergander, der für den Eigentümer Adler Real Estate das Projekt begleitet, und Anja Osiander vom Hufewiesen-Verein übereinstimmend. Auch im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens werde es eine Bürgerbeteiligung geben. Dann können sich Interessierte auch zu den Bauplänen der Immobilienentwickler äußern.
5 Kommentare zu “Hufewiesen Trachau: Erste Ideen zum öffentlichen Bürgergrün vorgestellt”
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Ein kleiner Hinweis sowie eine Frage zum Artikel seien mir gestattet: Das Grundstück Leipziger Straße Nr.232, der zukünftige Standort der Kulturwerkschule, ist schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts bebaut. Heutzutage bieten im Erdgeschoss des mehrstöckigen Mietswohnhaus die Thai Massage Studios Khamla Ganzkörpermassagen an und nebenan lädt das Dürüm & Döner Kebab Haus Alanya zum Verzehr mediterraner Speisen ein. Und die Frage: Was, liebe Claudia Trache, muss der Trachauer unter Trachen verstehen, von denen Katrin Schneider gesprochen hat?
Danke für den Hinweis, lieber Herr Brendler. Es geht um das Grundstück Leipziger Straße 240. Ist korrigiert.
@Trachauer Zum Begriff „Trache“ kann ich Ihnen einen Ausschnitt der Internetseite des Hufewiesen Vereins zitieren: „Der Ort Trachau wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1242 erwähnt; damals unter dem Namen Trachennowe (zu mittelhochdeutsch trache = Drache als Fabeltier).“ Vollständiger Text unter http://www.hufewiesen.de/?page_id=206 .
Der Verein greift diesen Begriff auch beim jährlichen Trachenfest auf. Dort präsentieren Kinder bei der Trachenparade ihre selbst gebastelten Trachen. Der Begriff steht m.M.n. daher nicht nur für eine altertümliche Schreibweise eines Fabelwesens, sondern ist als Synonym für eine phantasievolle Nutzung der Hufewiesen zu verstehen.
@Jochen Vielen Dank für den erläuternden Hinweis, der sicher auch anderen „Pieschen Aktuell-Lesern“ erklärt, warum das Wort TRACHEN im Text kein Rechtschreibfehler ist!
Ich DANKE Jochen für die Beantwortung der Frage bezüglich der “Trachen“ auf den Hufewiesen. Genau aus dem Grunde so geschrieben u so in der Vision verwendet.