Wo einst zünftig Hochprozentiges die Kehle hinab rann, versorgt Christian Geier heute in einem liebevoll eingerichteten Hotel seine Gäste. Das Pförtnerhäuschen, das sein Vater 2002 im ruinösen Zustand kaufte, gehört zu einem 1905 von Hans Erlwein gebauten Komplex aus Sozialwohnungen. Fünf Jahre stand es leer, bevor Dieter Geier es erwarb. Beim Umbau war das Denkmalamt kooperativ. Wahrscheinlich aus Dankbarkeit darüber, dass sich überhaupt jemand des historischen Gebäudes annahm. Durch die Erzählungen seiner Gäste wächst Christian Geier sein Hotel zu Dresden noch mehr ans Herz.
„Einmal kamen hier Leute zu Gast, die waren früher in diesem Haus in den Kindergarten gegangen“, erzählt er. Bevor es zu einem Hotel wurde, kehrte man hier in die Kneipe ‚Destille‘ ein. „Eine richtige Genickschusskneipe muss das gewesen sein“, sagt Geier. „Wo man sich den Schnaps selbst am Tisch destillieren konnte.“
Nun sieht das Innere beschaulich aus. In verwinkelten Zimmern finden Einzelpersonen oder Familien Platz. Eine Rezeption gibt es nicht, dafür hängt Christian Geiers Handynummer auf einem Zettel an der Eingangstür. Wir nehmen im kleinen Frühstücksraum Platz, in dem noch ein altes Klavier steht. Der dreifache Familienvater kümmert sich seit zehn Jahren allein um die Unterkunft. Er weiß die Freiheiten zu schätzen. Viel Arbeit ist es natürlich auch. Erst heute entdeckte er am alten Gemäuer einen wunden Fleck, putzlos dem Wetter ausgeliefert. Fängt man einmal an, hört es nicht mehr auf, weiß er.
In sein Domizil findet eine ganz spezielle Zielgruppe, die Geier mit „normale Leute wie ich“ beschreibt. Tiere sind erlaubt und der Besucher sollte kein weißes Handtuch über dem Arm erwarten. Dafür Frühstück, einen freundlichen Empfang, angemessene Preise und Tipps für Unternehmungen. „In den letzten Jahren sind die Preise pro Übernachtung kontinuierlich gesunken“, erzählt Christian Geier. Das liege an der zahlreichen Konkurrenz. Der Vater würde gern auf Ferienwohnungen setzen, der Sohn dagegen auf eine weitere Spezialisierung. „Wir einigen uns dann schon“, sagt er lächelnd.
4 thoughts on “Sommerausflug ins Hotel zu Dresden”
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Ein sehr schönes kleines Hotel mit einem sehr freundlichen Betreiber
Zur Geschichte der “Destille“ solltet Ihr aber noch einmal recherchieren. Wir haben damals den Schnaps aus der Flasche ausgeschenkt bekommen …
Das Essen war auch ziemlich gut, besonders die Käsesuppe
Über einen kleinen Umweg erreichte die Redaktion folgende korrigierende / ergänzende Ausführung eines Lesers, den ich dankend niemandem vorenthalten möchte:
„Ihren Beitrag „Sommerausflug ins Hotel zu Dresden“ habe ich ebenso aufmerksam gelesen, wie alle die anderen von Ihnen verfassten auch. Sie gestatten mir bitte, dass ich dazu Folgendes anmerke:
Am 15. Juli 1899 wurde im Haus Lindenplatz Nr.13 in der 1897 nach Dresden eingemeindeten Vorstadt Pieschen ein Städtisches Obdach eröffnet. Die erste Aufnahme erfolgte zum 1. Januar 1900. Im Laufe dieses Jahres waren hier zu unterschiedlich langen Aufenthalten 403 Männer, 1 Frau, 3 Kinder untergebracht. Für das Jahr 1902 ist die Unterbringung von insgesamt 1354 Männern, 3 Frauen, 15 Kindern nachweisbar. (Quelle: Deutsche Städteausstellung 1903-„Führer durch das Verwaltungsgebiet der Stadt Dresden“)
Heißt: Das“ Hotel zu Dresden“ wurde nicht 1905 als Pförtnerhäuschen und natürlich auch nicht nach Entwürfen von Hans Erlwein erbaut, sondern es diente schon in den 1890er Jahren der Gemeinde Pieschen als Armenhaus. Im Zuge der Eingemeindung Pieschens im Sommer 1897 wurde es von der Stadt auch als solches übernommen.
Der am 13. Juni 1872 in Bad Reichenhall geborene Architekt Hans Erlwein wurde erst im November 1904 von den Abgeordneten der Stadt Dresden zum Stadtbaurat der sächsischen Landeshauptstadt gewählt. Obwohl nach seinen Entwürfen in Dresden fast 130 Industrie- und Funktionsbauten, künstlerische Objekte und Wohngebäude, Innenraumgestaltungen und Straßendekorationen entstanden, gehört das „…Pförtnerhäuschen…“ nicht dazu. Es wurde in das nach Entwürfen Erlweins 1911/12 gebaute und seit August 1913 zur Verfügung stehende sowie 1915 erweiterte Asyl für Obdachlose als Sitz der Verwaltung integriert.
Offen bleiben muss Folgendes: Wurde das Pieschener Armenhaus bzw. das Städtische Obdach im Zuge der Errichtung des „Obdachlosenasyls“ (1911/12) nur saniert und teilweise umgebaut oder wurde es gänzlich neu errichtet? Träfe das letztere zu, dann hatte man wohl, da es an der Straßenfront steht, dem „dörflichen“ Charakter Altpieschens Rechnung getragen.
Ergänzend sei hinzugefügt, dass Hans Erlwein am 9.Oktober 1914 auf dem Wege zur Überreichung von Kleidung, Lebensmitteln und anderen Geschenken an die deutschen Soldaten an der sogenannten „Westfront“ bei einem Autounfall in der Nähe von Rethel/ Frankreich zu Tode kam und dass die Umbenennung des Lindenplatzes (diesen Namen trug er seit 1882) in Altpieschen am 20. Juli 1906 erfolgte.“