Thema: Hafencity

Antikhandel Leipziger Straße

Hafencity kommt: Aus für Antik-Händler und Freizeitspaß am Elberadweg

Buntes Leben am Citybeach auf den Volleyball-Plätzen, den gemütlichen Sonnenliegen und an den Tischtennisplatten, Drinks am Pool bei Purobeach und Disko im Pier 15 – das ist ein gewohntes Bild, wenn man sich auf dem Elberadweg vom Pharmaunternehmen Menarini in Richtung Norden bewegt. Tausende haben hier – sobald die Sonne wärmte – ihren Freizeitspaß genossen und Freunde getroffen. Parallel dazu auf der Leipziger Straße passiert man die Bücherscheune, den Antikhandel Gräfe mit der Blankholz-Werkstatt und die Rumpelkammer. Hier konnte das Publikum alte Möbel, diversen Hausrat oder Bücher bestaunen, durchstöbern und über den Preis feilschen.

Aus für Freizeit und Handel

Rumpelkammer Ausverkauf

Vor dem Umzug soll so viel wie möglich verkauft werden. Foto: W. Schenk

Für Freizeit und Handel ist das Ende nun besiegelt. Sie müssen der künftigen Hafencity weichen. Den Händlern und Gewerbetreibenden ist vom Grundstückseigentümer USD Immobilien gekündigt worden. Die ersten müssen bis Ende Februar ihre Geschäfte geräumt haben. Die Purobeachbetreiber wollen in der kommenden Woche noch über eine verkürzte Sommersaison verhandeln. Grund für die Kündigungen: Nach vier Jahren Verhandlungen steht die Genehmigung des Bauvorhabens Hafencity kurz bevor. Bereits im Oktober 2017 hatte der Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften dem entsprechenden Bebauungsplan 357b bei einer Stimmenthaltung zugestimmt. Seit dem 18. Dezember liegen die Pläne für das Wohngebiet nun öffentlich aus – bis zum 19. Januar 2018. Die ursprünglich am 13. November gestartete Offenlage war wegen eines Formfehlers für ungültig erklärt worden. Auf dem Areal der künftigen Hafencity wurde die Villa Melkus bereits saniert, ein Kultur- und Kreativzentrum befindet sich im Bau.

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Antikhändler auf der Suche nach neuem Standort

Für Silke Gräfe, Ines Sturm und Alexander Bozdygan spielt dies keine Rolle mehr. Seit September wissen sie, dass sie ihre Geschäfte mit alten Büchern, Möbeln und Hausrat bis Ende Februar räumen müssen. USD habe Anfang September gemeinsam mit den Mietern eine „einvernehmliche Vereinbarung getroffen, den Mietvertrag zum Ende Februar 2018 zu beenden“, erklärte USD-Sprecher Ulf Mehner auf Anfrage. „Damit wurde die Vorbereitungszeit für unsere Mieter von ursprünglich 30 Tagen auf nun fast sechs Monate verlängert“, fügte er hinzu.

Hafencity Blankholz

Die Blankholz-Werkstatt und den Antikhandel gibt es seit 2001 an der Leipziger Straße. Foto: W. Schenk

Zu wenig Zeit, findet Silke Gräfe, die seit 2001 mit gebrauchten Möbeln handelt. In der Blankholz-Werkstatt, die ihrem Mann gehört, werden alte Möbel aufbereitet. Seit 2001 befinden sich die beiden Firmen an der Leipziger Straße. Damals war der Vermieter noch die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH, seit Dezember 2012 ist es die USD. „Einen vergleichbaren Standort in Dresden zu finden, ist uns bisher nicht gelungen“, sagt Silke Gräfe. Gemeinsam mit den Inhabern der Bücherscheune und der Rumpelkammer wollen sie an anderer Stelle weitermachen und suchen nach Alternativen. Derzeit sehe es aber eher so aus, als würden wir aufs Land ziehen, meint sie. Viele Kunden würden den Wegzug bedauern. Ein so vielfältiges Angebot an einem Ort gebe es sonst nirgendwo in Dresden, so der einhellige Tenor.

Ines Sturm hat „Die Rumpelkammer“ 2007 als neue Inhaberin übernommen. Kleinmöbel, Geschirr, Spielzeug und Haushaltsartikel von der Nähnadel über Knöpfe bis zum Zekiwa-Kinderwagen aus den 50er Jahren findet man bei ihr. Mehr als 100.000 Einzelstücke kommen da ganz sicher zusammen, sagt sie. „Und ich habe jedes Teil schon mal in den Händen gehabt, weiß, wo ich es finde kann“. Das Geschäft sei modernes Recycling und verhindere Abfall. So habe sie auch noch Rührstäbe und anderes Zubehör für die DDR-Mixer RG5 oder RG 28. Da müsse man die Geräte noch nicht wegwerfen. Viele Kunden wüssten das zu schätzen. Nicht selten hätten sich sogar Produzenten von Film, Fernsehen oder Theater Requisiten ausgeliehen. Der Innenhof, den sich Rumpelkammer und Antikhandel teilen, habe besonders im Sommer einen enormen Charme gehabt, sagt sie und die Wehmut schleicht sich von ganz allein in ihre Stimme. Jeden Tag ist sie nun am Einpacken.

