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Radverkehrskonzept: Fähre prüfen – Fußgänger und Radler trennen – mehr Piktogramme

Eine Fährverbindung zwischen dem Ostragehege und Pieschen ist auch für Radfahrer von großer Bedeutung. Das bescheinigt der seit gestern öffentlich zugängliche Entwurf des Radverkehrskonzeptes für Dresden. „Die Bemühungen um eine neue Fährverbindung sollten forciert werden“, heißt es in dem mehr als 105 Seiten umfassenden Dokument. Zwei Ingenierbüros und eine Gruppe von Experten aus Verwaltung, Politik, Polizei und Interessenverbänden wie ADAC, ADFC, VCD oder Fuß e.V. haben das Konzept erarbeitet. Es wird nun in den Stadtteilvertretungen vorgestellt und diskutiert und soll im März 2017 vom Stadtrat verabschiedet werden.

Die Arbeitsgruppe hat sich auf einen Katalog mit rund 450 Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrs geeinigt. Es handele sich hier um ein langfristiges Konzept für die kommenden zehn Jahre, hatte Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) bei der Vorstellung erklärt. Rund 44 Millionen Euro sollen in diesem Zeitraum investiert werden. Mehr als 40 Maßnahmen betreffen die Stadtteile Pieschen, Kaditz, Mickten, Trachau, Trachenberge und Übigau. Pieschen Aktuell hat mit Nils Larsen vom Vorstand des ADFC Dresden darüber gesprochen.

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Einschränkung für Gastronomie am Elberadweg gefordert

Larsen kommentiert die wichtigsten Forderungen für den Ortsamtsbereich Pieschen und sorgt auch gleich für einen Aufreger. Um die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger zu erhöhen, plädiert er für eine Einschränkung der gastronomischen Nutzung am Elberadweg zwischen Molenbrücke und Kötzschenbrodaer Straße. Betroffen wäre die Pfälzer Stubb, deren Tische von April bis September jeden Abend voll besetzt sind und die für die Gäste einen wunderschönen Ausblick auf den sommerlichen Abendhimmel bieten. Der Weg sei nach dem Hochwasser 2002 verbreitert worden, so Larsen. Davor habe es keinen Platz für eine gastronomische Nutzung gegeben. „Der ADFC hält es für angemessen, die gastronomische Nutzung auf dem Weg wieder einzuschränken. Es geht beim Elberadweg immerhin um einen Verkehrsweg mit wichtiger lokaler, regionaler und nationaler Bedeutung“.

Keine schnelle Lösung auf der Leipziger Straße

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Leipziger Straße: Weil es an den Haltestellen oft zu eng ist, weichen Raadfahrer auf den Gehweg aus. Foto: W, Schenk

Auf der Leipziger Straße ist eine schnelle Verbesserung für die Radfahrer nicht zu erwarten, obwohl die Trasse einen Schwerpunkt bei Unfällen mit Radfahrern bildet. Sie müssen sich die Straße mit dem Autoverkehr teilen oder können gemeinsam mit Fußgängern die Gehwege benutzen. Das Radverkehrskonzept empfiehlt zwischen Konkordienstraße und Dreyßigplatz einen grundhaften Ausbau der Straße. Dafür gibt es derzeit aber weder eine Planung noch eine Kostenschätzung. Auf dem Abschnitt zwischen der Eisenbahnstraße und der Konkordienstraße soll die Verkehrsorganisation angepasst werden.

„Viele Radfahrer fühlen sich im Mischverkehr auf der Straßen nicht sicher“, kommentiert ADFC-Experte Larsen. Oft würden die Radfahrer zwischen Autos und Bordstein eingequetscht. Um Platz zu schaffen, müssen einige Autoparkplätze entfallen und Straßenbahnhaltestellen umgestaltet werden, fordert der ADFC. „Je nach Platzverhältnissen kommen Radwege, Radfahrstreifen oder Schutzstreifen in Betracht. Dort wo es wenig Platz gibt, muss Tempo 30 angeordnet werden“, präzisiert Larsen die Forderung.

