Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde laut Beschluss vom 27. Mai 1945 die Stadt Dresden unter möglichster Beibehaltung einst vorhandener Verwaltungsstrukturen in sieben Bezirksverwaltungen und diese wiederum in unterschiedlich viele Stadtbezirke aufgeteilt.
Mit einem Sechstel der gesamten Stadtfläche war die Bezirksverwaltung I die territorial größte und mit etwa mit 107.000 Einwohnern die bevölkerungsstärkste. Zu ihr gehörten auch die Stadtbezirke 13 (Trachau, Mickten, Kaditz und Übigau) und 14 (Pieschen und Trachenberge).
Die Bezirksverwaltung I selbst war im Gebäudekomplex der ehemaligen Eschebach’schen Werke auf der Riesaer Straße Nr.7 untergebracht. Der 13. Stadtbezirk hatte seinen Sitz in der Wilder-Mann-Straße Nr. 5 sowie am Riegelplatz Nr. 6 und der 14. Stadtbezirk im Rathaus Bürgerstraße Nr. 63.
Auf Grund des Befehls Nr.144 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) waren zur Sicherung einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Gemüse und Kartoffeln im November und Dezember 1945 die Land- und Gartenbaubetriebe Dresdens erfasst worden.
Die durchgeführte Erhebung ergab, dass zum 1. Januar 1946 insgesamt 228 landwirtschaftliche Betriebe mit 0,5 und mehr Hektar, 440 Erwerbsgärtnereien mit einer Gesamtanbaufläche von ca. 560 Hektar sowie 22.500 Schreber- und Hausgärten existierten. Unter anderem standen 312 eiserne Eggen und 289 Pferdepflüge der Dresdner Landwirtschaft zur Verfügung. 136 Mäh- und 106 Getreidesämaschinen sowie 107 Kartoffelroder unterstützen den Dresdner Bauern bei seiner Feldbestellung.
Im 13. und 14. Stadtbezirk wurden damals 42 Land- und 57 Gartenbaubetriebe gezählt. Speziell im Stadtteil Trachau waren das die Bauernwirtschaften Emil Klotzsche, Max Adam und Alfred Trobisch sowie fast 20 Gärtnereien. Die von ihnen erzeugten Land- und Gartenbauprodukte wurden zum Großteil abgeliefert, dienten aber auch dem eigenen Verbrauch. Anfangs brachten die Bauern und Gärtner das Gemüse, die Kartoffeln und das Obst entweder selbst zur 1946 wieder eröffneten Dresdner Großmarkthalle oder sie belieferten private und staatliche Verkaufsstellen.
In den 1950er Jahren schufen dann die städtischen Organe in den einzelnen Stadtbezirken Erfassungsstellen, von denen das Gemüse direkt von der Großmarkthalle Dresden abgeholt wurde. Eine solche befand sich anfangs im Hof der Findeisens (Alttrachau Nr.9), später im damals leer stehenden Gehöft Alttrachau Nr.19.
Hier erfasste von 1970 bis 1973 Frau Anni Brendler (1920-2009) die „Gartenbauprodukte“ der Trachauer und der an der Grimmstraße wohnenden Kaditzer Gärtner. „Sie brachten zu den Öffnungszeiten Gurken, Möhren und anderes Gemüse, wie Blumenkohl, Salat, Petersilie und Kohlrabi, zu uns.“, so hat sie oft erzählt. „Ein LKW der Großmarkthalle holte täglich die von mir erfasste Menge ab, die im Hof in Stiegen und in anderen Behältnissen zunächst gestapelt wurde. 1973 schloss die Trachauer Erfassungsstelle, und ich fand eine feste Arbeitsstelle in der Großmarkthalle.“ Den nun leer stehenden und zunehmend verfallenden Bauernhof Alttrachau Nr.19 riss man in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ab.
Eines der Trachauer „Gemüseanbaugebiete“ war das von der Gauß- und Leipziger Straße begrenzte Gelände zwischen den einstigen Bauernhöfen Alttrachaus und dem Damm der 1839 eröffneten ersten Ferneisenbahn Leipzig-Dresden. Seit 2011 engagiert sich der Verein Hufewiesen Trachau für den Erhalt desselben als naturnahes öffentliches Grün. Derzeit verhandeln Grundstückseigentümer, Stadtplanungsamt und Stadträte über eine Lösung, die sowohl eine Wohnbebauung als auch die Zukunft als Stadtgrün sichert.
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