„Tanz ist unser Leben“ – dieser Ausspruch ist für Petra und Herbert Scheiding keine Floskel. Das Ehepaar verbringt mehr Zeit auf dem Parkett als in den eigenen vier Wänden. Und obwohl es jedes Jahr in warme Gefilde auf eine Tanzreise geht, sagt Herbert Scheiding: „Bei uns gibt es keinen Urlaub.“ Unzufrieden oder erschöpft sehen beide dennoch nicht aus. Tanzen macht eben glücklich. Der erste Teil unserer Serie „Tanzen in Pieschen“ führt uns ins Dancing Joy auf der Hartigstraße.
Es ist Nachmittag und schon winterlich dunkel. Umso festlicher wirkt der in Cremefarben gehaltene Tanzsaal der Scheidings. Ein großer Spiegel verkleidet die dem Fenster gegenüber liegende Wand. Dankeskarten und Fotos künden von Hochzeitspaaren, die mit Hilfe der Scheidings ihren Festtagstanz mit Bravour gemeistert haben. An einem der langen, weiß gedeckten Tische im linken Teil des Saales lädt Herr Scheiding zum Gespräch. Abends und am Wochenende sind diese Plätze den Gästen der Tanzpartys vorbehalten, die zwischen Discofox, Bachata und Co. bei einem Getränk verschnaufen wollen. Dann wird aus dem Tanzlehrer der DJ am Pult mit den Plattentellern. „Wir haben die Musikanlage so installieren lassen, dass man sich an den Tischen angenehm unterhalten kann“, erklärt Scheiding stolz.
Herbert Scheiding war bereits als 10-jähriger ein begeisterter Tänzer. Doch zunächst folgte er anderen Interessen und verlegte sich auf die Klassiker Handball und Fußball, wechselte zum Sportschießen und lange Zeit war das Tanzen der Schule, der Lehre, der Liebe und den Kindern hintan gestellt.
Schließlich entschlossen sich Scheiding und seine Frau, die geteilte Leidenschaft als gemeinsames Hobby wieder aufzunehmen. Sie absolvierten eine Tanzlehrerausbildung und wagten den Schritt in die Selbstständigkeit. „Tanzen“, sagt Scheiding, „können wir ewig, ohne uns auf den Geist zu gehen.“
Ein Renner bei den Kursteilnehmern ist der Italofox, eine selbst kreierte „erotischere Variante des Discofox“, wie Herbert Scheiding es umschreibt. Er und seine Frau schöpfen Kreativität und Know-How aus ihrer umfassenden Erfahrung. Lange Jahre nahmen sie an Tanzturnieren teil, arbeiteten dort auch als Preisrichter und kamen so in Kontakt mit der Tanzszene in Deutschland.
Irgendwann verlangte ihnen das Hobby zeitlich und finanziell zuviel ab – sie tanzten ihr letztes Turnier 2013 im Ballhaus Watzke. Eine kesse Sohle legen sie berufsbedingt dennoch täglich auf’s Parkett. Auf die Idee, dieses außerdem noch als öffentliches Tanzlokal zu nutzen, kam das Ehepaar in der Schweiz. Dort besuchten sie ein Lokal, in dem um einen Tanzsaal in der Mitte ringförmig die einzelnen Übungsräume angeordnet waren, erzählt Scheiding begeistert.
Diese Raumaufteilung in Deutschland zu finden, stellte sich als schwierig heraus. Die Scheidings besichtigten viele Bürogebäude, die sich jedoch nicht eigneten. Schließlich wurden sie auf der Hartigstraße fündig – und mussten aufgrund der Elbnähe schnell wieder um das frische Glück zittern. Bei der ersten Flut 2002 stand das Wasser 80 Zentimeter hoch im Laden. 2013 drohte dieses Schicksal und der damit drohende Ruin erneut. Doch der Sandwall hielt die Fluten ab und so wird fleißig weiter gemacht mit Bauchtanz, Zumba, Chachacha und Rumba.
Ein wichtiges Standbein von Dancing Joy sind die alljährlichen Tanzreisen, bei denen es in die Sächsische Schweiz, den Spreewald oder weiter weg auf Gran Canaria und Madeira geht. Wenn die Gäste versorgt sind, finden die Scheidings dann in einer Bar gelegentlich die Zeit für ein privates Tänzchen. Auch für 2017 sehen die Vorhaben vielversprechend aus: „Wir wollen noch mehr Promis zu unseren Veranstaltungen einladen“, sagt Petra Scheiding und spielt damit auf die Abende in regionalen Hotels an, bei denen schon mal Profitänzerin Isabel Edvardsson mit am Tisch sitzt. Na dann: Let’s dance!
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