Fünf große Schaufenster und eine verglaste Eingangstür. Das Geschäft an der Ecke Bürgerstraße/Torgauer Straße ist nicht zu übersehen. Genau das wollte Mathias Jakob erreichen und ist mit seinem Nähmaschinenservice umgezogen. Heute morgen feiert er mit seinem Team und den ersten Kunden Eröffnung. Fußgänger oder Fahrgäste in der Straßenbahn können hinter dem blitzenden Glas die in zwei Reihen aufgebauten Nähmaschinen bestaunen.
Im Hintergrund sorgen an der Wand aufgereihte Garnrollen für ein buntes Mosaik. Diese Präsenz nach außen fehlte in der Trachenberger Straße, wo Jakob die vergangenen zehn Jahre seinen Sitz hatte. „Das war ein Grund, warum ich mich verändern wollte. Und als Eckgeschäft wird man noch mehr wahrgenommen. Zudem ist auf der Bürgerstraße mehr los“, hofft der Geschäftsinhaber nun auf den Erfolg seiner neuen Außenwerbung.
Nähen ist wieder in Mode gekommen. Seit etwa drei Jahren beobachten Jakob und seine Mitarbeiterin Andrea Fellerhoff das gewachsene Interesse an Nähmaschinen und Zubehör. „Nähen ist das neue Yoga“, höre man jetzt an vielen Stellen. Sogar Bücher mit diesem Titel wurden schon verfasst. Vor allem Kindersachen und Geschenke werden zu Hause genäht, erzählt die gelernte Feinmechanikerin. Auch Geschenke wie zum Beispiel Handytaschen stünden weit oben in der do-it-yourself-Skala.
Nähkurse allerdings geben wir nicht, sagt Fellerhoff. Statt dessen erhielten die Käuferinnnen – es sind überwiegend Frauen – eine gründliche Schulung an der Nähmaschine. Je nach Modell könne das auch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Damit junge Muttis oder auch Vatis dafür die nötige Ruhe haben, hat Jakob extra eine Kinderecke eingerichtet. „Da können sich die Kleinen beschäftigen und es wird ihnen nicht so schnell langweilig“, sagt er.
Die Preisspanne und damit auch das Leistungsspektrum der Nähmaschinen startet bei etwa 150 Euro für eine einfache Hobbymaschine und kann bei einer kombinierten Näh-Stick-Maschine auch 8.500 Euro und mehr erreichen. Die anspruchsvollen Stickmaschinen kosten bis zu 11.000 Euro und verfügen über einen Scanner für Muster. Die integrierte Software rechnet diese dann in Stickmotive um.
Nähen und Sticken ist nicht immer ein preiswertes Hobby. „Das ist wohl wahr. Aber ein Hobby muss vor allem gut tun“, ist Andrea Fellerhoff überzeugt. Sie sei früher Motorrad gefahren. Das sei auch nicht billig zu haben. Jakob, der zum Hochseeangeln nach Norwegen fährt, stimmt zu. Für eine elektrische Rolle zum Tiefseeangeln müsse man zum Beispiel um die 700 Euro auf den Tisch legen.
Die Hobbyzeit für das Nähen sei der Winter. Jetzt würden Garten oder Fahrrad rufen. Eine gute Gelegenheit, um die Nähmaschinen wieder fit machen zu lassen. Der Nähmaschinenservice Jakob ist der einzige in Dresden mit einer angeschlossenen Meisterwerkstatt.
Gemessen am Umsatz würden sich private und Geschäftskunden etwa die Waage halten, schätzt Jakob. Er verkauft auch Schnellnähmaschinen, die es bis auf 8.000 Stiche pro Minute bringen. Eine Haushaltsmaschine schaffe etwa 900. Zurrgurte für Lastkraftwagen, Glastuchmatten für die Isolierung von Kraftwerksanlagen, Hitzeschutzband im Auspuff, Fallschirme, Stoffdrachen, Theaterwerkstätten oder Autosattlereien – überall, so Jakob, würden Industrienähmaschinen benötigt. Der Feinmechaniker verfügt über eine entsprechende Spezialisierung auf Industrienähmaschinen. Er berät, bestellt, liefert und sorgt dann auch für den Service und die nötigen Reparaturen. Dafür ist er oft zum Kunden unterwegs.
Andrea Fellerhoff ist seit 2014 in Dresden. „Ich habe sie im Ruhrgebiet abgeworben, Jetzt ist sie meine rechte Hand“, sagt Jakob. Sie kommt aus Recklinghausen und hatte zuvor schon Osterfahrung gesammelt. „Ich bin ganz freiwillig gekommen und fühle mich großartig hier“, sagt sie. In den nächsten Wochen will sich das Team um Jakob, zu dem noch zwei Teilzeitkräfte gehören, am neuen Standort etablieren. Und vielleicht kommen doch noch Kurse aufs Programm. Platz dafür ist jetzt zumindest vorhanden.
>> Nähmaschinenservice Jakob online
Bürgerstraße 48
Telefon: 0351 8015419
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