„Das Rathaus soll im Parterre die Reichspost, die Polizei und die Rathskellerwirthschaft, die erste Etage die Raths-Expeditionen und das Standesamt, die zweite Etage den Sitzungssaal und Wohnungen, letztere auch das Dach aufnehmen. In den Hof sollen in einem noch zu erbauenden Hintergebäude das Feuerwehrdepot und die Sprengwagen, die Arrestzellen sowie eine Wohnung eingerichtet werden.“ So beschreibt die Elbthal-Morgen-Zeitung, XII. Jg., Nr. 121, vom 16. Oktober 1890, den beschränkten Architektenwettbewerb zum Bau eines neuen Rathauses in Pieschen. Den ersten Preis gewannen die damals noch jungen Architekten Rudolf Schilling und Julius Graebner, die erst im Jahr zuvor ihr Dresdner Büro gegründet hatten. Neben dem Bau der Lutherkirche in Radebeul sei dies ihr erster großer Auftrag gewesen, schreiben die Historiker.
Am Mittwochabend wird im Kunstfoyer des Kulturrathauses in der Königsstraße eine Ausstellung eröffnet, die sich unter dem Motto „Die Architektenfirma Schilling & Graebner – Ihr Weg in die Moderne“ mit den Spuren der beiden Architekten auseinandersetzt, die sie in Dresden und Umgebung hinterlassen haben. Und die sind bedeutsam. „Mit ihren künstlerisch wertvollen und städtebaulich exponierten Gebäuden hat die Archiktektenfirma Schilling & Graebner das Bild der Stadt bis heute maßgeblich geprägt“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Die Strehlener Christuskirche, die Ruine der Zionskirche an der Nürnberger Straße, die Bauten des Neustädter St.-Pauli-Friedhofs, das Wohn- und Werkstattgebäude der Gießerei Pirner & Franz in der Mohorner Straße und die vielen Villen in den früheren Dresdner Vororten, zum Beispiel in Blasewitz, Plauen oder Strehlen, haben etwas gemeinsam: Sie wurden um 1900 durch die renommierte Architektenfirma Schilling & Graebner geschaffen. Ihre Inhaber zählten zu den fortschrittlichsten und profiliertesten Baukünstlern ihrer Zeit, regional und national.
An der Schwelle zum neuen Jahrhundert habe die fortschrittliche Architektenschaft nach einem neuen baukünstlerischen Ausdruck gesucht, der zwar auf regionalen Traditionen beruhte, aber nicht unreflektiert einfach die historischen Stilvorbilder kopierte. Ihr Ziel sei gewesen, schlichte und dennoch ästhetische Lösungen für die Bauaufgaben ihrer Zeit zu schaffen. Dazu analysierten sie die historischen Bauten und erwarben sich so deren grundlegende Gestaltungsprinzipien. Schilling und Graebner, deren Bauten heute größtenteils unter Denkmalschutz stehen, hätten sich zu ihrer Zeit im gerade entstehenden Denkmalschutz stark engagiert.
Die ihnen gewidmete Ausstellung im Kulturrathaus skizziere diese Entwicklung von den akademisch geschulten Hochschulabsolventen zu den Wegbereitern einer moderaten Moderne. Die Ausstellung ist bis zum 12. Oktober zu den Öffnungszeiten des Kulturrathauses zu sehen.
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