Der Stadtrat will die Zukunft des Sachsenbades umfassend prüfen lassen. Nur einen Verkauf haben alle Parteien als mögliche Option ausgeschlossen. Ein entsprechender Antrag wurde von den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bau am Mittwochabend einstimmig verabschiedet. Der von der CDU-Fraktion initiierte umfassende Prüfauftrag war im Ausschuss um Forderungen aus den Reihen der Grünen, der Linke und der SPD ergänzt worden. Bei der Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2017/18 hatte sich die rot-grün-rote Stadtratsmehrheit zudem in letzter Minute noch auf die Bereitstellung von 125.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zum Sachsenbad geeinigt.
Schon bei der Vorstellung des Antrages im September 2016 hatte CDU-Stadtrat Veit Böhm mit Blick auf die Pläne der Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ und andere mögliche Optionen erklärt, dass die Prüfung sehr breit angelegt sei und in der Debatte auch gern noch erweitert werden könne. Das ist nun geschehen. Grünen-Fraktionschef Thomas Löser lobte die Diskussionskultur im Ausschuss. „Das war ein sehr guter Stil der CDU-Stadträte“, sagte er. Die Pieschener Grünen-Stadträtin Kati Bischoffberger, die sich schon lange für eine Zukunft des Sachsenbades einsetzt, freute sich über die „konstruktive und kollegiale Zusammenarbeit mit den anderen Stadträten im Stadtteil und im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau“.
Geprüft werden soll die Nutzung des Sachsenbades sowohl als Schwimmbad als auch „als Gesundheitsbad mit Möglichkeiten für medizinische Angebote“. Die Stadträte wollen in diesem Zusammenhang Aussagen der Verwaltung zum „Bedarf für Schwimmangebote im Dresdner Nordwesten vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung bis 2025“. Damit findet sich die Idee der Bürgerinitiative im Prüfauftrag wieder. „Pieschen ist ein Stadtteil mit einem hohen Anteil an jungen Familien mit Kindern, auch der Bedarf an Schwimmfläche wird hier wachsen“, ist Bischoffberger überzeugt.
Geeinigt haben sich die Auschussmitglieder auch darauf, dass die unter der Federführung der Stesad 2009 erstellte „Studie zur erneuten Nutzungsaufnahme als gesundheitsorientiertes Schwimmbad“ fortgeschrieben werden soll.
Die Prüfung der Marktsituation für eine freie Veräußerung ist dagegen vom Tisch. Hier folgten die Stadträte dem Votum des Ortsbeirates Pieschen, der einen Verkauf auf seiner Sitzung im November abgelehnt hatte. Statt dessen soll geprüft werden, „inwieweit eine Wiedernutzbarmachung des Gebäudes im Rahmen einer Konzeptausschreibung bzw. eines Interessenbekundungsverfahrens durch Vergabe eines Erbbaurechts möglich ist“.
Einen ersten Wermutstropfen hat Innenminister Markus Ulbig (CDU) in den Kelch der Hoffnung auf Förderung durch Land, Bund und EU gegossen. In einem Brief an Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) schließt er eine Förderung des Sachsenbades als Schwimmbad aus. In der „Bedarfsanalyse Hallenbäder“ aus dem Jahr 2013 habe die Stadt erklärt, dass „eine Sanierung des Sachsenbades als Schwimmbad aus wirtschaftlichen Erwägungen kurz- und mittelfristig nicht mehr verfolgt wird“, schreibt Ulbig. Man habe sich darum für eine Förderung des Schwimmsportkomplexes Freiberger Platz entschieden. Zu Fördermitteln aus Programmen des Denkmalschutzes oder des Städtebaus könnten dagegen nur Aussagen auf der Grundlage von konkreten Bauvorhaben getroffen werden, so der Innenminister. Ulbig hat seit der Landtagswahl 2014 das Direktmandat als CDU-Abgeordneter im Wahlkreis 47, in dem das Sachsenbad liegt. Bischoffberger findet diese Absage „bedauerlich“. Ulbig hätte die „Ergebnisse der Fortschreibung der Stesad-Studie und die aktualisierte Erhebung des Bedarfs für Schwimmangebote im Dresdner Nordwesten abwarten können“, kritisierte sie.
Vor dem Hintergrund der mehr als 4.000 Unterschriften unter die Sachsenbad-Petition und dem Votum des Stadtrates plädierte Grünen-Fraktionschef Löser dafür, dass der städtische Eigenbetrieb Sportstättenbetrieb sein Bäderkonzept noch einmal überarbeitet. Dabei müssten auch die Bevölkerungsentwicklung im Norden und besonders in Pieschen sowie auch drei neue Schulstandorte mit mehr als 2.000 Schülerinnen und Schülern berücksichtigt werden.