Auf dem 82 Hektar großen Areal zwischen Washingtonstraße, Lommatzscher Straße und Flutrinne war schon kurz nach der Wende der Bau eines ganz neuen Stadtviertels mit rund 2.000 Wohnungen und Gewerbeflächen vorgesehen. Das damals „Landschaftsstadt Kaditz-Mickten“ genannte Stadterweiterungsgebiet „…liegt im Zukunftstrend. Platz für Gewerbe und Raum zum Wohnen, beide finden wir hier nebeneinander berücksichtigt“, erklärte Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU) im Jahre 1991.
Jörn Walter, bis 1999 Leiter des Dresdner Stadtplanungsamtes, danach Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg, betonte ausdrücklich, dass „…keine herkömmliche Trabantenstadt mit Wohnsilos und Hochhäusern entstehen soll, sondern das grüne Stadttor Mickten.“
Den ersten Preis des dafür im Oktober 1992 ausgelobten Ideenwettbewerbs gewann der 2005 verstorbene Göttinger Architekt Jochen Brandi. Dabei war eine „städtebauliche Kostbarkeit“ die von ihm geplante 600 Meter lange und neun Meter hohe Stadtmauer, welche die Grenze zu diesem Gebiet definiert. In Jörn Walters Vorstellung sollte sie kein monolithisches Bauwerk werden, „…sondern zum Beispiel Ausgrabungsteile aus Dresdens Geschichte und Werke von Künstlern aufnehmen.“
Anfang Juni 1994 bestätigte der Dresdner Stadtrat den Bebauungsplan per Satzung. Im gleichen Jahr begannen die insgesamt 17 Millionen Mark verschlingenden Erschließungsarbeiten. Wenig später legte der Freistaat Sachsen ein Förderprogramm auf, welches einen Baukostenzuschuss von 300 Mark pro Quadratmeter vorsah.
Die ersten Spatenstiche sowohl für die Wohnhäuser als auch für das Gebäude der Sparkassenversicherung Sachsen erfolgten im Frühjahr 1996. Ein halbes Jahr zuvor waren für die Straßen im zukünftigen Wohngebiet die Namen Flößerstraße, Treidlerstraße, Pieschener Straße und An der Flutrinne vergeben worden. Die Radebeuler -, Sörnewitzer- und Brockwitzer Straße sowie der Straße An der Elbaue wurden erst später benannt.
Da sich keine Investoren mehr fanden und die Nachfrage zurückging wurde 2001 das Projekt „Landschaftsstadt Kaditz-Mickten“ aufgegeben. Obwohl es den Projektentwicklern so nicht vorschwebte, beschloss der Stadtrat am 5. Oktober 2001 mit großer Mehrheit den Verkauf von 46.000 Quadratmeter Fläche an die Firma Schäfer IT-Systems. Dies erforderte Änderungen im Bebauungsplan. Die „städtebauliche Kostbarkeit“, die 600 Meter lange und neun Meter hohe Stadtmauer, musste dem im Februar 2004 im Beisein des damaligen Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Dresden Ingolf Roßberg (FDP) offiziell eröffneten Firmengebäude weichen.
Zwei Jahrzehnte nach dem 1994 erfolgten Baustart bleibt festzustellen: Obwohl die Fläche für Wohnbauten komplett erschlossen ist, Straßen angelegt und benannt und sogar Bäume gepflanzt sind, stehen bislang nur die Häuser an der Flutrinne, das Gebäude der Sparkassenversicherung und eben das Werk von ehemals Schäfer IT. Die Stadtmauer als solche wurde nicht gebaut, dafür entstand 2007/08 ein kombinierter Fuß- und Radweg.
Ein im Oktober 2012 durchgeführtes Werkstattverfahren zur Erarbeitung eines neuen städtebaulichen Konzeptes für eine Teilfläche war ein erster Schritt auf dem Weg der inhaltlichen und städtebaulichen Neuausrichtung des Gebietes. Inzwischen hat der Stadtrat den Bau von 620 Wohnungen genehmigt. Insgesamt soll ein Stadtquartier mit mehr als 2.000 Wohnungen für rund 5.000 Bewohner entstehen.
Seit Ende September wird zwischen Washingtonstraße, Lommatzscher Straße und Flutrinne wieder gebaut. Ein symbolischer Spatenstich bildete den Auftakt für die weitere Bebauung der ehemaligen „Landschaftsstadt Kaditz-Mickten“ durch die MiKa-Quartier GmbH & Co. KG.
2 thoughts on “Brendler’s Geschichten: Von der Landschaftsstadt Kaditz-Mickten zum Mika-Quartier”
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Ich denke die Flut spielt bei der Geschichte ja auch ihre Rolle, …fehlt hier aber irgendwie?
Wollen wir hoffen, dass uns ein Hochwasser wie das vom August 2002 künftig erspart bleibt, bei der Aufgabe des Projektes „Landschaftsstadt“ 2001 hat es aber keine Rolle gespielt.