Am 25. Februar 2017 erschien hier die erste von Brendler’s Geschichten. Es ging um die Konkordienstraße, erst mit „C“ und später mit „K“ als erstem Buchstaben geschrieben. Zwanzig Monate später feiern wir ein kleines Jubiläum. Heute gibt es die Nummer 50, in der an Orte, Personen und Ereignisse erinnert wird.
Am 29. August 1898 übergab der in Pieschen ansässige Unternehmer Julius Karthaus der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt die ausführliche Beschreibung seines Fabrikationszweiges, der Herstellung hölzerner Riemenscheiben.
Karthaus hatte die Absicht, seinen Firmensitz von der Großenhainer Straße 1a (Grundstück zwischen der heutigen Weinböhlaer- und Zeithainer Straße, linkseitig) aus dem 1897 nach Dresden eingemeindeten Pieschen in die Vorortgemeinde Trachau zu verlegen. Der künftige Standort befand sich zwischen dem Eisenbahndamm der Strecke Leipzig-Dresden und der heutigen Industriestraße.
Dem zweiseitigen Schriftstück und der beigefügten Zeichnung des Julius Karthaus ist zu entnehmen, dass es sich um den Bau von zwei Fabrikgebäuden und von mehreren Nebengebäuden handelt. Das größere der beiden sollte der eigentlichen Herstellung von hölzernen Riemenscheiben dienen und sämtliche Holzbearbeitungsmaschinen aufnehmen. Das zweite, kleinere Fabrikgebäude, war unter anderem auch zur Vermietung vorgesehen.
Riemenräderwerke, so in Meyer’s Konversationslexikon des Jahres 1888 nachzulesen, sind „Verbindungen von Rädern durch umgelegte endlose Riemen derart, daß von der Welle eines Rades (Scheibe, Riemenscheibe) auf diejenige eines andern eine Drehbewegung übertragen werden kann.“
Julius Karthaus führte in seiner „Beschreibung“ an, dass „…die hölzernen Riemenscheiben bis vor ca. fünf Jahren allein in Amerika aus den vorzüglichen dortigen Hölzern hergestellt wurden und wir die älteste deutsche Fabrik sind, welche nach eigener patentamtlich geschützter Konstruktion die Fabrikation dieses Artikels eingeführt hat.“
Und weiter : „Da wir zu diesen Scheiben, wenn sie zuverlässig sein sollen, nur das gleiche Holz wie die amerikanischen Fabrikanten verwenden dürfen, und dieses Holz, der billigen Fracht wegen, nur auf dem Wasserwege der Elbe beziehen können, so sind wir genötigt, einen großen Holzlagerschuppen anzulegen, damit wir in demselben einen vollen Jahresbedarf bequem unterbringen können.“
Der damalige Amtshauptmann von Dresden-Neustadt, Curt Ludwig Franz von Burgsdorff (1849-1922), nach dem eine der Trachauer Straßen benannt ist, erteilte per Unterschrift seine Zustimmung. Dadurch konnte in Folge der Pieschener Unternehmer Karthaus vom Trachauer Gutsbesitzer Johann Heinrich Trobisch (1843-1918) das für den Fabrikneubau notwendige Bauland im Wert von 36.642 Mark erwerben. Ab Monat August 1899, so der handelsgerichtliche Eintrag beim Königlichen. Amtsgericht, ließ Julius Karthaus seine „ hölzernen Riemenscheiben“ nunmehr in der Vorortgemeinde Trachau herstellen.
Noch bis Ende der 1930er Jahre produzierte die Fabrik „Karthaus & Co. GmbH“ im Grundstück an der Industriestraße Nr.17. Danach hatte hier mit „Carl Kittner-Fabrik für Antriebsketten und Kettenräder“ eine der ältesten Dresdner Spezialfirmen für Antriebsketten aller Art ihren Standort.
Seit fast drei Jahrzehnten befindet sich nun in den ehemaligen Fabrikgebäuden das 1990 gegründete „Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden“ mit dem Fachbereich Soziale Dienstleister, zu welchem auch das Soziale Kaufhaus mit einer Annahmestelle für Sachspenden und Werkstätten gehört.
Anzumerken ist, dass nördlich der Eisenbahnlinie Leipzig-Dresden nach dem Bebauungsplan der Gemeinde Trachau (1898) ein Fabrikviertel entstehen sollte und demzufolge die Industriestraße ihren Namen schon 1899 erhielt. Folgerichtig ging im Dezember 1900 in unmittelbarer Nachbarschaft zu „Karthaus & Co“ das Trachauer Gaswerk in Betrieb, das bis 1923 an der Gasversorgung der Stadt Dresden beteiligt war.
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