Linke, SPD und Grüne können sich nicht auf eine klare Zukunft für das Areal am Leipziger Bahnhof einigen. Weil ein Teil der Linke-Fraktion vor allem wegen der Lärmbelastung an der Möglichkeit des Wohnungsbaus zweifelt, kam eine Mehrheit für das Globus-Aus an diesem Standort nicht zustande. Der Antrag, den am 6. März 2014 verabschiedeten Aufstellungsbeschluss zum B-Plan 6007 aufzuheben, scheiterte, weil sich die meisten Stadträte der Linke-Fraktion der Stimme enthielten. In den Ortsbeiräten Neustadt und Pieschen hatte es noch eine Mehrheit für die Aufhebung des B-Plans gegeben.
Statt dessen soll nun die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Investor Globus einen alternativen Standort in Dresden suchen. Darin wiederum war sich die rot-grün-rote Kooperation einig.
Damit lässt der Stadtrat das seit April 2015 bestehende Dilemma für die Verwaltung weiter bestehen. Sie muss doppelt planen – eine Variante mit Globus und eine ohne Globus. Damals hatte der Stadtrat mit dem Beschluss zum Masterplan für die Leipziger Vorstadt mehrheitlich festgelegt, dass ein großflächiger Einzelhandel ausgeschlossen sein soll. Gleichzeitig besteht der Aufstellungsbeschluss vom März 2014 nun weiter.
„Die Standortentscheidung war von Anfang an falsch“, sagte Grünen-Fraktionschef Thomas Löser. Würde Globus dort bauen dürfen, bestehe die Gefahr, dass in der Nachbarschaft weitere große Märkte entstünden. Das könne man dann nicht mehr verbieten. „Wir möchten gern Klarheit schaffen und den B-Plan aufheben“, so Löser. Sein Fraktionskollege Johannes Lichdi ergänzte, dass Großmarkt und Mega-Parkplatz das Zusammenwachsen von Neustadt und Pieschen auf lange Zeit verhindern würden. Tilo Wirtz von der Linke-Fraktion machte die Differenzen zu SPD und Grünen klar. „Ob Wohnen am Leipziger Bahnhof wirklich eine Lösung ist, daran habe ich meine Zweifel“, sagte er.
Kritik kam aus den Reihen von CDU, AfD und FDP. Für CDU-Stadtrat Gunter Thiele ist der Beschluss ein „verheerendes Signal an die Investoren“. Holger Zastrow, FDP/FB-Fraktionschef, prophezeite, dass auf lange Sicht auf dem Areal nichts geschehen werde, wenn man Globus dort nicht bauen lasse. Der Familienkonzern habe ein schlüssiges Konzept vorgelegt, zu dem auch Investitionen in Denkmalschutz und Umwelt gehörten, betonte er. Globus bringe Geld, 300 Arbeitsplätze und wolle die Altlasten beseitigen, sprach sich auch Harald Gilke von der AfD-Fraktion gegen eine Verlegung des geplanten SB-Marktes aus.
Die Grüne-Fraktion hatte den Dresdner Architekturabsolventen Maximilian Kunze als Gastredner eingeladen. Er stellte seine Zukunftsvision eines urbanen Quartiers ohne Großmarkt vor.
Der Stadtrat verabschiedete am Ende der Debatte mit 37 Ja-Stimmen und 30 Nein-Stimmen den Antrag, mit dem der Oberbürgermeister beauftragt wird, gemeinsam mit dem Unternehmen Globus einen alternativen Standort zu suchen und dafür entsprechende Kriterien vorzulegen. Mit 20 Ja-Stimmen, 33 Nein-Stimmen und 15 Enthaltungen wurde der Antrag, den Aufstellungsbeschluss zum B-Plan 6007 – Ansiedlung eines Globus SB-Marktes, aufzuheben, abgelehnt.