Zwei, drei oder vier Tage in der Woche sind Susann Fink, Lydia Groß und Gerald Schade auf den Straßen im Ortsamtsbereich Pieschen unterwegs. Das Streetwork-Team sucht Plätze in Mickten, Kaditz, Trachau, Pieschen-Süd und Pieschen-Nord auf, an denen sich regelmäßig Jugendliche treffen. Dabei kommen sie mit ihnen ins Gespräch, hören ihnen zu und bieten bei Bedarf Unterstützung an.
Die Mobile Jugendarbeit der Diakonie-Stadtmission Dresden ist seit 2006 in Pieschen aktiv. Zunächst nutzten die Sozialpädagogen ein Büro in der Dresdner Neustadt. Seit etwa sieben Jahren ist ihr Domizil an der Herbststraße/Ecke Sternstraße. „Zwei bis drei Jahre dauert die Aufbauarbeit in der Regel. Zunächst geht es darum, einfach präsent zu sein und den Jugendlichen Gelegenheit zu geben, Vertrauen aufzubauen“, erzählt Gerald Schade. Dabei müssten auch Vorurteile abgebaut werden, fügt er hinzu. „Nicht selten bekamen wir zu hören, dass wir doch auch nur Zivilpolizisten seien“.
Die Arbeit konzentriert sich auf Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 26 Jahren. Während es im Gespräch mit den Jüngeren eher um die Freizeit oder die Schule gehe, stünden bei den Älteren Fragen rund um die Arbeits-, Ausbildungs- und Wohnungssuche im Vordergrund. Inzwischen kennen viele Pieschener Jugendliche das Streetwork-Team gut und wissen, dass sie sich mit allen Problemen an sie wenden können. „Die Jugendlichen nehmen sowohl per SMS, über Facebook und ähnliche soziale Netzwerke Kontakt mit uns auf und fragen an, wann sie uns wo finden“, erzählt Susann Fink. Von Montag bis Freitag ist sie mit ihrem Team im Büro anzutreffen. Mittwochs haben sie von 13 bis 15 Uhr ganz offiziell geöffnet.
Wenn Jugendliche mit Problemen und Anliegen vorbeikommen möchten, vereinbaren sie aber auch ganz individuelle Termine für eine Einzelberatung. Die Anliegen sind ganz verschieden. Die Einen möchten gern eine Bewerbung schreiben, die Anderen benötigen Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen. Anspruchsvoller wird es, wenn jemand eine Suchttherapie in Angriff nehmen möchte. „Wir haben für alle Jugendlichen ein offenes Ohr. Die Einen sind sofort motiviert, eine Aufgabe anzugehen, Andere brauchen etwas länger. Aber egal, ob sie nach einem halben Jahr oder nach zwei Jahren wieder bei uns vorbeischauen, wir sind auch dann noch für sie da“, so Gerald Schade.
Ab und zu finden gemeinsam mit den Jugendlichen kleine Aktionen statt. So konnten die jungen Leute bereits mit Unterstützung des Ortsamtes Flächen mit Graffiti gestalten. Auch Ausflüge werden organisiert, zum Beispiel zum Eislaufen, Bowling, Paddeln oder auf die Sommerrodelbahn. „Wir fragen die Jungen und Mädchen, was sie wollen. Inzwischen wissen sie auch, dass sie mit ihren Ideen jederzeit zu uns kommen können“, so Susann Fink. Auch für die Sommerferien gibt es bereits Pläne.
Gefördert wird die Arbeit vor allem durch das Jugendamt der Stadt. Einen gewissen Eigenanteil an den Kosten tragen aber auch die Diakonie-Stadtmission Dresden und die Jugendlichen selbst. In den Sommerferien werden sie sicher ab und zu gemeinsam etwas unternehmen. Bei der Mobilen Jugendarbeit Pieschen können Jugendliche auch gemeinnützige Arbeitsstunden ableisten. Müll einsammeln im Stadtgebiet gehört in diesen Stunden ebenso dazu, wie Büro- und Reinigungsarbeiten oder auch die Vorbereitung von kleineren Projekten.
Das Pieschener Streetwork-Team ist sehr gut mit den Jugendeinrichtungen und anderen sozialen Einrichtungen im Stadtteil vernetzt. So können Arbeitsstunden bei Bedarf zum Beispiel auch in der Bibliothek geleistet werden. Gerald Schade und Susann Fink haben sich bewusst für die Arbeit als Streetworker entschieden. Während Gerald Schade in Pieschen zu Hause ist, kam Susann Fink erst durch die Arbeit vor zwei Jahren in den Stadtteil. Beide fühlen sich heimisch und wollen nicht wieder so schnell weg aus Pieschen. Für Gerald Schade ist es gar der schönste Stadtteil in Dresden. „Pieschen hat alles zu bieten, dabei ist vieles noch unvollendet. Es ist spannend zu beobachten, wie sich der Stadtteil in den kommenden Jahren entwickeln wird. Nicht nur die Architektur ist vielschichtig. Es ist ein buntes Nebeneinander von Jung und Alt, Familien und Singles“, schwärmt er von „seinem“ Pieschen. Dieses Flair im Stadtteil, aber vor allem auch die Arbeit im Streetwork-Team erlebt zurzeit Franzi Wendrock. Sie studiert an der Evangelischen Hochschule Soziale Arbeit und absolviert ihr Praxissemester. „Das Team der Mobilen Jugendarbeit Pieschen war bei uns an der Hochschule und hat seine Arbeit vorgestellt. Es klang sehr interessant. Auch die offene Arbeit wollte ich kennenlernen“, erzählt die 21-Jährige. Mit einigen Pieschener Jugendgruppen ist sie bereits ins Gespräch gekommen. Bis Juli sollen noch viele Erfahrungen hinzukommen.
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