„Ist das Feist?“, erkundigt sich ein Gast im Gehen nach der Musik. Nickend bestätigt Holm Weichhold. Schlicht, aber stilvoll wie der Name ist alles im beliebten französisch angehauchten Lokal. Die Baguettes werden hoch gelobt – bis hin zu Superlativen. „Das beste, was Dresden zu bieten hat“, urteilt ein Facebook-Fan. Ich komme leider heute nicht in den Genuss, denn 15 Uhr schließt Holm Weichhold seine Pforten. „Wir mussten das so machen. Sonst schaffen wir das nicht“, erklärt er die Kürzung der Öffnungszeiten.
Mit „wir“ meint Holm seine Baguetteriekollegen und Freund Mario Forberg, mit dem er
die letzten Jahre vereinzelt, die letzten 12 Monate sehr ausgiebig Künstlercaterings stemmt. Ein ziemlich
spannendes Doppelleben. „Wir kommen ursprünglich aus der Punk- und Hardcore-Ecke“, berichtet Holm. In Chemnitz (Kneipe Subway to Peter) und Rosswein organisierten beide viele Jahre Konzerte dieser Musikrichtungen. Die Szene beschäftigte sich schon vor dem Wellness- und Fitness-Hype mit veganer und vegetarischer Ernährung. Die Verweigerung von Tierprodukten politisierte das Essen und stellte die Köche der Künstler vor Herausforderungen. „Fleisch kann jeder“, kommentiert Holm. Mittlerweile ist das Catering der Jungs eine bekannte Adresse. „Wir sind schon mit der Roten Gourmet Fraktion, dem Spitzencaterer der Szene, verglichen worden“, sagt Holm.
Beste Voraussetzungen also, um eine kleine Baguetterie in Pieschen zu übernehmen. Das geschah vor vier Jahren. Die beiden Vorbesitzerinnen suchten Nachfolger, Holm sagte zu. Unterstützt wird er von vier bis fünf Aushilfen. Seine Gäste lieben die Atmosphäre der Baguetterie und Holm bestätigt: „Ich glaube, für viele ist das wie ein Kurzurlaub. Raus aus dem Büro, rein ins Flair.“ Die Kunden schätzen das Herzblut, das Holm als Bedingung für den Erfolg des Ladens ansieht. Sie schätzen auch seine Ruhe, die ihm auch nicht verloren geht, wenn gleich eine ganz Bürogemeinschaft am Tresen steht und Baguettes ordert. Wer will, kann sich die Zeit mit DER ZEIT vertreiben.
Essen ist für Holm Weichhold kein Job, sondern ein weites Feld, das es zu erkunden gilt. Am vergangenen Wochenende besuchte er einen Brotbackkurs im Erzgebirge. Wissen, das er am liebsten gleich in der Baguetterie umsetzen würde. Aber, „Selberbacken wird leider doch zu aufwendig“, muss er sich eingestehen.
In diesem Sommer stemmt er das Festival Back to Future mit. Nicht als Koch, sondern als Organisator. Ein willkommener Perspektivwechsel. So kann er abschätzen, auf was es bei einem guten Catering aus Sicht des Veranstalters ankommt. Während wir auf Barhockern hinter der großen Scheibe sitzen, laufen Menschen freundlich grüßend vorbei. Holm winkt zurück. „Wir sind eigentlich auf der Suche nach einer dritten Schulter“, sagt er. Es könne schon passieren, dass eine Band eine komplette Tourbegleitung wünsche. Abgeneigt klingt Holm nicht. „Wir können jederzeit auch auf einer Wiese los kochen. Wir brauchen nur eine Steckdose.“
>> Ecke Oschatzer Straße 27/Bürgerstraße – Eingang von der Bürgerstraße
>> Montag bis Freitag 10 bis 15 Uhr
One thought on “Die Baguetterie Pieschen – Oase für Bauch & Kopf”
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Das „Subway to Peter“! Cool! Da gab’s schon Ende der 90er Kakao mit Sojamilch – eine ungewöhnliche Sache damals :-)