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Gerda Kočí ist die leidenschaftliche Leseoma in der Kita Bim Bam Bino

Was tun, wenn die Kinder aus der Vorschulgruppe in der Kita Bim Bam Bino eine Geschichte vom Goldenen Reiter hören wollen? Dann muss man eine erfinden. Gerda Kočí hat da nicht lange gefackelt. Ihre Fantasie hat ihr dabei geholfen. Und dann ist sie mit den Kindern auf die Hauptstraße gezogen und hat ihre Geschichte erzählt. „Mit meiner Königsperücke war ich da die Attraktion“, erzählt die fast 73-Jährige.

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Geist am Stiel. Das gibt es nur bei Gerda Kočí. Foto: privat

Und während sie August den Starken in der Geschichte ein ausgeprägtes Sächsisch sprechen lässt, beherrscht das Pferd das Hochdeutsche. Ihre Geschichten haben König und Ross den Touristenführern abgelauscht, die täglich ihre Runden um das Reiterstandbild drehen. Um den Kindern die Attraktionen in der Hauptstraße vorzuführen, lässt sie die beiden sogar von ihrem Sockel herunter steigen.

Zum Thema Halloween hat sich Gerda Kočí was Besonderes ausgedacht. „Den Quatsch mache ich nicht mit“, war ihre erste Reaktion. Doch dann hat sie ihre eigene Gruselgeschichte geschrieben. Hohle Kürbisse kommen da nicht vor. Die Vorlage bot das Trompeterschlösschen, dass im 16. Jahrhundert vor den Stadttoren Dresdens gestanden hat. Da, wo heute der Spielplatz am Dippoldiswalder Platz ist. Sie lässt es ordentlich spuken in den alten Mauern. Damit die Kinder mitmachen können, bekommt jeder einen Geist am Stiel. Klingt witzig. Und weil die Geschichte gut endet, zerfallen die Geister am Ende zu Staub und keiner muss sich mehr gruseln. Und die Geister am Stiel werden wieder eingesammelt.

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Der Bücherwurm ist seit zwei Jahren immer dabei. Foto: privat

Die ehemalige Kinderkrankenschwester lässt sich immer wieder etwas Neues für ihre Besuche in der Kita einfallen. Aus einem Ägyptenurlaub hat sie eine schön bestickte Dschallabija mitgebracht. Zusammen mit einer ausrangierten und frisch beklebten Zuckertüte samt Schleier als Hut ist das eine perfekte Verkleidung für Märchen aus 1001 Nacht.

Seit zwei Jahren ist ein Bücherwurm bei jeder Lesestunde mit dabei. „Den lasse ich zu Beginn auf meinem Schoß immer herumzappeln“, erzählt Gerda Kočí. Die Kinder würden dann natürlich wissen wollen, warum der Bücherwurm nicht still sitzen kann. „Der ist genauso neugierig wie ihr. Er weiß nicht, welche Geschichte ich heute mitgebracht habe“, antwortet sie dann. Ein bemalter Joghurtbecher als Kopf, mit Wolle umhäkelte Tischtennisbälle als Rumpf und bunter Pfeifenreiniger mit kleinen Holzfüßchen am Ende als Beine – fertig war der Bücherwurm.

Eine kleine Notiz in der Zeitung habe vor sechs Jahren den Anstoß gegeben, sich als Lesepatin zu melden. „Ich musste auch vorlesen“, erinnert sie sich. Das kann sie sehr ausdrucksstark.

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Dschallabija und Zuckertüte für 1001 Nacht. Foto: privat

„Nicht so, wie bei unserem Physiklehrer. Da haben alle nach fünf Minuten fest geschlafen“, lästert sie und lässt sogleich die monotone Stimme kurz auferstehen. Gerda Kočí ist eine von 120 Lesepaten, die regelmäßig in Kitas und Grundschulen in Dresden gehen. 2008 hatten die Städtischen Bibliotheken das Projekt Lesestark! ins Leben gerufen. 2015 gab es sogar eine Ehrung als „Außergewöhnlichste Vorlesehauptstadt“ Deutschlands. Viele Lesepaten würden sich regelmäßig treffen und ihre Erfahrungen austauschen. Das mache viel Spaß. „Dann erzählen wir uns, welche neuen Geschichten wir gefunden haben und wie wir sie vortragen“, sagt die Vorlese-Frau. Kürzlich habe es sogar eine Weiterbildung gegeben – „Helden in Kinderbüchern. Von der Antike bis zur Gegenwart“. In höchsten Tönen schwärmt sie von der Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen der Pieschener Stadtteilbibliothek. „Ich muss nur ein Thema nennen und bekomme prompt eine Auswahl von entsprechenden Büchern zusammengestellt“, nennt sie nur einen Grund für ihr Lob.

Ihre selbst geschriebenen Geschichten stellt Gerda Kočí gern auch in ihrer Schreibgruppe vor. „Da wird kein Blatt vor den Mund genommen“, meint sie und ist froh darüber. „Wir sind zu viert und treffen uns zwei Mal im Monat. Zwei junge Leute sind per Mail angebunden“. Am Ende gehen sie mit einer neuen Hausaufgabe auseinander. Und wie lange will sie noch in die Kita zum Vorlesen gehen? „Bis ich umfalle“, kommt es wie aus der Pistole geschossen aus ihrem Mund. Und so, wie es die resolute Leseoma sagt, kann man ihr das getrost glauben.

Eine Meinung zu “Gerda Kočí ist die leidenschaftliche Leseoma in der Kita Bim Bam Bino

  1. langer sagt:

    die lesepatin ist einfach spitze das gefällt den kindern natürlich ,wenn es so anschaulich gestaltet wird

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