Thema: Globus

Bürgerinitiative Wohnen am Leipziger Bahnhof 1509

Bürgerinitiative startet Petition für „Wohnen am Alten Leipziger Bahnhof“

Mit einer Petition will die neu ins Leben gerufene Bürgerinitiative „Wohnen und Leben am Leipziger Bahnhof. Alten Bebauungsplan aufheben“ Stimmen gegen den Bau eines großen Einzelhandelsmarktes sammeln. Im nächsten Schritt ist auch ein Bürgerentscheid möglich, erklärte heute die Initiatorin Judith Brombacher. „Es hat mir einfach gereicht“, schilderte sie heute ihre Gemütslage nach der Stadtratssitzung am 1. Juni. Mit 20 Ja-Stimmen, 33 Nein-Stimmen und 15 Enthaltungen, darunter viele aus der Fraktion Die Linke, war der Antrag zur Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses zum B-Plan 6007 gescheitert. Statt dessen wurde die Stadtverwaltung beauftragt, nach alternativen Standorten für den Globus-SB-Markt zu suchen.

bi wohnen am leipziger bahnhof poster

Mit Postern und Postkarten wird für Unterschriften geworben.

Das Areal am Alten Leipziger Bahnhof sei ein „Juwel für die Stadtentwicklung“, betonte Brombacher. Mit der Initiative hätte sie offene Türen eingerannt und viele Unterstützer schon als Erstunterzeichner gewinnen können. 13 waren heute zur Vorstellung der Bürgerinitiative ins „Savoir vivre“ in der Bürgerstraße gekommen. Bis zum 23. Oktober sollen nun Unterschriften für die Petition gesammelt werden. Sie würde sich wünschen, dass sich nicht nur die Zweifler aus der Linke-Fraktion, sondern auch CDU und FDP für eine Alternative zum großflächigen Einzelhandel aussprechen und ein „starkes Signal aus dem Stadtrat senden“. Der Stadtverband der Grünen hat seine Mitglieder zum Unterzeichnen der Petition aufgerufen. „Wir hoffen, dass es in dieser Wahlperiode noch möglich sein wird, dass die Kooperationsmehrheit einen gemeinsamen Nenner im Sinne einer nachhaltigen und stadtteilverträglichen Lösung findet“, erklärte Grünen-Stadtvorstandssprecherin Susanne Krause.

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Die Linke-Stadtratsfraktion hatte gestern einen Antrag präsentiert, mit dem sie vor allem die Möglichkeiten des sozialen Wohnungsbaus am Alten Leipziger Bahnhof prüfen lassen will. „Ob Wohnen am Leipziger Bahnhof wirklich eine Lösung ist, daran habe ich meine Zweifel“, hatte Tilo Wirtz, baupolitischer Sprecher der Fraktion noch im Juni betont und damit die Position einiger seiner Fraktionsmitglieder zum Ausdruck gebracht. Jetzt soll die Stadtverwaltung in dieser Frage Klarheit schaffen. Der Antrag setzt dafür eine Frist bis zum März 2018. Für die Linke-Fraktion ist das Ergebnis auch darum wichtig, weil die Gefahr besteht, dass die rot-grün-rote Stadtratskooperation an der Globus-Frage zerbricht.

Bereits in Kürze kommt der Masterplan Leipziger Vorstadt erneut in den Stadtrat. Dessen Überarbeitung ist abgeschlossen. Weil es den Aufstellungsbeschluss für den Globus-SB-Markt gibt, mussten die Stadtplaner zwei Varianten erarbeiten – mit und ohne Globus. Die Ergebnisse zum Antrag der Linke-Fraktion werden nun sicher abgewartet, bevor der Masterplan verabschiedet wird.

Die heute anwesenden Erstunterzeichner der Petition machten aus ihrer Haltung keinen Hehl. Selbst wenn Wohnungsbau nicht möglich wäre, habe ein SB-Großmarkt in der Innenstadt nichts zu suchen, so die einhellige Meinung. „Pieschen erfindet sich gerade neu. Die Sogwirkung eines großen Einkaufszentrums würde vieles wieder kaputt machen“, sagte Frankreichladen-Besitzer Uwe Sochor. Nach dem Elbepark noch ein weiterer Großmarkt – das würde die jahrelangen Bemühungen um das Sanierungsgebiet Pieschen konterkarrieren, fügte Heide Geiler vom Verein Pro Pieschen hinzu.

Alter Leipziger Bahnhof Dach

Die alten Gebäude sind vom Verfall bedroht. Globus ließ jetzt Schutzdächer errrichten. Foto: J. Frintert

Anja Osiander vom Verein Hufewiesen verwies darauf, dass das deutsche Baurecht sehr restriktiv sei. Die Stadt werde von allen bewohnt. Darum sei es möglich, Grundstückseigentümern zu sagen, was sie dürfen. „Das ist in zwanzig Jahren CDU-Herrschaft in Dresden allerdings etwas in Vergessenheit geraten“, meinte sie und wünscht sich eine diskussionsfreudigere politische Kultur. Sie könne sich gut vorstellen, dass gemeinsam mit den Globus-Investoren eine Zukunftsdebatte angestoßen werde – sowohl über die Entwicklung am Alten Leipziger Bahnhof als auch darüber, was einen modernen Einzelhandel heute ausmache. Erika Schmidt, emeritierte Professorin für Geschichte der Landschaftsarchitektur, findet, dass von der Gestaltung des Alten Leipziger Bahnhofs ein wichtiges Signal für die Baukultur ausgehen könnte.

Andere Standorte für einen Globus-SB Markt in Dresden sind nicht abwegig. Nach Informationen von Neustadt Geflüster und Pieschen Aktuell soll der Familienkonzern aus dem Saarland auch eine Alternative in Klotzsche erwägen. Nahe der Autobahnabfahrt gibt es dort bereits einen Globus Baumarkt. Enrico Wilde, Bereichsleiter Standortplanung bei Globus, wollte dies nicht bestätigen und beantwortete eine entsprechende Frage deutlich allgemeiner. „Wir werden sämtliche Vorschläge vollumfänglich prüfen. Gleichzeitig möchten wir jedoch an dieser Stelle betonen, dass das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs unsere Anforderungen an einen Standort optimal erfüllt und uns bislang keine adäquate Alternative bekannt ist“.

Mit der Allianz für Dresden gibt es bereit einen Akteur, der gegen den Globus-SB-Markt mobilisiert. „Wir kämpfen nicht gegen Globus. Wir wollen an diesem Standort eine andere Stadtentwicklung erreichen“, betonte Brombacher. Da könnten mehrere Initiativen nicht schaden.

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