Pantomime Der blaue sarafan

35. Internationales Pantomimefestival – Finale für Ralf Herzog und die Mimenbühne

Zum letzten Mal organisieren Ralf Herzog und der Verein Mimenstudio das Internationale PantomimeTheaterFestival Dresden. Es ist das 35. Festival und in dieser Form wird es das auch nicht wieder geben. Das Mimenstudio Dresden löst sich danach auf.

Doch zuvor wollen die Pantomimen noch einmal alles geben. In sechs Vorstellungen kann das Publikum vom 8. bis zum 11. November die faszinierende Vielfalt der Spielarten der „Kunst ohne Worte“ erleben. Drei Gastensembles hat der Verein nach Dresden eingeladen. „Der blaue Sarafan“ ist ein 2016 gegründetes, ausschließlich aus Frauen bestehendes Ensemble aus St. Petersburg und zeigt die Inszenierung „Das Auge“. Auf dem Plakat zur Aufführung heißt es zur Erläuterung: „Absurd im Stile der NEP“ – das war die von Lenin und Trotzki entwickelte Neue Ökonomische Politik, mit der in den Jahren nach der Oktoberrevolution die Wirtschaft angekurbelt werden sollte.

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Ralf Herzog (66) gilt als Gründer der Dresdner Pantomime-Szene und feiert dieses Jahr sein 55-jähriges Bühnenjubiläum. Foto: Archiv

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Ebenfalls aus der Stadt an der Newa kommt das seit 2008 bestehende Ensemble „MI MInor“. Die Künstler vereinen in ihren Inszenierungen „auf einzigartige Weise klassische und moderne Pantomime sowie russische Clownerie“, heißt es im Programm. Sie treten mit dem neuen, poetischen und witzigen Kinderstück „Die Seele der Meerjungfrau“ auf, das sich an das Märchen von H.C. Andersen anlehnt. Aus Frankreich kommen Caroline Maydat und Clément Belhache. Sie bilden das Duo „Comme Si Company“, das moderne und klassische Spielarten des nonverbalen Theaters bedient und einen eigenen Stil gefunden hat. Das poetische und humorvolle Stück „Deux rien“ beschäftigt sich mit Fragen nach dem Verhältnis zwischen Einsamkeit und Zweisamkeit, Phantasie und Realität und Freiheit.

Das Team der Mimenbühne gibt am Samstagabend um 19 Uhr im Theaterhaus Rudi seine Abschiedsvorstellung. Ein letztes Mal zeigen die Künstlerinnen und Künstler ihr Erfolgsstück „Die Kleinbürgerhochzeit“ nach Bertolt Brecht. Am Sonntag gibt es dann auf der Bühne des August Theaters das ultimative Finale mit der beliebten Improvisations-Abschlussgala aller Festivalteilnehmer. Ulrike Franke, Katrin Leucke und Ines Zeun, langjährige Mimenbühnen-Mitglieder, waren am Donnerstag extra ins August Theater gekommen, um mit einem kleinen Stück für das Festival zu werben.

Für die Mimenbühne fällt dann der letzte Vorhang. Sie stellt ihren Spielbetrieb nach dem Festival ein, das Ensemble löst sich auf. „Die Kraft ist zu Ende, die Finanzen sind es auch“, hatte Ralf Herzog die Entscheidung schon vor einigen Wochen verkündet. „Zu wenige Besucher finden den Weg zu uns. Wir müssten viel mehr in die Werbung investieren, aber dafür fehlen die Mittel. Eine finanzielle Förderung bekommen wir nur für das Festival, aber nicht für den regulären Spielbetrieb“, erläuterte er die Hintergründe.

Jahrelang haben die Mimen als Gastgeber ihrer Kollegen aus aller Welt nicht nur für den fachlichen Rahmen, sondern auch für eine überaus familiäre Atmosphäre gesorgt und viele ehrenamtliche Stunden und Herzblut in die Organisation investiert. Für Ralf Herzog bedeutet das Ende der Mimenbühne einen schweren Einschnitt für das Genre Pantomime in Dresden: „Dresden war neben Berlin, Jena und Rostock über Jahrzehnte eine Hochburg der Pantomime. Künftig wird es hier keine Ausbildung mehr geben. Um regelmäßige Kurse anzubieten, braucht man Räume, Honorar und Mittel für die Werbung um Teilnehmer. Ohne Einnahmen aus Vorstellungen oder eine Förderung funktioniert das nicht“, konstatierte er.

 

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