Man nannte den 1854 in Zedtlitz (heute Ortsteil von Borna) geborenen und 1931 in Dresden verstorbenen Maler und Illustrator Oskar Emil Limmer auch den „Dresdner Menzel“ oder den „Journalisten mit dem Zeichenstift“. Anlässlich seines 150. Geburtstages schrieb das Bornaer Stadtjournal 2004: „Seine Bilder zeigen die Unwetterkatastrophen im Osterzgebirge, die Überreichung des Marschallstabes an König Albert von Sachsen, […] die Kruppwerke im Ruhrgebiet, die unzähligen Denkmalsweihen und die Maidemonstrationen in Dresden.“ Und eben auch den „Blick auf Pieschen mit der Elbfähre“, möchte man hinzufügen.
Die vor zwei Jahrzehnten außer Betrieb gestellte Fähre war und ist noch heute als „Jacobs Fähre“ „…für jeden Pieschener ein Begriff! Man kann schon sagen, Jacobs war eine Institution. Ob sich die Pieschener ins Ostragehege übersetzen ließen, um am Sonntag einen Spaziergang zu ‚Onkel Toms Hütte‘ zu machen oder ob Spaziergänger aus dem Ostragehege nach Pieschen wollten, immer fuhr man mit Jacobs Fähre.“ Das und noch viel mehr Wissenswertes über die Fähre kann in „Die Geschichte des Dresdner Vorortes Pieschen“ von Heidemarie und Heinz Glodschei aus dem Jahre 2008 nachgelesen werden.
Der 1924 in Pieschen geborene und im Haus Leipziger Straße Nr.162 aufgewachsene Wolfgang Roder war viele Jahre im VEB Kombinat Robotron beschäftigt. Nach Erreichen des Rentenalters suchte er Anschluss an das Zeitzeugenkabinett der Seniorenakademie Dresden und wurde deren Mitglied. In den Folgejahren bot Wolfgang Roder Führungen durch den Stadtteil Pieschen an und schrieb eigene Kindheits- und Jugenderinnerungen auf. Die letzten Jahre seines fast neunzigjährigen Lebens verbrachte er in einem Pflegeheim. Dort ist er 2013 verstorben. In seinen umfangreichen Aufzeichnungen haben im Abschnitt „Reminiszenzen an das Pieschener Elbufer“ auch Geschichten um und über die Elbfähre einen gebührenden Platz gefunden.
Sich an das „geschäftige Treiben der selbständigen Fleischer Pieschens“ in den 1930er Jahren erinnernd, schreibt er: „Im 1910 nach den damals modernsten hygienischen Erkenntnissen eröffneten Dresdner Vieh- und Schlachthof waren Montag und Donnerstag die Hauptschlachttage. Die Tötung des Schlachtviehs erfolgte gegen Gebühren durch Beauftragte der Stadt. Alle anderen Arbeiten, also auch den Transport vom Schlachthof in die eigene Fleischerei, hatte der Fleischermeister mit seinen Gesellen auszuführen. Für die Pieschener Fleischer waren die An- und Abfahrtswege zu ihren Gewerberäumen durch die ‚halbe Stadt‘ zu lang und somit zu teuer. So transportieren sie per Hand- bzw. Tafelwagen das gekaufte Fleisch zur nahen Elbfähre und ließen es übersetzen.“
„Die vollbeladenen Wagen mussten den steilen Weg bis zur Leipziger Straße hochgefahren werden. Kleinere Wagen wurden noch von den Fleischern mit voller Kraft den Hang hochgeschoben bzw. gezogen. Zur Unterstützung spannten manche Fleischer zwei oder mehr Hunde davor. Mit Peitschenknallen und Flüchen kamen die Wagen langsam hoch. Oftmals mussten zur Entlastung der vollbeladenen Wagen die Gesellen ganze Schlachtstücke auf dem Rücken nach oben tragen. Der Abtransport der beladenen Wagen nach den eigenen Gewerberäumen erfolgte zu Fuß oder durch Pferdelohnfuhren. Wagen mit viel und schwerer Ware wurden gegen Gebühr mit einem ‚Schrägaufzug‘ nach oben befördert.“ Wie das vor sich ging, erklärte der 1929 ebenfalls in Pieschen geborene Johannes Weirauch in der „Festschrift zum Pieschener Hafenfest 2001“ wie folgt: „Am oberen Ende des steilen Weges, der von der Fähre zur Leipziger Straße führt, befand sich unter einer Eisenplatte eine Rolle, über die ein Standseil lief. Der Fleischer hängte das eine Ende des Seils an seinen Wagen und Fährmeister Jakob das andere an die Fähre. Beim Überqueren der Elbe zog das Seil den Fleischerwagen spielend nach oben. Dort wurde es dann ausgeklinkt. Dabei kam der Wagen ordentlich in Fahrt, sodass der Fleischer oft nebenher traben musste.“
In der Geschichte der seit Mitte des 18. Jahrhunderts bestehenden Fährverbindung findet der Name Jacob erstmals 1816 eine Erwähnung. Es ist der Großvater des auf dem Markusfriedhof bestatteten Karl August Jacob. Letzterem wurde im Oktober 1895 das Überfahrtsrecht im Pieschener Winkel auch „von Amts wegen“ zuerkannt. Wortwörtlich heißt es im Kaufvertrag: „Der Kgl. Staatsfiskus überläßt dem Fährmeister Jacob das bisher bereits von ihm und seinen Vorgängern […] ausgeübte Überfahrtsrecht zwischen Pieschen und dem großen Ostragehege in Dresden-Friedrichstadt als ein dringliches im Grund- und Hypothekenbuche einzutragendes Recht für einen […] zahlbaren Kaufpreis von 500 Mark.
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