Zum 1. Januar 1903 wurden Kaditz, Mickten, Trachau und Übigau nach Dresden eingemeindet. Eine der Folgen für die neuen Stadtteile war die Neubenennung von Plätzen und Straßen. Der Rat der Königlichen Haupt- und Residenzstadt hatte im Dresdner Ortsgesetzblatt Nr. 74/1903 folgende Bekanntmachung veröffentlicht:
„In den einverleibten Vorstädten macht sich die Neubenennung der nachgenannten Straßen und Plätze, deren Namen in mehreren Vorstädten übereinstimmend vorkommen oder in den älteren Stadtteilen bereits vorhanden waren oder vorhandenen zum Verwechseln ähnlich sind, erforderlich.“
In Übigau, dessen Straßennetz um 1900 weitgehend ausgebaut war, betraf es zehn von elf Straßen. Sechs der neu zu benennenden Straßen erhielten 1904 die Namen bildender Künstler des 18./19. Jahrhunderts. Es sind dies die Maler und Zeichner Alfred Rethel, Anton Raphael Mengs, Moritz von Schwind und Adrian Zingg, der Bildhauer Christian Daniel Rauch sowie der Kupferstecher Julius Caesar Thäter.
Vierzig Jahre später wurde eine weitere Übigauer Straße nach einem bildenden Künstler benannt. Der Rat der Stadt Dresden hatte im September 1945 die Rück- oder Umbenennung von 30 Straßen und Plätzen beschlossen. Das betraf unter anderem auch die Übigauer Immelmannstraße. Sie heißt seitdem Klingerstraße.
Die Ratsmitglieder des Jahres 1945 hatten wohl ihre Gründe, als sie unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diesen Beschluss fassten, genauso wie der Dresdner Stadtrat von 1990, als er die Rück- oder Umbenennung von rund 300 Straßen, Brücken und Plätzen beschloss. Die Klingerstraße allerdings befand sich 1990 nicht auf dieser langen Liste.
Der Maler, Grafiker und Bildhauer Max Klinger, geboren am 18. Februar 1857 im 1891 nach Leipzig eingemeindeten Plagwitz, verbrachte seine Hauptschaffenszeit in der Messestadt. Dort wurde er 1897 auch Professor an der Akademie der Graphischen Künste. „Er gilt als einer der vielseitigsten und bedeutendsten Künstler des deutschen Symbolismus. In seinen Ölbildern griff er zumeist religiöse Motive auf, die er häufig mit realistischen Elementen verband“, heißt es in dem unter der Autorenschaft von Dr. Karlheinz Kregelin (1931-2004) vor fünfzehn Jahren fertig gestellten Manuskript des „Namenbuch der Straßen und Plätze im Norden der Stadt Dresden“.
Später wandte sich Klinger auch der Bildhauerei zu. Eines seiner bekanntesten Werke ist das von 1899 bis 1902 aus mehrfarbigen Mineralien geschaffene Denkmal des sitzenden Komponisten Ludwig van Beethoven (1770-1827), welches sich im 2004 eröffneten Neubau des Museums der bildenden Künste am Leipziger Sachsenplatz befindet. Klinger verstarb am 4. Juli 1920 in Großjena, das heute zur Stadt Naumburg an der Saale gehört.
Die heutige Klingerstraße, sie verbindet die Werftstraße mit der Kaditzer Straße, trug seit 1918 als Erstbenennung den Namen des 1890 in Dresden geborenen sächsischen Offiziers und Kampffliegers Max Franz Immelmann. Er zählt zu den bekanntesten deutschen Jagdpiloten des Ersten Weltkrieges. „Nach fünfzehn erfolgreichen Luftkämpfen stürzte er im Juni 1916 an der Westfront tödlich ab. Wenige Monate zuvor hatte Immelmann für seinen fliegerischen Einsatz und seine Abschüsse die höchste Tapferkeitsauszeichnung Preußens, den Pour le Mérite, erhalten“, heißt es bei in dem oben schon einmal zitierten Manuskript von Kregelin.
Ergänzend sei erwähnt, dass seit Oktober 1943 das im Zweiten Weltkrieg überwiegend am südlichen Teil der sogenannten Ostfront eingesetzte Schlachtgeschwader 2 der faschistischen Luftwaffe den Namen „Immelmann“ trug. Im April 1961 wurde dem Aufklärungsgeschwader 51 (I) der Bundeswehr der Traditionsname „Immelmann“ verliehen. Die Grabstätte des Max Franz Immelmann mit dem um 1916 vom Bildhauer Peter Pöppelmann (1866-1947) geschaffenen Grabmal befindet sich auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz.
Als 1997 für die neu angelegte Straße an den Elbarkaden ein Name gesucht wurde, hielt die Stadt an der „Künstlertradition“ fest. Die Straße wurde nach der italienischen Kunstmalerin Rosalba Carriera (1675-1757) benannt.
Der Einwohnerzuwachs der Landeshauptstadt macht auch vor diesem Stadtviertel nicht halt. An drei Standorten entstehen derzeit insgesamt 240 neue Wohnungen, 120 davon im „Kastanienpark Dresden“. Unter diesem Namen saniert der Görlitzer Bauträger CBH für mehr als 30 Millionen Euro die 1913/14 errichteten und heute denkmalgeschützten Kasernen längs der Klingerstraße. Die Vermarktung hat die Hamburger Firma GfU Immobilien übernommen.
Die Ostseite der Klingerstraße war in den Jahren zwischen 1965 und 1985 durch die im März 1954 gegründete Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft des volkseigenen Betriebes Transformatoren- und Röntgenwerk mit mehrgeschossigen Wohnblöcken bebaut worden.
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