Die lange Zeit der Ungewissheit ist vorbei. Noch in diesem Jahr können die Elektroanlage und rund 70 Fenster in dem alten Bahngebäude, in dem der Verein Geh8. Kunstraum und Ateliers zu Hause ist, ausgetauscht werden. Im kommenden Frühjahr ist dann das eintausend Quadratmeter große Dach an der Reihe. Die mehrfach geflickte Fläche muss grundlegend erneuert werden. Sie bedeckt nicht nur die 300 Quadratmeter große Veranstaltungshalle, sondern auch die Ateliers, in denen 15 Künstler arbeiten. Über den Ateliers soll zudem eine Dämmschicht eingebaut werden. Die insgesamt rund 400.000 Euro stammen aus Fördermitteln der EU für nachhaltige Stadtentwicklung.
„Programme dieser Art sind wichtig für eine möglichst harmonische und ausgeglichene Entwicklung einer Stadt. Kommunen, Vereine oder Ehrenamtliche können lebens- und alltagsnah Projekte auf die Beine stellen, die auch sozial benachteiligte Personen integrieren, ihnen Halt und eine Aufgabe geben. Außerdem wird das nachbarschaftliche Miteinander in einem Viertel gefördert“, sagte Innenminister Roland Wöller (CDU) heute bei der Übergabe des Fördermittelbescheids. Dieser Bescheid sei Voraussetzung dafür, dass nun die erforderlichen europaweiten Ausschreibungen für Dachsanierung, Elektroanlagen und Fensterbau veröffentlicht werden können.
Bei einem Rundgang durch die Ateliers lernte der Innenminister auch einige der Künstler und Künstlerinnen kennen. Isabelle Krieg und Stefan Kraner, beide aus der Schweiz und schon seit mehreren Jahren im Geh8-Verein, hatten den Innenminister und Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) mit einem zweistimmigen Naturjodel, wie er in der größten Schwyzer Gemeinde Muotathal gesungen wird, begrüßt. Isabelle Krieg beschäftigt sich mit bildender Kunst und dreidimensionalen Installationen, wie sie bei einem Rundgang der Gäste durch einige Ateliers erläuterte. So erkundigte sich Wöller auch bei der Malerin Claudia Kleiner, der Keramikerin Susanne Engelhardt oder der Kostümbildnerin Julia Pommer nach den Quellen ihrer Inspiration, den Arbeitsbedingungen in den Ateliers und den nächsten großen Projekten. „Es hat seinen Charme, wenn alte Industriebauten mit neuem Leben erfüllt werden“, stellte er dabei fest.
Paul Elsner hatte bei der Vorstellung des Vereins Geh8 ein Foto aus der Perspektive des neuen Schulcampus in der Gehestraße gezeigt. „Zwischen den neu gebauten Schulen und dem 30 Meter breiten neugestalteten Grünzug steht dann die ehemalige Wagenreparaturwerkstatt“, sagte er. Weil bis zum Beginn der Dachsanierung im Frühjahr noch einige Zeit ist, hofft er, dass vielleicht noch eine Erweiterung der Planung um eine Dachbegrünung möglich ist. Die besseren Arbeitsbedingungen werden auch das Vorhaben unterstützen, eine größere Ausstrahlung in den Stadtteil zu erreichen. Knapp 2.000 Schülerinnen und Schüler in der Nachbarschaft werden auch am Verein Geh8 nicht spurlos vorüber gehen, zeigte er sich sicher. Vor zwei Jahren hatte die Stadt die ehemalige Wagenreparaturwerkstatt übernommen. Zuvor, als die Bauten noch Eigentum der Bahn waren, hatte der seit 2007 bestehende Verein vergeblich um eine Förderung für die Sanierung aus EU-Mitteln gekämpft. „Es ist sehr schön, dass wir nun eine sichere Perspektive haben“, freute sich Geh8-Vereinschef Paul Elsner.
Einen weiteren Förderbescheid erhielt heute das Team des Theaterpädagogischen Zentrums Sachsen für sein Projekt „Forum:Pieschen – Theater der Begegnung“. „Wir wollen uns mit Szenen aus dem Alltag auseinandersetzen und gemeinsam im Spiel Lösungen entwickeln, mit denen auch problematische Situationen bewältigt werden können“, erklärte Projektleiter Walter Henckel. Mit dem FORUMtheater als interaktiver und die soziale Kompetenz stärkender Methode sollen Lösungsansätze erarbeitet und ein nachbarschaftliches Miteinander gefördert werden. Mit der Zeit solle eine stabile und offene Theatergruppe zusammenwachsen, die sich mit den erarbeiteten Stücken auch in die Öffentlichkeit wagt, ergänzte Dirk Strobel, künstlerischer Leiter des Projektes.
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