Die Hängepartie um die Ansiedlung eines Globus SB-Marktes auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofes lässt den Verfall der denkmalgeschützten Gebäude und Gebäudereste weiter voranschreiten. Seit 2010 versucht die Globus Holding mit dem Bebauungsplan Nr. 6007 eine Genehmigung für ihr Vorhaben auf dem Areal, das von Bahngleisen, der Eisenbahnstraße und der Leipziger Straße begrenzt wird, zu erreichen.
Die Allianz für Dresden, die die Globus-Ansiedlung strikt ablehnt, hat jetzt den Stillstand beim Denkmalschutz kritisiert. „Wir fordern den Grundstückseigentümer dringend dazu auf, seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen und die Gebäude zu sichern und zu schützen“, heißt es in einer gestern verbreiteten Presseerklärung. Auch die Stadt gerät ins Visier der Kritiker. Sie sei „in der Pflicht, ihr völlig unverständliches Nichtstun bei der Denkmalschutzaufsicht aufzugeben“.
Die denkmalgeschützten Gemäuer – teilweise ohne Dach – aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seien ungeschützt jeder Witterung ausgesetzt. Gerade jetzt nage der Schnee mit seiner Feuchtigkeit unbarmherzig an den eisenbahngeschichtlich so bedeutsamen Gebäuden, erklärte Jens Zander, Architekt und Mitglied der Allianz für Dresden. „Die Gebäude benötigen dringend eine komplette Einhausung, wenigstens aber Notdächer“, forderte er. Besonders wenn demnächst die Schneeschmelze einsetze, sei dies enorm wichtig. So sei das Dach des ehemaligen Empfangsgebäudes von 1857 extrem löchrig und über weite Strecken komplett eingefallen. Auch der historische Lokschuppen von 1847 habe überhaupt kein Dach mehr.
Die Verantwortung für den Verfall der Denkmäler könne man nicht zuerst Globus anhängen, erklärte dagegen Rathaussprecherin Anke Hoffmann auf Anfrage. „Der Ausgangseigentümer hat dem Verfall über einen langen Zeitraum nicht entgegengewirkt, so dass bereits vor dem Erwerb durch den jetzigen Eigentümer der heutige, in Teilen ruinöse Zustand schon weitgehend bestanden hat“, sagte sie. Globus habe ein Nutzungskonzept vorlegt, das die Sanierung und Umnutzung wesentlicher Teile der denkmalgeschützten Bebauung auf dem Areal vorsehe. Die Erfahrung der Denkmalsschützer zeige zudem, dass eine Sicherung nur dann zweckmäßig sei, wenn eine konkrete Nutzungsperspektive vorhanden sei. „Ein Denkmal lässt sich nur mit einer angemessenen, auch wirtschaftlich tragfähigen, Nutzung erhalten oder wiederherstellen“, so Hoffmann.
Eine Sicherungsmaßnahme habe es auf dem Gelände gegeben. Sie diente dazu, das unkontrollierte Eindringen von Regenwasser in das Gebäude in der Eisenbahnstraße 1 zu verhindern. In der sogenannten „Grüne Villa“ hatte im vergangenen Jahr der Kulturverein Blaue Fabrik sein neues Domizil bezogen.
Die Globus-Holding wurde bereits gestern um eine Stellungnahme gebeten. Auch eine erneute Nachfrage blieb ohne Ergebnis.
Die Kritiker von der Allianz für Dresden erwarten von Globus jetzt konkrete Maßnahmen. „Notdächer sind in jedem Fall ein zumutbarer Aufwand zum Erhalt des Alten Leipziger Bahnhofes. Der Aufwand hält sich nun wirklich in Grenzen“ “, sagte Zander. Sollte Globus nicht handeln, „muss die Stadt selbst aktiv werden und eine entsprechende Ersatzvornahme Globus in Rechnung stellen. Die gesetzliche Möglichkeit dazu hat sie“, forderte Zander.