Die Firma des königlich-sächsischen Kommerzienrates Carl Ernst Grumbt, von 1887 bis 1893 Mitglied im Deutschen Reichstag und von 1897 bis 1909 Abgeordneter im Sächsischen Landtag, ist in einem Atemzuge mit der Steingutfabrik Villeroy & Boch, der Drogen-Appretur-Anstalt des Franz Ludwig Gehe, der Schiffswerft von Ernst Otto Schlick und dem Städtischen Zentralschlachthof mit Viehmarkt zu nennen. Sie alle hatten sich ab 1850 in der 1866 nach Dresden eingemeindeten Vorstadt Neudorf angesiedelt, die seit 1875 zusammen mit weiteren Teilen der Neustadt den Namen Leipziger Vorstadt trägt und 1878 durch Ortsgesetz in den Dresdner Fabrikbezirk einbezogen wurde.
Carl Ernst Grumbt wurde am 2. September 1840 als Sohn eines Maurermeisters in Schandau an der Elbe geboren. Nach Schulbesuch und Kaufmannslehre gründete er am 1. November 1864 in Dresden ein Dampfsägewerk und ließ es am 4. November 1864 in das Handelsregister beim Königlichen Amtsgericht eintragen. Auf eigenem Lagerplatz an der Schulgutstraße in der Pirnaische Vorstadt befasste er sich vorerst mit dem Handel von Holz und Sandstein. Dort, im Haus Nr. 6, bewohnten er, seine in Schmilka als Anna Emilie Fröde geborene Ehefrau (1841-1918) und beider einziges Kind Alfred (1866-1945) eine ganze Etage.
Vier Jahre nach der Firmengründung, am 1. Oktober 1868, pachtete Grumbt die seit 1859 in der Vorstadt Neudorf bestehende zahlungsunfähige Dampfschneidemühle des Friedrich August Krüger. Er brachte sie durch Kauf am 8. Februar 1869 in seinen Besitz und baute selbige zu einem Dampfsäge- und Hobelwerk aus. Das Hauptbüro der Firma befand sich in dem Gebäude Leipziger Straße 33, das bis 1889 noch unter der Nr. 16 geführt wurde.
Durch die ständige Erweiterung der Bereiche Ein- und Verkauf konnten 1876 ein etwa 2.000 Hektar großes Stück Wald in Schluckenau (Šluknov /Tschechische Republik) erworben und 1880 daselbst sowie 1885 in Sohland/Spree je ein Dampfsägewerk errichtet werden. Letzteres war zeitweise eines der größten Sägewerke in Sachsen. Darüber hinaus hatte die Kantholz, Bauholz und Bretter aller Dimensionen herstellende Firma, in der stellenweise 450 Arbeiter Beschäftigung fanden, auch eine Filiale in Hamburg. Die Absatzgebiete des Dampfsäge- und Hobelwerkes waren vornehmlich Sachsen und Norddeutschland.
„In den Jahren bis nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden am Dresdner Schiffsverladeplatz (Leipziger Vorstadt) jährlich etwa zehn Kähne gelöscht und etwa 35 bis 50 Kähne eingeladen. Das Sägewerk war mit einer eigenen Schmalspurbahn mit den Einlade- und Löschplätzen an der Elbe verbunden. Jährlich gingen etwa 1.500 Waggons zu je 10.000 Kilogramm aus und ebenso viele Waggons ein. Vorwiegend auf den Import von Holz angewiesen, bezog die Firma bis 1918 ihr Rohmaterial zum größten Teil aus den Teilstaaten der K. u. k Monarchie Österreich-Ungarn“, heißt 1914 in der Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen der Firma Ernst Grumbt.
Im Zusammenhang mit dem Erwerb der Dampfschneidemühle in der Vorstadt Neudorf zog Carl Ernst Grumbt mit Familie um 1873 von der Schulgutstraße auf die Leipziger Straße Nr. 16, die später Nr. 33 wurde. In direkter Nachbarschaft ließ er sich in den Jahren 1886-1888 die heute denkmalgeschützte Villa Alexander-Puschkin-Platz Nr. 1 im Stile der Neorenaissance errichten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahmen Carl Ernst Grumbt und Ehefrau ihren Wohnsitz dann in der 1898/99 nach Entwürfen des Dresdner Architekten Christian Karl Schümichen (1863-1933) erbauten und im Frühjahr 1945 zerstörten „Villa Grumbt“ am Elbufer des 1921 nach Dresden eingemeindeten Vorortes Loschwitz.
Zu Beginn des Jahres 1892 trat Grumbts Sohn Alfred als Teilhaber in die Firma ein und führte sie nach dem Tod seines Vaters weiter. Seit 1908 war Alfred Grumbt nicht nur Eigentümer der Villa am heutigen Alexander-Puschkin-Platz Nr. 1, sondern auch des 1906/07 vom Architekten Martin Pietzsch (1866-1961) in der Radeberger Vorstadt erbauten Wohnhauses Charlottenstraße Nr. 34. Hier wohnten er und Ehefrau Elsa (1875-1949) bis 1940, verzogen danach auf die Neubühlauer Straße Nr. 11. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Der Geheime Kommerzienrat Carl Ernst Grumbt, einst einer der reichsten Männer im Königreich Sachsen, starb am 19. September 1917 in seiner Loschwitzer Villa, ein Jahr später seine Ehefrau Anna Emilie. Beide fanden ihre letzte Ruhe in der Familiengruft auf dem 1898 angelegten Waldfriedhof Weißer Hirsch, in der auch Sohn Alfred, dessen Ehefrau und weitere Familienmitglieder bestattet wurden.
Das Areal an der Leipziger Straße 33 war in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen. Jetzt ist es Bestandteil des Bebauungsplanes 357c, Elbviertel am Alexander-Puschkin-Platz.
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