Der Zirkus ist in der Stadt!

Hereinspaziert! Hinter den Kulissen des Circus Monaco

Der Zirkus ist in der Stadt! Immer noch löst der Ruf einen abenteuerlichen Schauer aus. Zirkus – das ist der Duft von Sägespänen, fernen Ländern und wilden Tieren. Zumindest für das Publikum. Für Familie Sperlich ist ihr Circus Monaco Tagesgeschäft: Reklame betreiben, Vorstellungen meistern, Tourneen planen. Mario Sperlich, Juniordirektor des Monaco, wurde quasi in der Manege geboren und kann sich nichts Schöneres vorstellen als seinen Beruf.

Der Circus Monaco residiert am Pieschener Elbufer

Der Circus Monaco residiert am Pieschener Elbufer.

Mit einem Jahr hatte Mario seinen ersten Auftritt: stehend auf den Händen seines Vaters. Vor einem Jahr war es wiederum sein Sohn, der auf diese Weise seine Premiere hatte. Zirkus ist ein Familienbetrieb. Geprägt von Zusammenhalt und gewachsenen Strukturen. Die Schwiegertöchter, die mittlerweile zum Monaco gehören, entstammen ebenfalls der Zirkuswelt. „Private heiraten eher selten ein“, erklärt Mario. Das liege an dem nomadischen Lebensstil. Nicht jeder kann sich das vorstellen. Ebensowenig wie Mario sich vorstellen kann, irgendwann sesshaft zu werden. „Ich würde mich eingesperrt fühlen“, sagt er.

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Wer bestaunt hier wen? Tierische Akteure beim Blick auf den Elberadweg

Wer bestaunt hier wen? Tierische Akteure beim Blick auf den Elberadweg.

An Zirkussen ist Deutschland reich: Etwa 1.280 Zirkusse gibt es hierzulande, sagt Mario. In Österreich seien es dagegen nur drei oder vier, ebenso in Holland. Das könnte an der Vielzahl der Ableger liegen. Der Circus Monaco beispielsweise entsprang im Jahr 2012 dem Circus Royal. Mit allein 90 Wagen für das Personal war er schlicht zu groß geworden und in dieser Form ökonomisch nicht mehr zu halten. Er wurde also in mehrere kleine Betriebe aufgeteilt. „Unser Monaco ist ein Familienzirkus“, sagt Mario. Raubtiere sind hier nicht anzutreffen, dafür Alpakas, Ponys und Kamele. „Die Tierhaltung unterliegt strengen Auflagen vom Veterinäramt und wird regelmäßig überprüft“, versichert Mario. Die vierbeinigen Langohren vom „Eselnest“ haben Gesellschaft und auch die Elbradler erfreuen sich an den dunkeläugigen Schönheiten.

Alles muss man zweimal machen: Kamel beim Wiederkäuen

Alles muss man zweimal machen: Kamel beim Wiederkäuen.

Wenn nicht gerade Vorstellungen vor- und nachbereitet oder gegeben werden, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterwegs, um Reklame zu machen. Dazu gehören kleine Vorstellungen an Kindergärten und natürlich Plakate über Plakate. „Hier in Pieschen hatten wir nur zwei Tage Zeit zum Bewerben“, erzählt Mario. In Anbetracht des knappen Vorlaufs seien die Vorstellungen gut besucht, freut er sich.

Vor allem Olaf, den Schneemann, lieben die Kinder. In seine Haut schlüpft Mario in der Manege. Aber eigentlich ist „Rumpel“, wie ihn seine Mitarbeiter neckend nennen, ein Mann für alle Fälle. Er ist je nach Bedarf Mechaniker, Klempner, Clown, Cowboy, Techniker, Installateur, Jongleur und ja – Schneemann. Im Zirkus sind Allrounder gefragt. Autos müssen repariert, Zelte geflickt, Feuer muss geschluckt werden. Das Handwerken hat sich Mario vom Großvater abgeschaut. Generationsübergreifendes Wissen: Eine Säule des Zirkuswesens.

Für die Vorstellungen schlüpft Juniordirektor Mario Spehrlich ins Schneemannkostüm

Für die Vorstellungen schlüpft Juniordirektor Mario Spehrlich ins Schneemannkostüm.

Zu den schönsten Erinnerungen seines Zirkuslebens zählt Mario seine Kindheit. Auch wenn er häufig Abschied nehmen und Freundschaften nur postalisch pflegen konnte. „Man sah sich ja meist im nächsten Jahr wieder“, sagt er. Freilich erfordert die ständige Wanderschaft eine gute Organisation. Vom Arzttermin bis zum Schulbesuch. In NRW, erzählt Mario, gibt es ein mobiles Schulprojekt für Zirkuskinder. Das sei sehr hilfreich, da die Kinder sich ansonsten ständig an abweichende Lehrpläne anpassen müssten. Dort sei ein einheitlicher Lehrplan organisiert. Zudem sei es eine Erleichterung, dass die Schule zu den Kindern komme – und nicht umgekehrt. Sogar ein Abitur sei möglich. Drei bis viermal die Woche besuchten Zirkuskinder die Schule. Mit etwa 12 Jahren sei es üblich, sagt Mario, dass die Kinder selbstständig per Fernschule lernten.

Ob er eine Lieblingsstadt habe, frage ich. „Dresden“, anwortet Mario und als ich das für eine sehr werbewirksame Antwort halten will, versichert er mit Nachdruck: Nein, es sei tatsächlich so. Zum dritten Mal sei er nun hier und habe sich das dritte Mal auch herzlich gewünscht. „Die Schönheit fasziniert mich.“ Das Elbflorenz mag als Vorgeschmack auf die nächste Tournee dienen: Die führt, nachdem der Weihnachtszirkus in Braunschweig gestemmt ist, in den Süden nach Italien. Auf ein Wiedersehen!

Circus Monaco
Pieschener Hafen
Moritzburger Straße 3
Aufführungen täglich um 16 Uhr, sonntags um 11 Uhr
Am 8., 9. und 10. Oktober spielfrei!
Freitags ermäßigter Eintritt für Omis, Donnerstag und Samstag Familientag!
Telefon: 0178 6539185

3 Kommentare zu “Hereinspaziert! Hinter den Kulissen des Circus Monaco

  1. Trachauer sagt:

    Spehrlich???? Sperlich heißt die Zirkusfamilie. Das dürfte einer versierten Vielschreiberin eigentlich nicht passieren.

  2. Mäuschen sagt:

    Ohhh den Zirkus (damals Zirkus Hein) kennnich noch aus meiner Kindheit. Da muss ich hin

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