Fußgänger und Radfahrer trennen

Zur gemeinsamen Nutzung von Gehwegen durch Fußgänger und Radfahrer haben die Radexperten eine grundsätzliche Position. „Das lehnen wir ab“, so Larsen. Ausnahmen sollte es nur auf wenig frequentierten Strecken geben. Wo Radler und Fußgänger auf gleichen Wegen unterwegs sind ist es „unfallträchtig und unbequem, wegen der sehr großen relativen Geschwindigkeitsunterschiede. Außerdem ist Radfahren direkt vor Haustüreingängen für die Hausbewohner und die Radfahrer eine Zumutung“, sagt der ADFC-Experte.

Piktogramme für die Bürgerstraße

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Gefahr für Radfahrer: Geringe Abstände zwischen Gleisen und ruhendem Verkehr. Foto: W. Schenk

Ein weiteres Problem sieht das Radverkehrskonzept auf der Bürgerstraße. An vielen Stellen ist der Abstand zwischen ruhendem Verkehr und Straßenbahngleisen für Radfahrer sehr gering und darum gefährlich. Die Radfahrer müssen ständig damit rechnen, dass ein Autofahrer die Tür öffnet, ohne zuvor in den Rückspiegel geschaut zu haben. Das, so Larsen, lasse sich zum Beispiel mit Fahrradpiktogrammen zwischen den Straßenbahnschienen lösen. Damit „würde für Radfahrer und Autofahrer verdeutlicht, wo Radfahrer sicher fahren sollen“.

Weitere Maßnahmen sieht das Radverkehrskonzept zum Beispiel für die Washingtonstraße, die Tichatscheckstraße, die Wurzener Straße, die Lommatzscher Straße, die Riesaer Straße oder die Hansastraße vor.

Von November bis Januar soll das Radverkehrskonzept in den Ortsteilvertretungen vorgestellt und diskutiert werden. Dann besteht die Möglichkeit, über die Maßnahmen und deren Prioritäten für den Ortsamtsbereich zu diskutieren. Die Redaktion von Pieschen Aktuell wird den Termin für die Ortsbeiratssitzung rechtzeitig bekannt geben.

2 Kommentare zu “Radverkehrskonzept: Fähre prüfen – Fußgänger und Radler trennen – mehr Piktogramme

  1. Äh… zwischen Schienen und parkenden Autos zu fahren ist in den seltensten Fällen zu rechtfertigen. Klar mag es als Radfahrer unangenehm sein wenn sich hinter einem der Verkehr staut, aber wenn kein geeigneter Radweg vorhanden ist, geht das halt nicht anders.

    Die dümmste Kollision zwischen Fußgängern und Radfahrern, wenn auch nicht mehr direkt in Pieschen, in meinem täglichen Empfinden ist übrigens an der Tankstelle Ecke Fritz-Reuter/Großenhainer Straße.
    Nicht nur dass da sich genug Radfahrer nicht entblöden in der falschen Richtung auf dem Fußweg zwischen den Hecken umher zu eiern (Straßenseite wechseln ist ja anstrengend – man könnte im Notfall sogar noch durch die Einfahrt der Tankstelle fahren, aber nein… die Leute nehmen die schmalste und kurvigste Möglichkeit, mit Fußgängern im Weg).
    Nein, oben drauf kommen auch noch genug Idioten aus der Fritz-Reuter-Straße auf dem Fußweg gefahren, vmtl. weil sie nicht an der Ampel warten wollen.

    Was ich an der Ecke schon als Fußgänger von Radfahrern gestriffen oder wütend angeklingelt wurde geht auf keine Kuhhaut mehr und ich „freue“ mich schon auf das nächste Mal wenn in der Kurve aus beiden Richtungen Radfahrer kommen und „unerwartet“ kollidieren.

  2. Filburt sagt:

    Wenn man bedenkt, dass sowohl Bürgerstraße als auch Leipziger Straße erst vor wenigen Jahren saniert wurden und was für ein Bockmist dort gebaut wurde, muss man sich wirklich fragen, was diese Stadt eigentlich für unfähige Verkehrsplaner hat.

    Hoffen wir, dass es besser wird.

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