Am 30. April jährte sich der Todestag des 1879 in Schrozberg (Württemberg) geborenen und 1922 von Dresden zum Stadtbaurat für Hochbau und Stadterneuerung berufenen Architekten und Stadtplaners Paul Wolf zum sechzigsten Male.
In den Jahren seines Wirkens in Dresden (1922-1945) schuf er eine Reihe von Bebauungsplänen und zahlreiche Neubauten. Darüber hinaus sind viele Pläne und Bauten unter seiner Leitung entstanden. Im Ortsamtsbereich Pieschen betrifft das unter anderem die Torhäuser des Heidefriedhofes, die Erweiterung der heute zu einem Wohnhaus umgebauten 42. Grundschule in Dresden-Übigau sowie die Wohnhausneubauten Leisniger Straße Nr. 55, Großenhainer Straße Nr.61/63 und Robert-Matzke-Straße Nr.51/53. Zu den bekanntesten Bauten zählen aber zweifellos der Gebäudekomplex des 1928 als Güntz-Altenheim übergebenen heutigen Krankenhauses an der Industriestraße und das Sachsenbad in Pieschen.
Als am 2. November 1929 das 1933 in Sachsenbad umbenannte Volksbad Dresden Nord-West an der Wurzener Straße eröffnet wurde, waren nur zwei Jahre und drei Monate nach der Beschlussfassung durch die Dresdner Stadtverordneten vergangen. Diese hatten in ihrer Sitzung am 7. Juli 1927 die Vorlage über die Errichtung eines größeren Volksbades für die im Dresdner Nordwesten gelegenen Stadtteile genehmigt und 1.3 Millionen Mark für den Neubau bewilligt.
Die damalige Dresdner Tagespresse würdigte das Ereignis entsprechend. So schrieben die „Dresdner Nachrichten“ am 8. November 1929 unter anderem: „Mit dem Bau, bei dem die neuesten Erfahrungen auf dem Gebiet des Bäderwesens berücksichtigt worden sind, ist einem dringenden Bedürfnis der dortigen sehr bevölkerten Gegend abgeholfen worden.“
Noch bevor das Volksbad Dresden Nord-West fertiggestellt und seiner Nutzung übergeben wurde, hatten im Juli 1928 die Dresdner Stadtverordneten beschlossen, im Nordwesten der Stadt auch eine hauptamtlich geleitete Zweigstelle der Städtischen Zentralbibliothek einzurichten. Im Erdgeschoss des Wohnhauses Rehefelder Straße Nr.39b, welches im Zusammenhang mit dem Volksbad gebaut worden war, konnte am 1. September 1930 die „Städtische Bücherei und Lesehalle Nord-West“ als erste Zweigstelle in einem Bibliotheksneubau eröffnet werden.
Die folgenden Ausführungen sind einem Beitrag entnommen, den Veronika Henkel (Städtische Bibliotheken Dresden) der Nordwest Rundschau Nr. IV/2010 zur Verfügung gestellt hatte:
„Sie, die Städtische Bücherei in Pieschen, vereinigte in sich eine Erwachsenen- und eine Kinderbibliothek, einen Lesesaal für 20 Personen und mehrere Arbeitszimmer. Zum Personal gehörten zwei Bibliothekare, sowie ein Techniker und ein Buchbinder. Aus finanziellen Gründen musste von der gleichzeitigen Eröffnung des ebenfalls fertiggestellten Kinderlesezimmers abgesehen werden. Die neue Bibliothek verfügte über einen Anfangsbestand von 5.000 Büchern, eine kleine Handbibliothek von ca. 150 Bänden, 18 Zeitschriften und 18 Tageszeitungen. Erst als eine dritte Bibliothekarin ihre Arbeit aufgenommen hatte, wurde das Lesezimmer, in dem 50 Kinder Platz fanden, am 15. September 1935 seinem Zweck übergeben. Es war für Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren an fünf Tagen in der Woche geöffnet. Mehr als zwei Bücher pro Kind wurden an einem Nachmittag nicht ausgegeben. Nach sechsmaligem Besuch in Folge erhielten sie dann eine Ausweiskarte und ein sogenanntes Leseheft, waren also angemeldet.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) mussten beide Lesezimmer geschlossen werden, nur das Personal zur Aufrechterhaltung der Ausleihe verblieb. Die ‚Städtische Bücherei und Lesehalle Nord-West‘ wurde durch die Bombenangriffe des April 1945 weitestgehend verschont. Unmittelbar nach Kriegsende begannen die Bibliotheksmitarbeiter mit der Sichtung des Bestandes und sonderten laut Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) Bücher mit nazistischen und militaristischen Gedankengut aus. Am 20. Dezember 1945 konnte die Bibliothek und im Januar des Folgejahres, wenn auch unter schwierigen Bedingungen, das Kinderlesezimmer wieder eröffnet werden.“
Während mit Unterstützung des Ortsamtes Pieschen sowie mit Fördergeldern des Freistaates Sachsen die 1930 als „Städtische Bücherei und Lesehalle Nord-West“ eröffnete Bibliothek am 13. Dezember 2000 ihr heutiges Domizil hinter dem Pieschener Rathaus beziehen konnte, verkommt das denkmalgeschützte Sachsenbad zur Ruine.
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