Die Pieschener „Feinkostmeile“ ist um ein Spezialitätengeschäft reicher: Die Ölmanufaktur produziert seit 19. September an der Bürgerstraße 14. Inhaber René Schütze bietet eine feine Auswahl kaltgepresster, unfiltrierter Öle in Bio-Qualität – neben Klassikern wie Raps-, Sonnenblumen- und Kürbiskernöl auch ungewöhnliche Speiseöle aus Senf, Lein, Hanf, Mohn und Leindotter.
Bunte Etiketten entsprechend der Blütenfarbe
„Ich hab hier Produkte, die hochwertig sind, Geschmack haben und vielleicht auch ein paar Leute glücklich machen können“, sagt der 33-Jährige, überzeugt von der Qualität seiner Arbeit. Die Bezeichnung „Ölmanufaktur“ ist Programm: Vom Herankarren der Saaten – die stammen von Biobauern aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg – über die Ölherstellung bis hin zum Verkauf macht Schütze alles selbst.
Die Ladeneinrichtung hat er eigenhändig gebaut, Holzpilze als Regal-Deko geschnitzt, und sogar das Mindesthaltbarkeitsdatum auf den selbstgestalteten Flaschenetiketten trägt er von Hand ein. Lediglich das Pressen übernimmt eine motorgetriebene Mühle, „eine Zylinderloch-Schneckenpresse, um genau zu sein“, fachsimpelt der studierte Lebensmitteltechniker. Der Kamerad aus Edelstahl quetscht in fünfstündiger Arbeit aus jeweils 25 Kilo Saatgut zwischen fünf und sieben Liter Öl heraus. Anschließend muss das Öl rund zwei Tage stehen, damit sich feine Schwebteilchen am Boden absetzen. Dann füllt Schütze es in kleine Flaschen und drapiert sie ins Regal. Besuchern leuchten die bunten Etiketten entgegen. „Die Farben entsprechen jeweils dem Aussehen der Blüten, und beim Hanföl der Farbe der Blätter“, erläutert der Jungunternehmer sein Gestaltungskonzept. Damit die Öle auch wirklich im Mittelpunkt stehen, hat er den Laden zurückhaltend und luftig mit hellem Holz und Glas eingerichtet.
Mohnöl zu Fisch und Hanföl zu Spargel
Aber nur fix ins Geschäft huschen und eine Flasche Öl kaufen ist nicht. René Schütze besteht auf einer Verkostung mit Beratung. „Ich hab alle Öle offen da.“ Also probiert sich der neugierige Gast von den feinen, leichten Ölen aus Mohn und Leinsamen zu den kräftigen aus Raps, Hanf und Kürbiskernen. Der Ölmüller gießt die verschiedenen Sorten in flache Schälchen und erzählt dabei, dass die professionelle Test-Variante eine andere ist: „Der Koch macht sich’s auf die Hand und kostet.“
Schütze weiß das, denn er hat diesen Beruf gelernt und jahrelang ausgeübt, war sogar Küchenchef. Weil ihm jedoch die anstrengenden Arbeitszeiten den Spaß an der Sache verleideten und er gern Genuss mit Forschung kombinieren wollte, bildete er sich in Freital zum Lebensmitteltechniker weiter. Und so weiß er zu jeder Ölsorte allerlei Interessantes zu erzählen. Während der potentielle Kunde also staunt, wie weich und „unkratzig“ Leinöl schmecken kann oder dass Leindotter-Öl nach einer Blumenwiese riecht, erklärt Schütze, dass Leindotter eine uralte Ölpflanze ist, die seit 400 v. Chr. verwendet und inzwischen wieder kultiviert wird, oder dass aus Hanf ein „Mega-Vital-Öl“ mit einem sehr ausgeglichenen Verhältnis von Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren gewonnen wird, das der Körper besonders gut aufnehmen kann.
Tipps für den Verzehr gibt‘s auch dazu: „Man kann die Öle pur essen, ins Müsli und in Smoothies machen, für Salate und zum Marinieren verwenden. Mohnöl passt beispielsweise hervorragend zu Fisch und Hanföl zu Spargelgerichten.“ Für das kommende Jahr plant Schütze, Rezepte anzubieten. 2017 soll es dann auch endlich mit dem Schwarzkümmelöl klappen. „Dieses Jahr ist die Schwarzkümmel-Ernte komplett kaputtgegangen.“
Für die weiter entfernte Zukunft träumt der Genuss-Experte von einer gläsernen Schau-Manufaktur. Doch bis dahin hat er erst mal alle Hände voll zu tun: Nachmittags steht René Schütze im Laden, vormittags presst er die Öle, kümmert sich um den Papierkram und die Akquise, stellt seine Produkte Gaststättenbetreibern vor. „Das Restaurant ‚Felix‘ im ‚Lebendigen Haus am Zwinger‘ nimmt meine Öle, und die netten Jungs vom ‘petit frank‘ untendrunter auch“, berichtet er stolz. Die Nähe zu den Kunden war es auch, die neben der „humanen Miete“ den Ausschlag für Pieschen gegeben hat. „Man hat hier die Leute, die das kaufen. In der Bürgerstraße gibt es ja schon viele Feinkostgeschäfte wie das ‘savoir vivre‘.“ Und lächelnd fügt er an: „Und jetzt auch Dresdens erste, einzige, älteste und kleinste Ölmühle.“
>> Ölmanufaktur
>> Bürgerstraße 14
>> Öffnungszeiten: Mo–Fr 12–18 Uhr
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