Mit der 2016 im Abschnitt Dresden-Neustadt bis Radebeul abgeschlossenen Erweiterung des Gleisnetzes für die Dresden-Leipziger Eisenbahn war auch der Abriss der 1898/99 errichteten Eisenbahnbrücken verbunden. Im Bereich des Ortsamtes Pieschen betraf es neben sechs anderen auch die Brücke über die Leipziger Straße in Trachau. Mit ihr hat es eine besondere Bewandtnis! Genau an dieser Stelle war vor 180 Jahren die erste Eisenbahnbrücke im Raum Dresden fertiggestellt und dem Betrieb übergeben worden.
Zwei Sandsteinblöcke von 60 Zentimeter Höhe mit der eingemeißelten Jahreszahl 1837 sowie den Stadtwappen von Leipzig und Dresden künden noch heute als Sachzeugen von der ersten Dresdner Eisenbahnbrücke.
Genau 4,1 Kilometer vom seinerzeitigen Endpunkt an den Scheunenhöfen entfernt, überquerte die 115 Kilometer lange erste deutsche Ferneisenbahn 1837 die von Frachtfuhrwerken stark befahrene „neue“ Meißner Post- und Landstraße“ (heute Leipziger Straße) in der zweiten Ebene. Da sich die beiden Verkehrstrassen unter einem Winkel von 60 Grad kreuzen, bürgerte sich die Bezeichnung „Schiefe Brücke bei Trachau“ ein. Am 9. November 1837 erfolgte die Grundsteinlegung, sieben Wochen danach, am 20. Dezember 1837, war der Bau vollendet.
Unter starker Anteilnahme der Bevölkerung eröffnete am 19. Juli 1838 ein Festzug den Teilabschnitt Dresden-Radebeul (Weintraube) und befuhr damit erstmalig die Brücke. In der Folgezeit fanden im Durchschnitt täglich zehn Zugfahrten mit jeweils 150 Personen statt. Die feierliche Übergabe der zunächst eingleisigen ersten deutschen Fernbahnstrecke, welche die sächsischen Städte Leipzig und Dresden verbindet, fand mit drei festlich geschmückten Sonderzügen am 7. April 1839 statt.
Der Geograph und Schriftsteller Christian Albert Schiffner (1792-1873) erstellte 1838 das zweibändige „Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen“, wobei er die von ihm beschriebenen Orte meist selbst besuchte. Erschienen war es 1840 bei Friedrich Fleischer in Leipzig. Was das damalige Dorf Trachau betraf, so hielt Schiffner unter anderem fest, dass es „eng zwischen der Chaussee und der Eisenbahn liegt sowie Gemüse- und Weinbau betreibt.“ Und weiter: „Am Rande ist die Eisenbahn mittels 6 neben einander gestellte Bögen aus Sandsteinquadern über die Straße hinweg geführt, und man hat hier die Stadtwappen von Dresden und Leipzig angebracht.“
Die Vorortgemeinde Trachau, bis 1899 von Dresden bzw. von Radebeul nur auf der „neuen“ Meißner Post- und Landstraße zu Fuß, mit dem Fuhrwerk oder hoch zu Ross erreichbar, hatte in den 1870er Jahren vor und hinter der Eisenbahnbrücke Tafeln mit folgender Aufschrift anbringen lassen: „Warnung! Das Schnellfahren und Schnellreiten auf dieser Straßenstrecke ist verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet.“
Sechzig Jahre lang erfüllte die 1837 erbaute Brücke alle Anforderungen des rasch anwachsenden Eisenbahnverkehrs, bevor sie im Zuge des Großumbaus des „Dresdner Eisenbahnknotens“ in den Jahren 1898/99 von einer viergleisigen Stahlbrücke mit 15 Meter Stützweite und 4,56 Meter lichter Höhe abgelöst wurde. Die zwei Sandsteinblöcke mit den eingemeißelten Wappen der Städte Leipzig und Dresden sowie der Jahreszahl 1837 wurden in die neue Brücke eingebunden.
Bis ins Jahr 2011 hinein überspannte sie die Leipziger Straße an der Stelle, wo sie 1837 als erste Eisenbahnbrücke im Raum Dresden gebaut wurde. Nun ist die stählerne Brücke einer 2014 übergebenen modernen viergleisigen Betonbrücke gewichen. (Abb.Nr.04-06)
Hinzugefügt sei, dass seit der 1837 fertiggestellten ersten Eisenbahnbrücke immerhin 65 Jahre ins Land gehen mussten, bis am 1. Mai 1902 sowohl für die damalige Dresdner Vorstadt Pieschen als auch für die Vorortgemeinde Trachau ein „Bahnhof“ eingeweiht werden konnte.
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