Motor Mickten Frank Elsner 3005

Motor Mickten will Projektpartner für Sportareal an der Harkortstraße werden

Der Sportverein Motor Mickten bringt sich bei der Stadt als Projektpartner für die Entwicklung der sechs Hektar großen Brachfläche an der Harkortstraße ins Gespräch. Im April hatte die Mitgliederversammlung dem Vereinsvorstand einen entsprechenden Auftrag erteilt – ohne Gegenstimmen. Für anfallende Projektkosten wurde sogar Geld bereitgestellt. Die Mitglieder bewilligten 10.000 Euro für die Projektentwicklung im Verein pro Jahr.

Das Onlinejournal Pieschen Aktuell hat bei Frank Elsner, Zweiter Vorsitzender des Vereins SV Motor Mickten-Dresden, nachgefragt. Er ist als sachkundiger Bürger Mitglied im Sportausschuss des Stadtrates. Wir wollten auch wissen, wie er die neue Sportförderrichtlinie bewertet, die der zuständige Bürgermeister Peter Lames (SPD) zum 1. Juli in Kraft setzen will.

Herr Elsner, was genau soll auf dem Areal des ehemaligen Bahnbetriebswerkes Pieschen geschehen?

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Wir möchten die Fläche mit Angeboten für den Stadtteilsport entwickeln. Es fehlen in der Stadt Orte, an denen in der Zeit von 10 bis 23 Uhr Angebote an alle Altersgruppen gerichtet werden können. Ein weiteres Beispiel: Wir haben keine Sporthallen, in denen wir Wettkämpfe für Rollstuhlfahrer durchführen können. Ein einziges barrierefreies WC ist deutlich zu wenig, wenn man ein Turnier mit fünf oder acht Rollstuhlfahrer-Mannschaften ausrichten will. Von den Duschmöglichkeiten ganz zu schweigen. Auf so etwas sind wir in Dresden nicht vorbereitet. Wir haben mit unserer E-Rolli-Fußballern entsprechende Erfahrungen sammeln können.

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Die E-Rolli-Fußballer trainieren beim SV Motor Mickten. Foto: W. Schenk

Warum ist der Zeitraum von 10 bis 22 Uhr so wichtig?

Die überwiegende Zahl der Sporthallen ist für den Breitensport nur in der Zeit von 17 bis 22 Uhr zugänglich. Es sind Schulsporthallen. Der große Wettbewerb um die Vereinszeiten findet zwischen 17 und 20 Uhr statt. Mit der Veränderung der Sportförderrichtlinie wird dies ab Juli sogar noch verschärft. Statt bisher 200 sollen knapp 350 Vereine, also fast alle, in den Genuss höherer Ermäßigungen kommen.

Was ist schlecht daran, die Konditionen für Vereine zu verbessern, die nicht nur viele Jugendliche sondern auch viele Mitglieder haben, die älter als 50 Jahre sind?

Günstigere Konditionen für alle Sportinteressierten zu schaffen, ist ein gutes Anliegen. Das wird deutschlandweit so praktiziert. Die Frage ist, wie die Schwerpunkte gesetzt werden. Eigentlich müssen nicht die Preise, sondern die Nutzungszeiten für Sportanlagen deutlich verbessert werden. Das geht nur, wenn die Stadt in eigene Sportanlagen investiert. Dann könnten zum Beispiel die Eltern, wenn sie ihre Kinder zum Sport bringen, selbst auch ein Angebot nutzen – zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Wichtig sind auch Investitionen in Breitensportangebote, nicht nur in Spitzensportanlagen.

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Für viele der 22 Sportarten bietet der Verein Trainingsmöglichkeiten in der eigenen Sporthalle. Foto: Kathleen Pfennig

Was genau meinen Sie damit?

Zum Beispiel: Wir haben vier Stadtteile ohne Schwimmhalle – neben Pieschen sind das Blasewitz, Plauen und Leuben. Dort leben mehr als 230.000 der 550.000 Einwohner Dresdens. Es müssen jetzt nicht vier wettkampftaugliche Hallen gebaut werden, es geht auch kleiner und preiswerter. Ein anderes Beispiel: Frauen und Ältere gehen in die Fitnessstudios, weil sie vormittags nirgend woanders hinkönnen. Für sie ist die Teilnahme am Vereinssport schwierig. Außerdem: Warum soll die Stadt so viel in die Förderung von Olympiakadern investieren. Wenn die Sportler gewinnen, werben sie eher für Deutschland als für Dresden. Das ist ganz klar Bundesangelegenheit.

Zurück zur Harkortstraße. Es gab einen Vorschlag der SPD, dort eine neue Schwimmhalle zu bauen, statt das Sachsenbad teuer zu sanieren. Was halten Sie davon?

Wenn die Bahn vor 17 Jahren das Grundstück verkauft hätte, müssten wir darüber heute nicht reden. Wir als Verein waren schon damals der Projektpartner der Stadt für die Entwicklung dieser Fläche. Das wollen wir jetzt wieder erreichen. Neben Sportangeboten können wir uns, wie die SPD, dort auch Gewerbe vorstellen. Es sollte aber sport- oder sozialorientiert sein, wie zum Beispiel Ausrüster für Behindertensportler oder soziale Dienstleister. Die Sportangebote dort sollen sich an alle richten. Expertenanalysen zum Sport als Wirtschaftfaktor zeigen ganz klar, dass vier von fünf Brötchen im Breitensport gebacken werden. Hier lässt die Stadt einfach noch zu viel Potenzial ungenutzt liegen.

Und wie stehen Sie zu neuer Schwimmhalle oder Sachsenbad-Sanierung?

Wie gesagt. Nicht jede Schwimmhalle muss wettkampftauglich sein. Vielleicht gelingt es, mit vielseitigen und inklusiven Nutzungsangeboten in der Harkortstraße eine wirtschaftlich erfolgreiche Betreibergesellschaft aufzubauen, die sich dann auch um das Sachsenbad kümmern kann. Die finanzierbare Zukunft von Sport und Freizeit gehört den allseits erreichbaren Verbundlösungen, die wir im Handel (Elbepark), im Nahverkehr (VVO) und seit hunderten von Jahren in den Schulen vorfinden. Kein Mensch wechselt zwischen Mathe und Deutsch den Stadtteil.

Herr Elsner, vielen Dank für das Gespräch.

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