Ines Sturm Rumpelkammer

Ines Sturm zeigt Spielzeug und einen Zekiwa-Kinderwagen aus den 50er Jahren. Foto: W. Schenk

„Gerade den jungen Leuten wird etwas weggenommen“, sagt die Rumpelkammer-Inhaberin. Viele hätten gern ihren Hausrat mit alten Dingen gemischt, weil sie dem Motto „Kaufen und Wegwerfen“ nicht folgen wollten. Oft genug habe sie auch erlebt, wie Großeltern ihren Enkeln gezeigt und erklärt hätten, was es früher gab. „Da geht etwas verloren“, ist Ines Sturm sicher. Der Versuch, mit Alexander Bozdygan von der Bücherscheune über die ungewisse Zukunft zu reden, scheiterte. Er wollte nicht.

„Wir haben zwei Hochwasser überlebt“, macht sich Ines Gräfe Mut. Sie wird in diesem Jahr 50, Ines Sturm 40. „Über die Rente können wir noch nicht reden“, sagen beide und hoffen, dass sie ihre runden Geburtstage gemeinsam an einem neuen Standort feiern können. Das größte Geschenk für die beiden wäre ein Angebot, an dem sie ihre Firmen erfolgreich fortführen können.

Purobeach hofft auf Aufschub

Auf einen kleinen Aufschub hoffen die Betreiber von Purobeach und Pier 15. „Wir haben in der kommenden Woche noch ein Treffen mit dem Vermieter“, sagt Maria Müller, die sich bei der Betreiberfirma E+E Event u. Entertainment um das Marketing kümmert. Ab März wolle man so lange wie möglich öffnen. Ein paar Meter weiter sind die Beachvolleyballplätze von Citybeach schon Geschichte. Das Holzgebäude mit Bar und Grill ist in seine Einzelteile zerlegt und sauber gestapelt. „Citybeach wird weiter bestehen. In welcher Form, das wollen wir bis Ende Januar bekannt geben“, erklärt Tina Johanna Ulbricht, zuständig für das Marketing beim Betreiber EntertainmentBoxx GmbH, auf Anfrage. Zu dem Unternehmen gehört auch der Klub Neu gegenüber in der Gothaer Straße.

Steinmetz Michael Stäbe bleibt

Steinmetz Michael Staebe

Steinmetz Michael Stäbe bleibt mit seiner Werkstatt. Das Haus will er ausbauen. Foto: W. Schenk

Auf dem Areal zwischen Elberadweg und Leipziger Straße hat Steinmetz und Steinbildhauermeister Michael Stäbe seit zehn Jahren eine Niederlassung seines Betriebes. Ihren Hauptsitz hat die 1946 gegründete Firma in der Rudolfstraße. „Ich habe das Grundstück damals vom Freistaat gekauft, weil ich mehr Platz für meine Produktion brauchte“, erzählt er. Ein Verkauf an die USD Immobilien sei für ihn nie eine Option gewesen. „Ich bin der Stachel in den USD-Plänen. Mich kriegen sie hier nicht weg“, sagt er mit Nachdruck. Um den Lärmschutz für ihre künftigen Mieter müssten sich die Bauherren selbst kümmern. Bestimmte Arbeiten könnte ein Steinmetz nur im Freien erledigen. Da würde man sich sicher noch einigen. Michael Stäbe will das Haus auf seinem Grundstück an der Leipziger Straße ausbauen. „In das Erdgeschoss kommen Gewerberäume, darüber wird eine Wohnung entstehen“, beschreibt er seine Pläne.

Jetzt rollen Bagger für die Fernwärmeleitung

Drewag Elberadweg 2112

185 Meter Fernwärmetrasse will die Drewag hier verlegen. Foto: W. Schenk

Wenn jetzt die Bagger anrollen und entlang des Elberadweges Gräben ausheben, hat dies mit der künftigen Hafencity nur indirekt zu tun. Die Drewag verlegt hier Rohre für die Fernwärmetrasse. Eine Umleitung wurde bereits gebaut. Die Fernwärmetrasse wird über den Elberadweg, das Gelände der Hafencity, die Leipziger Straße und die Erfurter bis zum Schulstandort Gehestraße führen. Von dort soll die 4.560 Meter lange Trasse dann bis zum Heizkraftwerk in der Wurzener Straße weiter verlegt werden.

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