Watzke-Chef Mirko Unger über neue Tanks, schwere Fässer und das Parkplatz-Häuschen

Zwanzig Jahre Ball- und Brauhaus Watzke werden im September gefeiert. Gerade wurde in den Ausbau der Brauerei investiert. Mit Mirko Unger, seit fast sechs Jahren Geschäftsführer und für die drei Häuser in Dresden verantwortlich, haben wir über Pläne, Bälle, gutes Essen und natürlich das Bier gesprochen.

Wird das Bier knapp, wenn die Hitze kommt oder Deutschland das EM-Finale gewinnt?

Keine Sorge, das wird nicht passieren. Wir beliefern unsere drei Häuser und die Erste Dresdner Wurstküche mit unserem hausgemachten Bier. Weil die Lager- und Gärkapazität in unserer hauseigenen Brauerei nicht ausreichte, haben wir vier weitere Lagertanks im Keller aufgestellt. Es gibt jetzt auch einen barrierefreien Zugang zum Haus. Für 150.000 Euro wurde im März und April ein neuer Fahrstuhl eingebaut. Da war sechs Wochen lang Muskelkraft gefragt. Insgesamt 900 Fässer mussten die Treppen hoch. Jedes wiegt 67,5 Kilogramm.

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Der Ballsaal ist ein besonderes Watzke-Schmuckstück. Foto: Tom Rothenburger

Jetzt ist Fußball-EM. Profitieren Sie vom ersten Sieg der deutschen Nationalmannschaft? Bereiten Sie sich auf mehr Gäste vor?

Wir haben in allen drei Gasthäusern Fernsehbildschirme im Freien und drinnen Leinwände als Schlechtwetter-Variante. In allen Häusern gibt es eine zusätzliche französische Speisekarte mit fünf Gerichten zur Auswahl. Zum Beispiel eine Merguez, eine in Frankreich beliebte Grillwurst, die wir in unserer Ersten Dresdner Wurstküche frisch herstellen. Sobald der Sommer angefängt, richtig warm zu weden, sitzen die Gäste natürlich lieber auf den Terrassen und im Biergarten. Dort herrscht dann eine ausgelassene Stimmung.

Sie haben Stellenangebote ausgeschrieben – einen Metzger für die Wurstküche, Köche, Küchenchef und Azubis. Ist es schwer, geeignetes Personal zu finden?

Ich denke, dass der gastronomische Markt in Dresden gesättigt ist und sich selbst bereinigen wird. Die schwarzen Schafe haben es immer schwerer, Personal zu bekommen. Wir haben ein sehr motiviertes Team. Das merkt man auch daran, dass 80 Prozent unserer 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu den langjährigen Kollegen gehören.

Sie waren mit dem Ballhaus Gastgeber für das Salsa-Festival vor drei Wochen. Wird das eine dauerhafte Tradition?

Es ist schön und anstrengend, wenn man 3.000 tanzwütige Gäste drei Tage lang bewirtet. So weit ich das beobachten konnte, kamen die Salsa-Fans wirklich aus aller Welt. Das ist eine wirklich schöne Werbung für die Stadt Dresden. Unser Brauhaus und der Ballsaal bieten für das Festival einen sehr passenden Rahmen.

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Hochwasser 2013: Sicher hinter der neuen Schutzmauer.

Das sehen offenbar auch andere Veranstalter so?

Unser Ballsaal ist an den Wochenenden übers Jahr zu 98 Prozent ausgelastet. Bälle von Tanzschulen und Abiturienten, Hochzeiten oder Konzerte. Unser Interesse ist es, den Saal zu vermieten und unseren Gästen ein Rundum-Paket zu bieten. Natürlich hängen wir auch an unseren eigenen Veranstaltungen, zum Beispiel den hauseigenen Bällen.

Was ist ihre Motivation für hauseigene Veranstaltungen?

Nehmen wir unseren Herbstball. Da wird noch Ballkultur zelebriert. Die Gäste kommen in festlichen Gewändern, die Damen in schicken Kleidern, die Herren im feinen Zwirn, im Frack. Aber wenn wir die Fixkosten für den Saal, die Gema, das Personal zusammenrechnen, dann bin ich froh, wenn wir unterm Strich mit Plus Minus Null rausgehen. Aber wir möchten das als Ballhaus sehr gern am Leben erhalten. Unsere Brötchen verdienen wir mit den Fremdveranstaltungen.

Im September feiern Sie 20 Jahre Ballhaus Watzke. Was ist geplant?

Am 10. September bieten wir unseren Gästen den ganzen Tag Halligalli. Unter dem Motto „Erinnerung gesucht“ bereiten wir eine Ausstellung vor mit eigenen Erinnerungsstücken. Gern zeigen wir auch Exponate von alteingesessenen Pieschenern, wenn sie uns diese zur Verfügung stellen. Für die kostenlosen Brauereiführungen lassen wir symbolisch Paul Watzke wieder auferstehen.

Zur Vorbereitung habe ich die historischen Dokumente im Stadtarchiv eingesehen. Das war hochinteressant. So konnte ich einen Schriftverkehr von Wilhelmine Watzke mit der Stadtverwaltung aus dem Jahr 1895 lesen. Sie wollte zum Beispiel zwei Haltemulden für Pferdefuhrwerke vor dem Brauhaus. Schon damals war der Aufwand beim Bauen offensichtlich recht groß.

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Mit dem hausgemachten Bier werden die drei Restaurants und die Erste Dresdner Wurstküche beliefert. Foto: Jörg Schubert

Wie kümmern Sie sich um den guten Ruf. Watzke stand nicht immer für gute Küche.

Das behaupten böse Zungen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Ich bin jetzt seit knapp sechs Jahren hier und habe noch viel vor. Und Ehrlichkeit währt am längsten, dabei soll es auch bleiben.

Verfolgen Sie die Debatte um die Wiederbelebung der Fährverbindung?

Natürlich. Ich fände eine Fähre sehr schön. Da wird es sicher noch weitere Bewegung geben. Ich finde es erst einmal toll, dass wir seit 2011 den Hochwasserschutz haben. Wir waren 2002 arg betroffen. 2013 haben wir dann richtig profitiert von der neuen Anlage.

Was planen Sie für das kommende Jahr?

Wir wollen das derzeit ziemlich verwitterte denkmalgeschützte Parkplatz-Häuschen gegenüber sanieren. Dort entstehen 14 Arbeitsplätze für unsere Verwaltung.

Die letzte Frage: Warum sollen die Gäste ins Brauhaus Watzke kommen?

Wer unser Bier einmal probiert hat, möchte es dann ungern missen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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