Mehr als 1.950 Unterstützer haben bis Donnerstagabend die von der Bürgerinitiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ initiierte Petition online unterstützt. Hinzu kommen noch die Unterschriften auf den Listen, die bei vielen Händlern und Gastronomen im Ortsamtsbereich Pieschen und in der Leipziger Vorstadt ausliegen. Die Bürgerinitiative setzt sich für dringend benötigten Wohnraum auf dem Gelände um den Alten Leipziger Bahnhof und den Alten Schlachthof ein.
„Diese Petition an den Dresdner Stadtrat hat das Potential, die mehrjährige Blockade im Stadtrat aufzulösen und eine breite Zustimmung für ein neues Wohn- und Lebensquartier im Herzen Dresdens zu schaffen“, erklärte Initiatorin Judith Brombacher. Bis zum 25. Oktober könne die Petition noch gezeichnet werden.
Vorlage Masterplan Leipziger Vorstadt mit zwei Varianten
Inzwischen liegt die lange erwartete überarbeitete Fassung des Masterplans Leipziger Vorstadt – Neustädter Hafen vor. Hier wird von den Stadtplanern anschaulich gemacht, was sie in dem Areal für möglich halten. Zum Masterplangebiet gehören die Flächen nördlich und südlich der Leipziger Straße zwischen Marienbrücke und Erfurter Straße und der Schulstandort Gehestraße. Das umstrittene Areal zwischen Leipziger Straße und Bahngleisen ist in der Vorlage in das „Quartier 9 – Wohnen an der Orangerie“ und „Quartier 10 – Alter Leipziger Bahnhof“ (hier will Globus bauen) gegliedert. Rings um die Orangerie kann ein Wohnquartier mit 310 Wohnungen, mit starker Durchgrünung und Nutzergärten entstehen. Am Alten Leipziger Bahnhof sehen die Planer eine „öffentliche kulturelle, museale oder/und Bildungsfunktion und gleichzeitig im variablen nördlichen Abschnitt eine Wohnnutzung“ und veranschlagen hier 244 Wohnungen. Der überarbeitete Masterplan sieht in der Variante 1 des Masterplanes ein durchmischtes Quartier mit viel Grün und 554 Wohnungen vor. Die Vorlage macht noch auf ein weiteres Argument zum Thema Stadtgrün aufmerksam.“Weiterhin existiert im historisch geprägten Nachbarstadtteil Pieschen ein Defizit an Frei‐ und Grünräumen. Mit der Variante 1 des Masterplanes kann die Voraussetzung zur Kompensation dieses Nachteils geschaffen werden.“
Globus-Variante: Weniger Grün, 554 Wohnungen entfallen
In der Planungsvariante 2 mit einem Globus-SB-Markt fehlen die Wohnungen ebenso wie die Grün-Kompensation. „Durch die überwiegende gewerbliche Prägung des Gebietes und damit verbundener Lärmkonflikte ist eine Wohnnutzung nachrangig“, heißt es in der Vorlage. Eine gemischte Nutzung aus Wohnen und Gewerbe wäre nur an der Leipziger Straße denkbar. Neben dem Globus-Markt mit 9.600 Quadratmetern Verkaufsfläche, 1040 Pkw-Stellplätzen, von den rund 300 auf einem Parkdeck liegen sollen, seien weitere gewerbliche Nutzungen möglich. Auf dem Nachbarareal mit der Orangerie sehen die Planer dagegen Chancen für sportlich genutzte Flächen oder sogar eine Sportarena.
Die Stadtplaner betonen in ihrer Vorlage auch, dass die Entscheidung für eine bestimmte Nutzung durch die konkreten Bauleitplanungen erfolgt. Erst dann könnten endgültige Aussagen zu Lärmimmission und anderen Faktoren getroffen werden. Wird der Masterplan in einer der beiden Varianten beschlossen, haben seine Aussagen „einen empfehlenden Charakter für die weiterführenden verbindlichen Bauleitplanungen im Gebiet“.
Initiatoren der Petition „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ rufen zum Endspurt
Zahlreiche Akteure der Stadtentwicklung Dresdens haben die Bürgerinitiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ bereit unterstützt. Sie betonten, wie wichtig diese innerstädtische Flächen für Wohnen, Leben und Arbeiten im wachsenden Dresden sei. So plädiert Gerhard Glaser, Architekt und ehemaliger Sächsischer Landeskonservator, für eine Erweiterung der Äußeren Neustadt als Wohnmischgebiet. Thomas Will, Architekt und Denkmalpfleger, sieht „die ungewöhnliche Chance, eine Brache in bester Lage zum Stadt- und Wohnquartier zu entwickeln. Andere Städte wären froh darüber“. Und der Architekt Jörg Möser findet, dass der „bedeutende architektonische und historische Wert des Alten Leipziger Bahnhofs unbedingt als ein lebendiges Gebiet für Wohnen, Arbeiten, kulturelles Leben und Erholung für die Menschen in der Stadt Dresden erhalten bleiben muss.“
Gemeinsam mit der Initiatorin Judith Brombacher rufen sie die Anwohner auf, die Petition zu unterstützen. Dies könne online noch bis zum 25. Oktober und in vielen Geschäften in Pieschen und der Neustadt bis zum 23. Oktober schriftlich erfolgen.