prinz friedrich august haus

Brendler’s Geschichten: Das erste vom „Dresdner Spar- und Bauverein“ errichtete Wohnhaus steht in Kaditz

Der 1929 geborene und heute im Dresdner Stadtteil Gruna lebende Architekturhistoriker Karl-Heinz Löwel schreibt im Dresdner Geschichtsbuch Nr. 5 (1999) zu den Wohnungsbaugenossenschaften in Dresden das Folgende: „Durch den persönlichen Einsatz des damaligen Amtsgerichtspräsidenten Dr. Becker wurde 1898 der ‚Dresdner Spar- und Bauverein‘ gegründet. Mit dem Bau von etwa 2.864 Wohnungseinheiten, die sich auf 22 Standorte im städtischen Bereich verteilten, war er bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges […] eine der erfolgreichsten Baugenossenschaften in Dresden.“

kolbestrasse

Vier der acht im Jahre 1891 vom „Dresdner Bauverein für Arbeiterwohnungen“ errichteten Einfamilien-Doppelhäuser stehen an der Kaditzer Kolbestraße. Foto K. Brendler

Unmittelbar nach seiner Gründung übernahm der „Dresdner Spar- und Bauverein“ in der Vorortgemeinde Kaditz vom „Dresdner Bauverein für Arbeiterwohnungen“ sowohl Bauland (Leipziger Straße) als auch acht 1891/92 errichtete Einfamilien-Doppelhäuser an der damaligen Luisastraße und Georgstraße. Infolge der Eingemeindung von Kaditz nach Dresden (1903) wurden sie in Roscher- und Kolbestraße umbenannt.

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sinnspruch

„Die Sinnsprüche am ‚Prinz-Friedrich-August-Haus‘ […] sollen dazu anregen, dem Gedankengange zu folgen, den die Erbauer und, so Gott will, die Bewohner sich zu eigen machen.“ (Weiherede am 27. Dezember 1899). Foto K. Brendler

Nur ein Jahr nach seiner Gründung übergab der „Dresdner Spar- und Bauverein“ am 27. Dezember 1899 das erste von einer Genossenschaft in Dresden errichtete Wohngebäude. In seiner gesamten Tätigkeit ließ sich der Verein, wie in der Weiherede ausgeführt, von dem Gedanken leiten, „…alles thunlichst den Bedürfnissen des kleinen Mannes anzupassen und ihm ein gesundes und ansprechendes Heim zu schaffen, das ihm häusliches Behagen und Zufriedenheit sichern kann.“ Die Finanzierung des Vorhabens selbst war nicht ohne Probleme gewesen. So stiftete u. a. der Vorstand der Chemischen Fabrik von Heyden (Radebeul) zum Bau einen Betrag von 10.000 Mark und erhielt dafür ein dauerndes Verfügungsrecht über fünf Wohnungen zugunsten seiner Arbeiter.

Prinz friedrich august haus

Das auf der aktuellen Denkmalliste für die Gemarkung Kaditz erfasste „Prinz-Friedrich-August-Haus“ wurde nach Entwürfen des Dresdner Architekten Hermann Thüme (1858-1914) errichtet. Foto K. Brendler

Das viergeschossige Doppelwohnhaus an der Leipziger Straße mit den Eingängen Roscherstraße Nr.2 und Kolbestraße Nr.1 erhielt am Tag der Übergabe den Namen des Prinzen Friedrich August (1865-1932). „Indem er sich an die Spitze unserer Bemühungen stellte“, so der Weiheredner am 27. Dezember 1899 „tat er sein Allerhöchstes, um darzulegen, dass er vom Gedeihen und Wachsen unserer gemeinnützigen Baugenossenschaft eine besondere Hebung und Förderung der sozialen Wohlfahrt der minderbemittelten Volksklassen erhoffe.“

bau und spar palmie

Nach Entwürfen des Dresdner Architekten Heinrich Koch (1873-1945) entstand die Pieschener Wohnanlage „Palmié-Häuser“, die ihren Namen dem Dresdner Bankier Gustav Franz Palmié (1844-1910) verdankt.

Im Bereich des heutigen Stadtbezirks Pieschen errichtete der „Dresdner Spar- und Bauverein“ u.a. auch das „von Boch-Haus“ an der Leipziger Straße (1903/04), die Palmie-Häuser an der Rückertstraße/Maxim-Gorki-Straße (1913-1920), die Wohnanlage Boxdorfer Straße/Volkersdorfer Straße (1928-1930), das Doppelwohnhaus Wilder-Mann-Straße 18/18b (1927/28) sowie den Wohnblock an der Kolbestraße (1929-1930).

Relief

Relief am Haus Leipziger Straße Nr. 32 und 34. / Eugen von Boch (1809-1898) war 1854 Mitgründer der Steingutfabrik „Villeroy & Boch“ auf Neudorfer Flur in Dresden (heute Leipziger Vorstadt). Foto K. Brendler

Brendler’s Geschichten ist eine Serie, in der Klaus Brendler für das Onlinejournal Pieschen Aktuell in loser Folge an Orte, Ereignisse und Personen im Ortsamtsbereich Pieschen erinnert. Der Stadtteilhistoriker und Autor ist Vorsitzender des Vereins „Dresdner Geschichtsmarkt“ und Leiter der „Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest“. Er lebt in Dresden-Trachau.
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