Seit dem 30. Januar ist die K-hoch-3 Dresden GmbH Besitzer des Hauses Konkordienplatz 3. Unterstützt wurden sie dabei vom Mietshäuser Syndikat, das damit die Zahl seiner Hausprojekte in Dresden auf sechs aufstocken konnte. An den sechs Standorten haben sich mehr als einhundert Mieterinnen und Mieter zusammengeschlossen, sanieren gemeinsam die Häuser und profitieren von den langfristig günstigen Konditionen.
Auch am Konkordienplatz haben die meist schon langjährigen Bewohner ihr Haus als selbstorganisierte Gemeinschaft übernommen. Praktisch auf den letzten Drücker wurde die Finanzierung gestemmt. Weil die Bank zuletzt einen deutlich höheren Eigenkapitalanteil verlangte, drohte das Vorhaben der acht Mitglieder des Hausvereins Koko3 kurz vor der Ziellinie zu scheitern. Durch Unterstützer aus dem eigenen Umfeld und mit Hilfe des Netzwerkes des Mietshäuser Syndikats, das deutschlandweit mehr als 110 Hausprojekte unterstützt, gelang es, rund 150.000 Euro an Direktkrediten zu mobilisieren.
Inzwischen können Annekatrin Härtel und Martin Billert entspannt davon erzählen. Sie sind von Anfang an dabei, Billert ist einer der beiden Geschäftsführer der K-hoch-3 GmbH. „Drei Jahre haben wird an dem Projekt geschraubt. Das ging mit komplizierten Gruppenprozessen einher“, erinnert er sich. Drei Tage vor dem vorsorglich organisierten Notartermin sei dann die Finanzierungszusage der Bank gekommen. „Wir hatten noch gar keine Gelegenheit, den Abschluss des Kaufvertrages richtig zu feiern“, meinte Annekatrin Härtel. Schließlich könne man nun beruhigt in die Zukunft schauen. „Das Projekt sichere den Hausbewohnern einen selbstverwalteten, günstigen Wohnraum“, meint Härtel. Das sei ein echter Grund zum Feiern. Die Miete werde langfristig unter 5 Euro pro Quadratmeter bleiben. Das reiche, um die Kredite zu bedienen, schrittweise die Sanierung zu finanzieren und einen kleinen Teil als Solidarbeitrag in den gemeinsamen Syndikatstopf abzuführen.
Die nicht-kommerziell organisierte Beteiligungsgesellschaft unterstützt Projekte zum gemeinschaftlichen Erwerb von Häusern, die selbstorganisiert in Gemeineigentum überführt werden. Sie sind damit dem Immobilienmarkt entzogen und können nicht weiterverkauft werden. Im basisdemokratisch arbeitenden Netzwerk der über 110 Wohnprojekte wird ein Solidartransfer zwischen leistungsfähigeren und finanzschwächeren Projekten organisiert.
Das Haus am Konkordienplatz hat acht Wohnungen und einen kleinen Hinterhof. Das Erdgeschoss ist derzeit unbewohnt. Das soll sich bald ändern. Mieter für die eine Wohnung gibt es bereits, die andere, kleinere Wohnung soll der neue Gemeinschaftsraum werden. Derzeit ist die Küche in der WG im 2. Stock das Haus-Wohnzimmer. Hier wohnen Annekatrin und Martin und dessen Tochter. In der großen Küche mit Tisch, Stühlen und Sofa ist der Treffpunkt. Weil es in der dritten Etage keine Bäder gibt, teilen sie die Bewohner auch das WG-Bad. Wer oben wohnt, muss fit sein. Es gibt keine elektrischen Türöffner. Wenn es klingelt, heißt es „Treppe runter und Haustür öffnen“.
Im ganzen Haus wird noch mit Öfen geheizt. Eine zentrale Heizungsanlage ist geplant. Zu den Sanierungsauflagen im Kaufvertrag mit der Stadt gehören auch die Instandsetzung des Daches, der Fenster und der Fassade auf der Straßenseite. „Als erstes ist das Dach dran“. Da herrscht Einigkeit bei den Bewohnern. Wie dringend die Reparatur ist, zeigt ein Blick auf den Dachboden. Bestimmt zwanzig Schüsseln oder alte Farbeimer stehen überall da, wo es zwischen den Dachziegeln hindurchtropft. Sommer 2018 sei das Ziel, so Billert. Wo Eigenleistung möglich ist, soll sie auch erbracht werden. Jetzt werden Handwerker gesucht, die zu dem Hausprojekt passen. Sie sollten Verständnis mitbringen und die Eigenleistungen der Bewohner im Bauablauf mit einplanen.
Das wird noch einige Gruppengespräche erfordern, sind sich Härtel und Billert einig. Um diese möglichst konfliktfrei zu überstehen, werden die Vereinsmitglieder seit einigen Monaten von zwei Moderatorinnen unterstützt. Weil sie die hier gesammelten Erfahrungen für ihre eigene Arbeit nutzen können, ist die Moderation unentgeltlich. „Unser Projekt erfordert auf Jahre hinaus viel Kraft“, betont Martin Billert und fügt hinzu. „Wir haben eine Verantwortung für das Haus und für die Gemeinschaft. Es soll alles fair und menschlich ablaufen“.
Das sieht auch Annekatrin Härtel so. Die anstehenden Bauarbeiten müssen mit dem Lebensrhythmus der Vereinsmitglieder in Übereinstimmung gebracht werden, meint sie. Schließlich könne keiner plötzlich seinen Job aufgeben. Entscheidend sei, dass niemand mehr Angst vor einer Mieterhöhung oder einem Verkauf des Hauses haben muss. „Das ist vorbei“, sagt die Bühnenmalerin. Die Beteiligung des Mietshäuser Syndikats an der K-hoch-3 Dresden GmbH stelle zudem sicher, dass das Haus nicht verkauft werden könne. So sei es auch möglich, dass Mieter oder Mieterinnen aus dem Haus ausziehen. Dann würden Nachfolger, die sich der Verantwortung des Hausvereins bewusst sind und zur Gemeinschaft passen.
Mietshäuser Syndikat – Hausprojekte in Dresden
- Betriebsküche Dresden, Berliner Straße, Kauf 2014, 560 Quadratmeter Wohnraum für 12 (zahlende) Menschen und Kinder
- RM16, Robert-Matzke-Straße, Kauf 2014, 480 Quadratmeter Wohnraum für 12-14 Menschen
- Mangelwirtschaft, Overbeckstraße, Kauf 2014, 396 Quadratmeter Wohnraum für 20 Menschen
- 2n40, Wilhelm-Franke-Straße, Kauf 2014, 660 Quadratmeter Wohnraum für 24 Menschen
- Weinberg 21, Weinbergsweg, Kauf 2016, 923 Quadratmeter Wohnraum für 30 Menschen
- Koko3, Konkordienplatz, Kauf 2017, 506 Quadratmeter für 8 Erwachsene, vier Kinder, zwei Hunde
2 thoughts on “Konkordienplatz 3 gehört jetzt den Bewohnern – Sanierung startet mit dem Dach”
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Geiler Scheiß! Schön, dass das geklappt hat.