Die Sanierung des Sachsenbades hat für die Pieschener herausragende Bedeutung. In dieser Frage herrschte große Einigkeit unter den 60 Teilnehmer am Bürgerforum zur Stadtteilkultur im Ortsamtsbereich Pieschen. Wichtig für die Einwohner in Pieschen ist auch die Zukunft am Alten Leipziger Bahnhof. Viele wünschen sich ein Quartiersmanagement, das als Ansprechpartner und Koordinator die vielen bestehenden Netzwerke von Initiativen und Vereinen miteinander verknüpft.
„Zehn Jahre sind seit dem letzten Dresdner Kulturentwicklungsplan (KEP) von 2007 vergangen – der Plan formuliert wichtige Ziele und Perspektiven für die Dresdner Kultur – und es habe seither viele Veränderungen im gesamten Ortsamtsbereich Pieschen gegeben“, sagte Annekatrin Klepsch (Linke), Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus zur Eröffnung des Bürgerforums zur stadtteilbezogenen Kulturarbeit in Pieschen am Dienstagabend im Gebäude des „Kreative Werkstatt Dresden e.V.. Eines stünde in jedem Fall außer Frage, fügte sie hinzu: „Pieschen besitzt ein reiches Kulturleben.“
Die Kulturbürgermeisterin verwies jedoch nicht nur auf die kulturelle Vielfalt im Ortsamtsbereich, sondern forderte die Zuhörer dazu auf, sich aktiv an der kulturellen Gestaltung ihres Stadtteils zu beteiligen. Der kommende KEP soll 2018 dem Dresdner Stadtrat vorgelegt werden. Die kulturellen Visionen der Bürger seien nicht nur für die Fortschreibung dieses Planes von großer Bedeutung, sondern fließen auch in das Projekt der Bewerbung Dresdens zur Kulturhauptstadt 2025 ein, sagte Klepsch.
Wohnquartier statt Globus am alten Leipziger Bahnhof
Organisiert wurde das Bürgerforum vom Amt für Kultur und Denkmalschutz. Dessen Vertreter teilten die Teilnehmer in vier Diskussionsgruppen ein. Aufgabe der Bürger war es, sich innerhalb der Runde darüber auszutauschen, welche Stärken und Schwächen die Kulturarbeit Pieschens aufzeigt und Visionen zu äußern, die die Kultur des Ortsamtsbereiches künftig prägen solle. „Die Kultur im gesamten Stadtteil hat seit den 1990er-Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen“, konstatierte Kurt Schilling, Rentner aus Pieschen, und ergänzte: „was ich mir wünsche, sind Freiflächen wie beispielsweise eine schlichte, grüne Wiese, auf denen Jugendliche spontan und ohne Regelungen spielen und tun können, was sie wollen.“ In Schillings Diskussionsrunde waren es neben Visionen wie die Wiedernutzung des Trafo-Häuschen am Konkordienplatz oder der Einrichtung von öffentlichen, kleinen Klubräumen allen voran zwei große Wünsche, die den Pieschenern auf der Seele lagen: Zum einen die Sanierung und Wiedernutzung des Sachsenbades, zum anderen die Errichtung eines Wohnquartieres am ehemaligen Leipziger Bahnhof als „kultureller Übergang zwischen der Neustadt und Pieschen“, wie es eine Bürgerin forderte, anstatt die Ansiedlung eines großen Globus SB-Marktes durchzusetzen. Auch wenn dieses Areal nicht zum Pieschener Ortsamtsbereich gehöre, würde dessen Wohnqualität und der Lebensstandard dennoch positiv beeinflusst werden, so die Äußerung.
Dass der Lebensstandard und die Wohlfühlqualität ein unterschätzter Wert bezüglich der Identifikation eines Bürgers mit seinem Stadtteil sei, vermittelte Anne Pallas, Geschäftsführerin des Landesverbandes Soziokultur Sachsen, in ihrem Einführungsreferat. Gerade in Bezug auf die Bewerbung zur Kulturhauptstadt spiele sich die Attraktivität einer gesamten Stadt in der Lebensqualität der verschiedenen Stadtteile wider. Die Identität mit seinem Stadtteil sei aber nur eine von vielen Komponenten, die die Kultur und den Lebensstandard präge. „Stadtteilkultur kann Chancen des Mithelfens aufzeigen“, appellierte Pallas die Bürger und fügte hinzu, dass gerade in Pieschen ein hohes kulturelles Engagement vorhanden sei. Durch die Kooperation unterschiedlicher kultureller Einrichtungen, die von der Musikschule bis zur Sozial- und Jugendarbeit reichten, entstünden Netzwerke, die für eine belebte Stadtteilkultur von großer Bedeutung seien. „Stadtteilkultur orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen, fördert Nachbarschaft und sollte den Bürgern ermöglichen, sich einzubringen“, erläuterte Pallas.
Wünsche nach Mietpreisregelung und offenem Bürgerhaus
Alle Teilnehmer des Pieschener Bürgerforums brachten sich auf ihre Art und Weise in den Diskurs zur Stadtteilkultur ein, spätestens mit dem Abstimmen für die aus eigener Sicht wichtigsten Visionen innerhalb der Gruppen oder bei der anschließenden „Brezel mit Getränken“. Um nun die Ergebnisse der Diskussion zu präzisieren, präsentierten die Vertreter der einzelnen Diskussionsrunden die Wünsche, die am meisten Aufmerksamkeit gefunden hatten. Neben den bereits genannten Visionen um das Sachsenbad und das Wohnquartier am alten Leipziger Bahnhof, äußerten die Teilnehmer unter anderem den Wunsch nach einem offenen Bürgerhaus, einer Mietpreisregelung, die der sozialen Durchmischung des Stadtteils zugutekommen soll sowie einem Veranstaltungskalender für den Ortsamtsbereich. Ein öffentlicher Zugang zum Pieschener Hafen und eine Zukunft für das Schloss Übigau gehörten ebenfalls zu den Visionen. Mehr Ausstrahlung in den Stadtteil wünschten sie die Bürger von den Künstlern im Zentralwerk, der Geh8 sowie vom Stadtteilhaus Emmers.
„Zwei Vorstellungen der Bürger kristallisieren sich nach den bisher geführten Bürgerforen in den Ortsamtsbereichen heraus“, bilanzierte Manfred Wiemer, Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz, im Anschluss an die Diskussion und fügte hinzu: „einerseits das Bereithalten öffentlicher Räume als Treffpunkt, andererseits ein Quartiers- und Stadtteilmanagement, sprich eine bessere Kommunikation untereinander.“ Wiemer persönlich liege die Sanierung des Stadtbades sehr am Herzen, er selbst habe dort vor vielen Jahren das Schwimmen gelernt. Eines versprach der Leiter des Kulturamtes den Pieschener Bürgern abschließend: „Ich versichere Ihnen, dass Sie Ihre Anliegen im kommenden Kulturentwicklungsplan wiederfinden.“
Ein Kommentar zu “Visionen beim Bürgerforum zur Stadtteilkultur: Sachsenbad und Quartiersmanagement”
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